Jerusalemhaus

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Karl Wilhelm Jerusalem

Jerusalemhaus ist eine andere Bezeichnung für das Haus am Schillerplatz 5 in Wetzlar (ehemals Winklersches Haus).

1772 erschoss sich hier in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock der braunschweigische Legationssekretär Karl Wilhelm Jerusalem. Goethe, der ihn persönlich kannte und zu jener Zeit ein Praktikum am Reichskammergericht in Wetzlar absolvierte, setzte ihm als Werther in den Die Leiden des jungen Werthers ein literarisches Denkmal. Die Wohnung ist heute eine mit historischen Möbeln und Dokumenten ausgestattete Gedenkstätte.

Im Jerusalemhaus ist die Goethe-Werther-Sammlung untergebracht. Die Spezialbibliothek strebt größtmögliche Vollständigkeit in der Dokumentation von Goethes Roman Die Leiden des jungen Werthers an und hält nicht nur wertvolle zeitgenössische deutsche Ausgaben des Romans bereit, sondern sammelt auch Neuausgaben in jeder erdenklichen Sprache.


Karl Wilhelm Jerusalem

Karl Wilhelm Jerusalem (* 21. März 1747 in Wolfenbüttel; † 30. Oktober 1772 in Wetzlar) war ein deutscher Jurist. Durch seinen Suizid wurde er zum Vorbild für das tragische Ende von Goethes Werther.


Leben

Karl Wilhelm Jerusalem war Sohn des protestantischen Theologen Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem.

In seiner Leipziger Studienzeit lernte er Goethe kennen, den er aber nicht mochte. Danach stand er als Gesandtschaftssekretär in braunschweigischen Diensten. Er studierte am Reichskammergericht in Wetzlar die Prozessführung. Dort traf er Goethe und Johann Christian Kestner wieder.

Durch seinen bürgerlichen Stand wurde er vom Adel nicht angemessen geachtet, hatte Zusammenstöße mit seinen Vorgesetzten und fand – wie Goethe in seiner Frankfurter Juristerei – keine Befriedigung in seiner Tätigkeit. Die unglückliche Liebe zu der bereits vergebenen Elisabeth Herd, Gattin eines kurpfälzischen Legationssekretärs, brach ihm das Herz.

Er erschoss sich am 29. Oktober 1772 in seiner Wohnung am Schillerplatz 5 in Wetzlar und starb am darauffolgenden Tag. Auf dem Tische lag aufgeschlagen Lessings Trauerspiel Emilia Galotti. Die Wohnung ist heute Gedenkstätte (Jerusalemhaus). Dieses Ereignis verarbeitete Goethe im tragischen Ausgang seines Romans Die Leiden des jungen Werthers.

„... von unbefriedigten Leidenschaften gepeinigt, von außen zu bedeutenden Handlungen keineswegs angeregt, in der einzigen Aussicht, uns in einem schleppenden, geistlosen bürgerlichen Leben hinhalten zu müssen, befreundete man sich in unmutigem Übermut mit dem Gedanken, das Leben, wenn es einem nicht mehr anstehe, nach eignem Belieben allenfalls verlassen zu können.“

– Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit

Lessing gab nach dem Erscheinen des „Werther“, als einen Protest gegen die Darstellung Goethes, Jerusalems „Philosophische Aufsätze“ mit einer polemischen Vorrede und scharfen Anmerkungen heraus. Insbesondere war Lessing verärgert, seinen verstorbenen Freund bei Goethe als „empfindsamen Narren“ dargestellt zu sehen, während er Jerusalem als „wahren, nachdenkenden Philosophen“ schätzte. Einer von Jerusalems philosophischen Aufsätzen war bezeichnenderweise eine Verteidigung des Selbstmords.



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