Magnus Hirschfeld

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Berlins Drittes Geschlecht, H. Seemann, Berlin u. Leipzig 1904

Magnus Hirschfeld (* 14. Mai 1868 in Kolberg; † 14. Mai 1935 in Nizza) war ein deutscher Arzt, Sexualforscher und Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung.

Überblick

Als einer der maßgeblichen Pioniere der am Ende des 19. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika entstehenden Sexualwissenschaft skizzierte Hirschfeld bereits in seiner ersten sexologischen Veröffentlichung Sappho und Sokrates oder Wie erklärt sich die Liebe der Männer und Frauen zu Personen des eigenen Geschlechts? (1896) seinen wichtigsten Beitrag zur neuen Wissenschaft: die Lehre von den sexuellen Zwischenstufen. Sie bedeutete eine Transformation der allseits akzeptierten binären Geschlechterordnung hin zu einer radikal individualisierten Sicht: Alle Männer und Frauen sind demnach einzigartige unwiederholbare Mischungen männlicher und weiblicher Eigenschaften. Diese Zwischenstufenlehre diente Hirschfeld als Grundlage seiner Sexualpolitik, die die Emanzipation der sexuellen Minderheiten von staatlicher Verfolgung und gesellschaftlicher Ächtung, „die volle Verwirklichung der sexuellen Menschenrechte“[1] weltweit zum Ziel hatte.

Leben

Magnus Hirschfeld stammte aus einer jüdischen Familie und war der Sohn des Kolberger Arztes Hermann Hirschfeld, der für seine Verdienste im Sanitätsdienst während des deutsch-französischen Krieges zum Sanitätsrat ernannt wurde.[2] Von 1888 bis 1892 studierte er zunächst in Breslau Sprachwissenschaften, dann in Straßburg, München, Heidelberg und Berlin, wo er zum Doktor der Medizin promoviert wurde. In Heidelberg war er Mitgründer der Badenia Heidelberg, die als freie und schlagende Vereinigung 1896 zu den Gründungsverbindungen des Kartell-Conventes der Verbindungen deutscher Studenten jüdischen Glaubens war.[3] Danach eröffnete er in Magdeburg zunächst eine naturheilkundliche und allgemeinmedizinische Arztpraxis; zwei Jahre später zog er ins damals noch eigenständige Charlottenburg bei Berlin.

Am 15. Mai 1897 gründete er in seiner Charlottenburger Wohnung in der Berliner Straße 104 (heute Otto-Suhr-Allee) mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Franz Joseph von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), zu dessen Vorsitzendem er gewählt wurde. Das Komitee war die weltweit erste Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, sexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. Eine Petition an den Reichstag, den berüchtigten Paragraphen 175 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, wurde zwar dort verhandelt, scheiterte aber.

Von 1899 bis 1923 gab Hirschfeld 23 Jahrgänge der Zeitschrift Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen heraus.

Für seine Untersuchungen führte er ab 1903/04 bei Studenten und Metallarbeitern statistische Befragungen zur sexuellen Orientierung durch. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass der Anteil Homosexueller 2,3 % und der Bisexueller 3,4 % an der Bevölkerung sei.[4] Wegen der Befragungsaktion bei den Studenten wurde er von einigen dieser angezeigt und am 7. Mai 1904 wegen Beleidigung verurteilt. Die Münchner Zweigstelle des WhK kritisierte in seiner Versammlung am 22. Januar 1904 Hirschfelds Vorgehen bei der Studentenbefragung und distanzierte sich von Hirschfeld in der Versammlung vom 22. April 1904 aufgrund der Strafanzeigen.

1908 gründete er die Zeitschrift für Sexualwissenschaft, deren Herausgabe er im gleichen Jahr wieder einstellen musste. Die Zeitschrift, die erstmals den Titel Sexualwissenschaft führte, erschien im Leipziger Verlag Georg H. Wigand. Redaktionelle Unterstützung leistete Friedrich Salomon Krauss.[5]

Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr in den Jahren 1907 bis 1909 Hirschfelds umstrittene Tätigkeit als Gerichtsgutachter für sexualkundliche Fragen im Rahmen der Harden-Eulenburg-Affäre; auch im Mordfall Mattonet, wo es um die Erpressung und den Tod eines Homosexuellen ging, sagte Hirschfeld als Sachverständiger aus.[6] Der Coupletdichter Otto Reutter karikierte das analytische Vorgehen des Gutachters und die in Adel und Offizierskorps grassierende Homophobie 1908 in seinem Hirschfeldlied, das bereits auf Schallplatten weite Verbreitung erfuhr und den Bekanntheitsgrad Hirschfelds zusätzlich steigerte. Es ist die erste Schallplattenaufnahme, welche in direktem Zusammenhang mit Homosexualität steht.[7]

1910 prägte Hirschfeld für Personen, die Kleidung des anderen Geschlechts tragen, den Begriff Transvestit.

1914–1933

Im Ersten Weltkrieg ruhte die wissenschaftliche Tätigkeit; Hirschfeld arbeitete als Lazarett-Arzt.

1918 richtete er die Dr. Magnus-Hirschfeld-Stiftung ein, Grundlage für eine weitere Pionierleistung von ihm, die Gründung und Ausstattung der weltweit ersten Einrichtung für Sexualforschung – sein Institut für Sexualwissenschaft. Hirschfeld konnte es am 6. Juli 1919 mit dem Dermatologen Friedrich Wertheim und dem vielseitigen Nervenarzt und Psychotherapeuten Arthur Kronfeld, der das wissenschaftliche Eröffnungsreferat hielt, eröffnen.

Im gleichen Jahr war Hirschfeld Berater und Mitwirkender im ersten Schwulenfilm der Filmgeschichte, Anders als die Andern von Richard Oswald. Hierin spielte er mehr oder weniger sich selbst als einen Arzt, der vermittelt, dass Homosexualität keine Krankheit ist.

1921 organisierte das Institut die „Erste internationale Tagung für Sexualreform auf sexualwissenschaftlicher Grundlage“, an der namhafte Sexualwissenschaftler teilnahmen, die linksliberal orientiert waren und gegen einen bevormundenden Staat in Fragen der Sittlichkeit eintraten. Ihnen war die Überzeugung gemeinsam, dass Sexualwissenschaft die Grundlage für gesellschaftliche Reformen schaffen würde.[8] Hirschfeld gehörte außerdem der Leitung von Adolf Kochs um 1923 gegründeter Körperkulturschule, dem Institut für Freikörperkultur, an.

Auf dem zweiten Kongress, der 1928 in Kopenhagen stattfand, wurde die „Weltliga für Sexualreform“ gegründet, die den Berliner Kongress als ihren ersten zählte und weitere Kongresse in London (1929), Wien (1930) und Brünn (1932) durchführte. Das Zentralbüro hatte seinen Sitz im Institut für Sexualwissenschaft. Im Jahr 1935 wurde die Weltliga für Sexualreform aufgelöst; nur die englische Sektion arbeitete weiter.[8] Neben Magnus Hirschfeld waren aus dem deutschsprachigen Raum auch der Schweizer Psychiater Auguste Forel und der österreichische Soziologe und Ehrenpräsident des Monistenbundes Rudolf Goldscheid in der Weltliga engagiert. Magnus Hirschfeld vertrat auch eugenische Ideen und war Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene.

1920 wurde Hirschfeld nach einem Vortrag in München durch „völkische Rowdys“ schwer verletzt; Zeitungen meldeten sogar schon seinen Tod, und er konnte seine eigenen Nachrufe lesen. Er blieb auch später das Ziel nationalsozialistischer Hetzkampagnen, besonders im Stürmer, und seine Vorträge wurden zunehmend von Schlägertrupps gestört. 1926 reiste er auf Einladung der Regierung der UdSSR nach Moskau und Leningrad. Er blieb ein besonderes Feindbild für die Nationalsozialisten, obwohl sogar einige seine Patienten waren, und konnte sich schon 1930 seines Lebens nicht mehr sicher fühlen. So nahm er 1931 eine Einladung zu Vorträgen in die Vereinigten Staaten an und reiste anschließend hochgeehrt durch Nordamerika, Asien und den Orient.

Ab 1932

Auf Grund von Warnungen betrat er nie mehr deutschen Boden, sondern blieb im Exil, zunächst in Zürich und Ascona in der Schweiz, dann in Paris und Nizza.

1933

1933 wurde die Schließung des Instituts für Sexualwissenschaft durch die Nationalsozialisten angeordnet, das Institut ab dem 6. Mai 1933 von Studenten der Hochschule für Leibesübungen geplündert und zerstört. Die Institutsbibliothek landete zusammen mit einer Büste Magnus Hirschfelds im Feuer der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz (Bebelplatz). Nach Ludwig Levy-Lenz, einem Arzt, der im Institut für Sexualwissenschaft bis 1932 praktizierte, war der Grund für die Zerstörung des Instituts, dass dort auch viele Nationalsozialisten behandelt wurden und die Aufzeichnungen des Instituts Dinge enthielten, deren Bekanntwerden der nationalsozialistischen Führung hätte schaden können.[9] Für Levy-Lenz wenig plausible Mutmaßungen über die wahren Gründe der Institutszerstörung konnten bisher keine Belege gefunden werden.[10]

In Paris scheiterte der Versuch Hirschfelds, mit dem Arzt Edmond Zammert ein neues Institut (Institut des sciences sexologiques) zu gründen. 1934 siedelte er nach Nizza über, wo er 1935 an seinem 67. Geburtstag starb. Auf seinem Grabstein[11] in Nizza steht sein Lebensmotto: „per scientiam ad iustitiam“ (lateinisch „durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“).

Im berühmten Lokal „Eldorado“, das von vielen Transvestiten besucht wurde und in dem auch ‚Damenimitatoren‘ auftraten, war Hirschfeld wohlbekannt und wurde „Tante Magnesia“ genannt. Nach seinem Tod gab es haltlose Gerüchte, dass er selbst Transvestit gewesen sei.[12]

Hirschfeld verfasste zwischen 1933 und 1934 eine Analyse und Widerlegung der nationalsozialistischen Rassendoktrin, die postum 1938 in englischer Übersetzung, unter dem Titel Racism veröffentlicht wurde. Diese Arbeit ist eine der ersten, die den Begriff Rassismus nutzt. Rassismus diene als Sicherheitsventil gegen ein nationales Katastrophengefühl und scheine für die Wiederherstellung der Selbstachtung zu sorgen, zumal er sich gegen einen leicht erreichbaren und wenig gefährlichen Feind im eigenen Land richte und nicht gegen einen achtenswerten Feind jenseits der nationalen Grenzen.[13] Dem Konzept der „Rasse“ konnte Hirschfeld nichts abgewinnen, was von wissenschaftlichem Wert wäre; stattdessen empfahl er die Streichung des Ausdrucks, „soweit damit Unterteilungen der menschlichen Spezies gemeint sind“.[14]

Spätes Privatleben und Erbnachlass

Anfang der 1920er-Jahre lernte Hirschfeld bei einem Vortrag den Mann kennen, „der in den letzten anderthalb Jahrzehnten seines Lebens sein Geliebter sein sollte: Karl Giese“,[15] der mit ihm seitdem zusammenlebte und im Archiv von Hirschfelds Institut arbeitete.

1931 traf er seinen zweiten Geliebten, nämlich „in Shanghai den 23-jährigen Medizinstudenten Tao Li“[16] dessen eigentlicher Name Li Shiu Tong war.

„Hirschfeld lebte ... bis 1935, seinem Sterbejahr, ... mit seinen beiden Geliebten Karl Giese und Tao Li in der Schweiz und in Frankreich“.[17] Zwei Monate vor seinem Tod hatte Hirschfeld „zu seinen alleinigen Erben Li Shiu Tong und Karl Giese eingesetzt, ‚und zwar mit der ausdrücklichen Auflage, ihren Erbteil nicht zum persönlichen Gebrauch zu verwenden, sondern lediglich für die Zwecke der Sexualwissenschaft‘ ...“[18] Dabei wurden Karl Giese die Bibliothek und diejenigen Gegenstände zugesprochen, die aus dem Institut „mit seiner Hilfe aus Deutschland gerettet“[19] worden waren. Karl Giese nahm sich im März 1938 in Brünn das Leben. Seitdem ist sein Besitz einschließlich des hirschfeldschen Erbes verschollen.

Li Shiu Tong, der Hirschfeld im Exil mit seinem Vermögen unterstützt hatte, erhielt Wertpapiere, Bücher und persönliche Aufzeichnungen Hirschfelds. Li (geboren 1907) starb am 5. Oktober 1993 in Vancouver.[20]

Ein Teil seines Erbes, darunter ein tagebuchartiges „Testament“ der Jahre 1929 bis 1935,[21] gelangte 2003 in den Besitz der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft.[22] Ein weiterer Teil befindet sich im Besitz der Erben von Li.[23]

2010 wurde ein weiterer Teil persönlicher Dokumente (z. B. Briefe) entdeckt:[24] Ein Großneffe Hirschfelds, Ernst Maass (1914–1975), der sich um dessen Bestattung gekümmert hatte, hatte sie an sich genommen. Sein Sohn Robert aus New York City überließ 2011 einen umfangreichen Teil ebenfalls der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft.[25]

Einordnung: Hirschfeld, Ulrichs, Queer Theory

Die irrige Ansicht, Hirschfeld habe mit seiner Zwischenstufenlehre nur die Urningstheorie von Karl Heinrich Ulrichs fortgeschrieben, ist wohl zuerst 1904 von Benedict Friedlaender[26] formuliert worden. Sie wurde von Sigmund Freud in seinen diversen Polemiken gegen Hirschfeld aufgegriffen und über Jim Steakley[27] in die heutige Queer Theory importiert.[28] Tatsächlich hat Hirschfelds Lehre mit der These von der weiblichen Seele im männlichen Körper, mit der Ulrichs die gleichgeschlechtliche Liebe der Urninge erklären wollte, schon deshalb nichts gemein, weil Hirschfeld von allen Menschen und nicht bloß von den Urningen annahm, man dürfe „wissenschaftlich [...] gar nicht von Mann und Weib sprechen, sondern nur von Menschen, die größtenteils männlich oder größtenteils weiblich sind“[29]. Ein drittes Geschlecht im Sinne von Ulrichs gibt es in Hirschfelds Sexualwissenschaft nicht. Er hat den Ausdruck nur in einigen populären Agitationsschriften, die sich gegen die Schwulenunterdrückung richteten, verwendet, um so an nicht pejorative Bezeichnungen in der Umgangssprache anzuknüpfen.[30]

Neuerdings unternahm Herzer[31] einen Versuch, die Zwischenstufenlehre als ideologischen Ausdruck der Entwicklung der Individualität in der kapitalistischen Gesellschaftsformation zu deuten.

Kritik

Hirschfeld wurde, zuerst von Volkmar Sigusch[32] vorgeworfen, der eugenischen Politik des Nationalsozialismus vermittelnd statt ablehnend gegenübergestanden zu haben. Er war gegen die Fortpflanzung von Schwulen und Lesben, die seiner Meinung nach aufgrund eines die Homosexualität mitbegründenden Gendefekts nur „geistesschwache“ Nachkommen produzierten.[33]

Man darf bei aller berechtigten Kritik an dieser biologistischen und dekadenztheoretischen Haltung Hirschfelds aber nicht übersehen, dass es in dieser durch Bismarcks Reichseinigung mit Blut und Eisen und die Einführung des § 175 in ganz Deutschland für jeden Homosexuellen gefährlich gewordenen Zeit und durch die Vereinnahmung der Homosexuellen durch die Nerven- und Irrenärzte (allen voran Richard von Krafft-Ebing) im Deutschen Reich nur noch möglich war, über Homosexuelle als Perverse, als gefährliche Jugendverderber und Sittenstrolche, als Gefahr für die Wehrtüchtigkeit der Männer und für die Volksgesundheit – oder eben als Kranke, die Mitleid verdienen – zu sprechen. Karl Heinrich Ulrichs, der selbstbewusst das Recht des „dritten Geschlechts“ der Urninge auf gesellschaftliche und kulturelle Anerkennung eingefordert hatte, ist 1880 nach Italien emigriert. In Deutschland wurde er von den tonangebenden Sexualwissenschaftlern als geistig krank und moralisch verkommen verleumdet und eilig zur Unperson abgestempelt. Seine Publikationen werden während der Zeit des Nationalsozialismus in einer Richtlinie zur „Säuberung“ von Bibliotheken beispielhaft als zu entfernende „volks- und rassezerstörende“ Schriften aufgeführt.[34] In diesem Klima konnte nur die „vermittelnde“ Haltung Hirschfelds, die an das Mitleid appellierte, noch zu einer gewissen Verbesserung der Lage und zum Abbau des militanten Schwulenhasses beitragen.

Nachruhm

Im 1977 gegründeten Berliner SchwuZ wurde ein Zimmer Tante-Magnesia-Raum genannt[35]. Auch nach zwei Übersiedlungen existiert noch ein Raum mit diesem Namen.

1982 wurde in West-Berlin die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft von einer kleinen Gruppe Schwuler und Lesben mit starkem historischen Interesse gegründet. Die Initiative entstand aus den Bemühungen, dass bei den bevorstehenden Veranstaltungen zur 50-jährigen Wiederkehr der Machtergreifung 1933 nicht wieder die Opfergruppe der Homosexuellen weggelassen wird. Des Weiteren sollte wieder ein Institut für Sexualwissenschaft eingerichtet werden, um sich kritisch mit Hirschfelds Arbeiten zu beschäftigen, die sich auch mit Empfängnisverhütung, Sterilisation, Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten oder Bevölkerungspolitik befassten. Mit der Zeit wurden auch andere historische Themen bearbeitet.[36]

Das 1983 eröffnete Magnus-Hirschfeld-Centrum (mhc) in Hamburg als Zentrum für Beratung, Kommunikation, Kultur und Jugend ist heute eine von mehreren Einrichtungen der Schwulen- und Lesbenszene der Stadt.

Ein von 1989 bis 1996 erschienenes schwules Magazin gab sich den Namen magnus. Magnus-Hirschfeld-Ufer in Berlin-Tiergarten

Seit 1990 wird von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung die Magnus-Hirschfeld-Medaille für besondere Verdienste um Sexualwissenschaft und Sexualreform verliehen.

1994 gründete Erwin J. Haeberle am Robert Koch-Institut in Berlin das Magnus-Hirschfeld-Archiv für Sexualwissenschaft, welches seit 2001 an der Humboldt-Universität weitergeführt wird.

Unter dem Titel Der Einstein des Sex wurde sein Leben 1999 von Rosa von Praunheim verfilmt. Die Bezeichnung „Einstein des Sex“ wurde von dem deutschstämmigen US-Journalisten George Sylvester Viereck (1884-1962), der mit Hirschfeld befreundet war und dessen letzte Amerikareise journalistisch begleitete, erfunden und in zahlreichen Zeitungsartikeln verwendet. 1930 erschien im Eigenbrödler Verlag (Berlin/Zürich) Vierecks Buch „Schlagschatten. 26 Schicksalsfragen an Große dieser Zeit“. Es enthält Interviews mit G.B. Shaw, G. Hauptmann, S. Freud, H. Ford, Paul v. Hindenburg, Hirschfeld und anderen. Der Hirschfeld-Beitrag ist überschrieben: „Hirschfeld: der Einstein des Geschlechts“ (Seite 127-150).

Ihm und FannyAnn Eddy zu Ehren wurde eine im Juni 2007 gegründete Stiftung Hirschfeld-Eddy-Stiftung benannt. Dies soll zum Ausdruck bringen, dass der Kampf für die Menschenrechte sexueller Minderheiten in Europa begonnen hat, heute aber auf allen Kontinenten stattfindet. Die Stiftung will unter dem Motto „Kein Knast für Liebe!“ international Menschenrechtsarbeit unterstützen.

Auf Initiative des Lesben- und Schwulenverbands wurde an der Spree, schräg gegenüber vom Bundeskanzleramt und in der Nähe des früheren Wohnortes, am 6. Mai 2008 die Promenade zwischen Moltke-Brücke und Kanzlergarten Magnus-Hirschfeld-Ufer genannt.[37]

Vom 7. Mai bis 14. September 2008 zeigte das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité eine Ausstellung der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft mit dem Titel: Sex brennt. Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft und die Bücherverbrennung.[38]

2011 gründete die deutsche Bundesregierung die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die dazu beitragen soll, die Diskriminierung von homosexuellen und transidenten Menschen abzubauen.[39]


Text: Wikipedia

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