Kloster Limburg

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Das Kloster Limburg (einst Stift „Zum Heilgen Kreuz“ oder Kloster Limburg an der Haardt, nach dem Zerfall oft auch Klosterruine Limburg) ist eine ehemalige Benediktinerabtei, die vom 11. Jahrhundert bis zur Reformation bestand. Die im romanischen Stil errichtete Anlage liegt am Ostrand des Pfälzerwalds auf der Gemarkung der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Bad Dürkheim und ist seit langer Zeit Ruine. Sie zählt zu den größten und bedeutendsten Denkmälern der frühsalischen Baukunst.

Reklamemarken

Geschichte

Frühgeschichte

Das älteste festgestellte Bauwerk auf dem späteren „Linthberg“[Anm 1] ist eine keltische Höhensiedlung.[7][8] Archäologische Ausgrabungen sollen weitere Erkenntnisse zu diesem keltischen Zentrum erbringen.[9] Weitere Zeugnisse der keltischen Epoche im Umland sind das 1864 beim Bau der Pfälzischen Nordbahn zwischen Bad Dürkheim und Wachenheim an der Weinstraße entdeckte Fürstengrab auf dem Heidenfeld sowie Anzeichen für weitere fünf mögliche Fürstengräber und der Fund einer Carnyx, eines keltischen Blasinstruments, bei Umbauarbeiten im Bereich der heutigen Gaststätte im Klosterbezirk. Auch aus der römischen Zeit gibt es Funde.[10]

Hochmittelalter

Im 9. Jahrhundert legten die in Worms residierenden Gaugrafen aus dem Geschlecht der Salier eine Burg an, die den Eingang des Isenachtals beherrschte. Wie die Burg ausgesehen hat, ist weitgehend unbekannt.[Anm 2] Die archäologisch ausgegrabenen Relikte sind spärlich, und die ergrabenen Befunde erfassen nur einen Teil der Anlage. Sie lassen eine Rekonstruktion nicht zu.[11] Es ist nicht bekannt, ob die Burg zur Zeit der Klostergründung noch genutzt oder schon aufgegeben war.[12] Deren militärische Funktion übernahm gut 300 Jahre später die Hardenburg, die 2 km weiter westlich errichtet wurde.

Unter Beibehaltung des Namens in der Umgangssprache, der offiziell allerdings Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ lautete,[13] wurde die Limburg ab 1025[14] als Hauskloster der Salier zu einer Abtei des Benediktinerordens mit Basilika umgebaut. Als Baumeister der Anlage wurde ein Mönch namens Gumbert identifiziert, der 1035 auch kurzfristig als dritter Abt amtierte und dessen Grabplatte erhalten ist, von dem aber sonst kaum etwas bekannt ist.[15] Einige Jahre später begann der Bau des Doms zu Speyer.[Anm 3]

Das Kloster erhielt eine reiche Ausstattung, die sich weit über die Region hinaus erstreckte. Erste Teile der Kirche wurden 1035 in Anwesenheit Kaiser Konrads der Gottesmutter Maria geweiht. Es handelte sich um drei Altäre in der Krypta. Die Weihe der gesamten Kirche erfolgte 1042. Als Patrozinium wurden das Heilige Kreuz, die Jungfrau Maria und der Evangelist Johannes gewählt.[16] Die offizielle Bezeichnung der Abtei lautete: „Stift zum Heiligen Kreuz“. Darauf bezieht sich auch dessen Wappen, ein schwarzes Kreuz auf silbernem Feld.[17]

Als Gunhild von Dänemark, die Gattin des späteren Kaisers Heinrich III., 1038 in Italien starb, wurde ihr Leichnam über die Alpen gebracht und im Kloster beerdigt.[18] Ob das 1935 archäologisch untersuchte Grab, das sich in prominentester Lage fand, direkt vor dem zentralen Altar vor dem Lettner, ihr zuzurechnen ist, bleibt aufgrund der Differenzen zwischen dem anthropologischen Befund und der historischen Überlieferung unsicher.[19]

Am 3. Dezember 1038 beschloss eine Synode im Kloster Limburg in Anwesenheit des Kaisers die heute noch geltende Regel, wann die Adventsonntage im Kirchenjahr liegen und wie sie zu berechnen sind.[20] Vorübergehend, von 1042 bis 1056, wurden die Reichskleinodien im Kloster verwahrt.[21]

Unter Abt Einhard II., der ab 1060 zugleich Bischof von Speyer war, wurde das Kloster Limburg 1065 dem Bistum Speyer unterstellt. Seine Schätze, darunter zahlreiches goldenes liturgisches Gerät und 34 Pfund unverarbeitetes Gold, ließ Einhard II. nach Speyer abtransportieren.[22] Erst 1120 wurde das Kloster wieder vom Bistum unabhängig,[23] die materiellen Verluste aber wurden nicht erstattet.[24]

In der Auseinandersetzung zwischen dem späteren Kaiser Lothar III. und dem staufischen Herzog Friedrich II., dem Erben der ausgestorbenen Salier, kam es 1128 zu einer – letztendlich folgenlosen – wochenlangen Belagerung des Klosters, in dem sich Anhänger der Staufer verschanzt hatten.[25]

Im 12. Jahrhundert hatte die Abtei Münzrecht. Eine entsprechende Privilegierung hat sich nicht erhalten, jedoch sind entsprechende Prägungen von Denaren bekannt.[26]

1196 erhielten die Äbte des Klosters das Recht, die bischöfliche Mitra tragen zu dürfen.[27]

Spätmittelalter

1206,[28] nach anderen Quellen 1237, wurden die Grafen von Leiningen in Nachfolge der ausgestorbenen Salier Schutzvögte des Klosters. Sie nutzten diese Stellung, um in den 1220er Jahren in unmittelbarer Nähe und auf Gelände, das im Eigentum des Klosters stand, die Hardenburg zu errichten. Erst 1249 wurde das Kloster dafür entschädigt.[29]

Bereits 1364,[30] dann erneut 1376 wurden die baulichen Anlagen des Klosters in Fehden der Leininger mit Worms, Mainz und Speyer stark beschädigt. 1404 musste das Kloster den Leininger Grafen zugestehen, wichtige Entscheidungen, die das Außenverhältnis des Klosters betrafen, nicht ohne deren Zustimmung zu treffen.[31]

1416 erließ der Abt eine Gerichtsordnung,[32] 1449 eine Marktordnung für Dürkheim und wandelte den dortigen Jahrmarkt in ein öffentliches Kirchweihfest um, das später als Dürkheimer Wurstmarkt zum größten Weinfest der Welt wurde.

1470/71 kam es im Zuge einer Erbauseinandersetzung im Haus Leiningen zu einem regionalen Krieg, bei dem zunächst leiningische Truppen das Kloster Limburg plünderten. Nur die Bibliothek und die Reliquien wurden im Kloster belassen. Der in die Auseinandersetzung involvierte Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz trug den Sieg davon. Die Leininger mussten ihm beim Friedensschluss auch die Vogtei über das Kloster Limburg abtreten.[33] Diese neue Situation führte in den folgenden Jahren zu ständigen Reibereien zwischen Kloster und den Leiningern,[34] die am 30. August 1504 darin gipfelten, dass Graf Emich IX.[Anm 4] von Leiningen-Hardenburg das Kloster während des Landshuter Erbfolgekriegs niederbrannte.

Auch die innere Verfassung des Klosters gab zur Sorge Anlass. 1481 trat es der Bursfelder Kongregation bei, die das Ziel hatte, die Benediktiner-Klöster zu reformieren.[35]

Frühe Neuzeit

Das Kloster wurde nur teilweise wieder aufgebaut, 1510 bis 1540 ließen die Äbte Werner Breder von Hohenstein († 1531) und Apollo von Vilbel († 1536) zunächst die Wohngebäude und das Refektorium neu errichten. Unterbrochen wurde das 1525 von erneuten Zerstörungen im Bauernkrieg.[36] Die Besetzung des Klosters mit Mönchen war damals nur noch gering. Es waren in der Regel weniger als 10 Personen. Von der Kirchenruine wurde deshalb von 1540 bis 1554 nur noch der Chorbereich wieder hergestellt.[37] Dabei wurde in den Triumphbogen eine Wand eingesetzt, die den Chor von der im Übrigen Ruine bleibenden Kirche abtrennte. Im Chor wurden die gotischen Elemente, etwa die Fenster, eingefügt. Die Mauerhöhe wurde auf die Höhe der Sohlbänke des salischen Baus reduziert und ein Gewölbe eingefügt.[38] Das Kirchenschiff blieb als Ruine stehen, womit der bauliche Verfall der Anlage begann.[39]

Die Reformation traf das Kloster endgültig, als dessen Vogt, Kurfürst Ottheinrich, am 23. Januar 1556 den römisch-katholischen Gottesdienst verbot.[40] 1562 widmete Abt Johann IV. von Bingenheim die Einkünfte, die in (Bad) Dürkheim dem Hospital und dem Antonius-Altar zustanden, um und finanzierte damit die Stelle eines Schullehrers. Der Kurfürst verbot, neue Mönche aufzunehmen. Seine Versuche, den Konvent zur Annahme der Reformation zu bewegen, war nur bei einigen Mitgliedern erfolgreich. Nach dem Tod des Abtes Johann IV. von Bingenheim 1574 wurde kein Nachfolger mehr gewählt. Das Kloster wurde durch die Kurpfalz säkularisiert. Der Konvent bestand damals noch aus einem Prior und zwei Mönchen.[41] Die baulichen Anlagen verfielen nach der Säkularisation endgültig.[42]

Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs versuchte die katholische Seite, sich wieder in den Besitz des Klosters zu setzen. 1621 wurde in Deutz Johann V. Jordans zum Abt ernannt, als österreichische und spanische Truppen die Kurpfalz besetzt hielten. Da aber die lutherischen Schweden in der Auseinandersetzung bald die Oberhand gewannen, wurde er wieder vertrieben. Erst 1645 wurde er vom bischöflichen Generalvikar von Speyer wieder eingesetzt. Allerdings fiel die Abtei im Westfälischen Frieden 1648 wieder an die Kurpfalz, die Abt Johann V. 1650 mit Gewalt vertrieb.[43] Die Anlage wurde in der Folgezeit als Steinbruch genutzt.

Seit dem 19. Jahrhundert

1843[44][Anm 5] kaufte die Stadt Dürkheim die Ruine vom Staat und ließ um sie herum und innerhalb des Kirchenschiffs einen romantischen englischen Landschaftsgarten durch den Heidelberger Universitätsgärtner und großherzoglich badischen Gartendirektor Johann Christian Metzger (1789–1852) anlegen.[45] Damals wurden auch erste Maßnahmen ergriffen, um die Ruine zu erhalten.[46] 1890 und erneut 1925/26 wurden Sicherungsarbeiten durchgeführt.[47]

1935 fanden im Chorbereich und östlich der Klosterkirche archäologische Grabungen zu der Burg, die hier vor dem Kloster stand, statt.[48] 1988 wurden diese Ergebnisse durch Suchschnitte noch einmal bestätigt.[49] Weitere archäologische Grabungen auf dem Gelände sollen die Kenntnisse zu dessen vorgeschichtlicher Besiedlung erweitern.[9]

Um die Bewahrung der der baulichen Reste des Klosters Limburg bemühen sich heute die Stadt Bad Dürkheim, die staatliche Denkmalpflege von Rheinland-Pfalz und die Aktion Limburg e. V. In den Jahren 1969 bis 1982 fanden umfassende – die Ruine auch teilweise ergänzende – Sanierungen statt. Die Ergänzungen waren aus statischen, aber auch aus didaktischen Gründen erforderlich. Zu diesen Maßnahmen zählten 1979 die Wiedererrichtung des Nordturms des Westgebäudes als Widerlager, damit das Westgebäude nicht weiter wegrutschte,[50] das Wiedereinfügen der eingestürzten Ostwand des südlichen Querhauses[51] und die Wiedererrichtung der eingestürzten Krypta 1978 bis 1982.[52]

Am 14. Juli 2017, kurz nach Mitternacht, brach auf der Limburg ein Feuer aus, wodurch die Klosterschänke zerstört wurde. Der Wirt, der im Dach des Gebäudes übernachtete, kam dabei ums Leben.[53][54][55]


Text: Wikipedia

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