Evangelisches Konsistorium

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Das Evangelische Konsistorium in Berlin ist die Oberste Verwaltungsbehörde der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Es hat seinen Sitz im Evangelischen Zentrum in der Georgenkirchstraße 69 in Friedrichshain. Bis zum Jahr 2000 war es in einem Verwaltungsgebäude im nördlichen Berliner Ortsteil Hansaviertel, Bachstraße 1, Ecke Altonaer Straße, untergebracht.

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Geschichte

Als Nachfolgeorganisation der katholischen bischöflichen Gerichte wirkte das Konsistorium als Gerichtsinstanz für Ehesachen und übernahm im Zuge des landesherrlichen Kirchenregiments zusätzlich die Verwaltung von Schulen und kirchlichen Gebäuden sowie die Berufung und Versorgung der Geistlichen. Als erste lutherische Kirchenbehörde in Berlin nahm 1543 das Kurmärkische Konsistorium seinen Dienst auf. In den Jahren 1735 bis 1826 bildete das Märkische Konsistorium eines der Kollegialorgane im Collegienhaus in der Lindenstraße 15 (jetzt neu nummeriert 14), denen dieses seine Bezeichnung verdankt, das bekanntere war das Kammergericht. Von 1750 bis 1808 unterstand das Konsistorium dem Lutherischen Oberkonsistorium Preußen.[1]

Nach dessen Auflösung 1808 und Übernahme der Kirchensachen durch die neue Kultusabteilung im Preußischen Innenministerium folgte 1817 die Gründung der unierten Evangelischen Kirche in den Königlich-Preußischen Landen. Zuständig für deren Kirchenprovinz Brandenburg, wurde die Behörde nunmehr Königliches Konsistorium Brandenburg zu Berlin genannt. Als Konsistorialpräsident amtierte, wie in den anderen preußischen Provinzen, zunächst immer der jeweilige Oberpräsident, denn die Konsistorien waren für Kirchen- und Schulsachen zuständig. Nach Übergang der Schulangelegenheiten an die neu gebildeten Provinzialschulkollegien ab 1845 wurden eigene Konsistorialpräsidenten berufen. Von 1850 bis zur Verselbständigung der berlin-brandenburgischen Kirchenprovinz zu einer Landeskirche 1948 unterstand das Konsistorium wie diejenigen in den anderen altpreußischen Kirchenprovinzen dem Evangelischen Oberkirchenrat (EOK), dem neuen zentralen Exekutivorgan der altpreußischen Landeskirche. Das Konsistorium saß von 1826 bis 1881 in der Kleinen Jägerstraße 1 in Friedrichswerder. Als die Stadt Berlin zum 1. April 1881 mit einem Sonderstatus aus der politischen Provinz Brandenburg ausgegliedert wurde, blieb die Kirchenprovinz ungeteilt. 1881 zog das Konsistorium in die Schützenstraße 26 [2] in der Friedrichsstadt.

Als das Kammergericht 1913 in sein neues, heute wieder genutztes Domizil verzog, kehrte das Konsistorium wieder in das Collegienhaus zurück, diesmal als alleiniger Nutzer. Nach Fortfall des landesherrlichen Kirchenregiments wurde das Konsistorium eine rein kirchliche Einrichtung und führte fortan die Bezeichnung Evangelisches Konsistorium Brandenburg, der Name wurde nach 1933 in Evangelisches Konsistorium der Mark Brandenburg geändert. Nach schweren Bombenschäden im Frühjahr 1944 wurden einige Dienststellen des Konsistoriums in die Dreifaltigkeitskirch-Gemeindehäuser in der Taubenstraße 3, nach Forst in der Lausitz/Baršć und nach Potsdam verlegt. Am 3. Februar 1945 brannte das Collegienhaus völlig aus.

Ab April 1945 übernahm Otto Dibelius als Bischof die Leitung der Kirchenprovinz Brandenburg.[3] Dibelius, selbst kein Mitglied, beanspruchte die Führung im Konsistorium, das durch Todesfälle, Amtsenthebungen, Vakanzen und Rücktritte – letztere drei entstanden durch die Querelen und Lähmung der kirchlichen Gremien im Kirchenkampf – personell stark reduziert war.[4] In seiner Oktoberausgabe von 1945 meldete das Kirchliche Amtsblatt der Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg, dass zwischen Mai und Oktober 1945 Konsistorialpräsident Johannes Heinrich wunschgemäß in den Wartestand wechselte, sowie die Konsistorialräte Paul Fahland und Hans Nordmann in den Ruhestand bzw. als Pfarrer an die Kirche zum Heilsbronnen versetzt worden seien.[5] Die geistlichen Konsistorialmitglieder Walter Herrmann, Fritz Loerzer, Siegfried Nobiling und Karl Themel, allesamt Anhänger der Deutschen Christen, wurden entlassen.[5] Dibelius besetzte die freien Posten mit Vertretern der altpreußischen Bekennenden Kirche.[4] Das Kirchliche Amtsblatt meldete in seiner Märzausgabe 1946 Erich Andler (Buckow), Hans Böhm, Propst an St. Petri, Günter Jacob und Kurt Scharf als neue Mitglieder des Evangelischen Konsistoriums der Mark Brandenburg.[5] Im Frühjahr 1947 zog das Konsistorium als Mitnutzer mietfrei in das fast unbeschädigte Gebäude des altpreußischen EOK, der ab 1911 in der Jebensstraße 3 in Charlottenburg saß.[6] Im Gebiet der 1948 zur Landeskirche unter dem Namen Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg verselbständigten Kirchenprovinz war das Konsistorium bis 1967 das einzige und so fiel der Namenszusatz weg.

Nach dem Mauerbau lebten 12 der 19 Konsistorialmitglieder in Berlin (Ost) oder im Brandenburgischen, wodurch das Konsistorium, nunmehr unter Vorsitz von Oberkonsistorialrat Werner Hagemeyer, beschlussfähig blieb.[7] Die beschlussfähige Mehrheit der Konsistorialmitglieder im Osten ermächtigte durch Ausnahmeregelung die sieben in Berlin (West) lebenden Konsistorialmitglieder, darunter Konsistorialpräsident Hansjürg Ranke, mit Sitz in der Jebensstraße, für Berlin (West) die Geschäfte des Konsistoriums wahrzunehmen.[7] Das Konsistorium der Region Ost befand sich in der Neuen Grünstraße.[7] Ehem. Konsistorium (West), Bachstraße, Hansaviertel.

Nach der administrativen Spaltung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg ab 1967 in zwei getrennte Regionen (West und Ost) und der Vereinbarung einer Miete ab 1969 für die Räume in der Jebensstraße entstand für die Region West der Landeskirche der Bau in der Bachstraße 9-10, der im Februar 1972 das Konsistorium der Region West aufnahm.[8] Nur die geistliche Leitung beider Regionen blieb mit dem 1966 auf Lebenszeit gewählten gemeinsamen Bischof noch in der Person des Ost-Berliners Kurt Scharf gebündelt, dem die DDR seit einer nach dem Mauerbau genehmigten Dienstreise in den Westen Ende September 1961 allerdings die Wiedereinreise verwehrte.[9]

Im Jahre 2000 zog das 1991 wieder vereinte Konsistorium in den Bau des Evangelischen Zentrums in der Georgenkirchstraße 69, Friedrichshain, wo es noch heute sitzt.


Text: Wikipedia

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