Dorfkirche Stralau

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Ansicht von Stralau mit der Dorfkirche um 1830

Die Dorfkirche Stralau in der Berliner Ortslage Stralau wurde 1464 fertiggestellt und am Bartholomäustag (24. August) desselben Jahres geweiht. Sie ist die älteste Kirche des Ortsteils Friedrichshain im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Boxhagen-Stralau im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte.

Baugeschichte

Die Kirche steht 500 Meter vor dem Ende der Landzunge, auf der Stralau liegt, zwischen der Spree und dem Rummelsburger See, auf dem Stralauer Friedhof. Ihr wuchtiger, weithin sichtbarer neugotischer Glockenturm befindet sich an der Westseite und entstand 1823/1824 nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm Langerhans. Auch sonst hat das Gotteshaus in der langen Zeit seines Bestehens erhebliche Veränderungen erfahren. Von seiner ursprünglichen Gestalt ist nur noch das einschiffige Langhaus mit dem fünfeckigen Chor und dem Turmsockel vorhanden. Sie zeigen das für die Spätgotik typische Mischmauerwerk. Unter den spätgotischen Dorfkirchen Berlins sind Stralau und Dahlem die einzigen, die über die für die Gotik typischen Strebepfeiler (wegen des Gewölbedrucks) verfügen.

1932 musste die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Die für Stralau oft bemerkte Neigung des Turms ist bereits 1934 festgestellt worden. In den Jahren von 1935 bis 1937 wurde die Kirche unter Beibehaltung der überlieferten Formen umfassend erneuert und eine Vorhalle hinzugefügt. Die Windfahne des Turms mit dem Berliner Wappenbären und der Jahreszahl 1737 steht seitdem auf dem Chordach. Das Kreuzrippengewölbe des Kirchenschiffs stürzte bei einem Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs ein. Bis 1949 konnte das Kirchenbauwerk jedoch wieder hergestellt werden. Die kleinste der drei Glocken im Turm gehört noch zur ursprünglichen Ausstattung; sie trägt die Inschrift „Andreas Kepfel aus Lutringen gos mich MDVL“ (1545).

Interieur

Kirchenschiff

Die Konsolen für die Abstützung der Birnstabrippen des Gewölbes zeigen originelle figürliche Darstellungen, die in benachbarten märkischen Landstrichen auch „Hussitenköpfe“ oder „Wendenfratzen“ genannt werden. In zwei Fenstern sind die Reste spätgotischer Glasmalerei zu sehen, die einzigen ihrer Art in Berlin. Altar

Der spätgotische Flügelaltar kam erst 1962 in diese Kirche. Er besteht aus einem Mittelschrein und zwei Altarflügeln, die aus unterschiedlichen Kirchen stammen. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verfügte die Dorfkirche einige Jahre über keinen Altar. Erst durch die Hamsterfahrten des Dorfpfarrers (damals Helmut Klein) wurde der mittlere Schrein gut verpackt auf dem Dachboden eines Pfarrhauses in Massen bei Finsterwalde „wiederentdeckt“. Die Gemeinde dieses kleinen Ortes in der Niederlausitz schenkte der Stralauer Gemeinde nach den abgeschlossenen Reparaturarbeiten am Kirchengebäude diesen Mittel-Altar. Er besteht aus drei etwa ein Meter großen Schnitzfiguren und ist um 1500 entstanden. Die Figuren zeigen Maria mit dem Jesuskind zwischen der Heiligen Barbara und der Heiligen Ursula. Die Flügel wurden um 1475 angefertigt und stellen die Apostel Petrus, Paulus und Andreas dar; sie stammen aus dem Dom zu Brandenburg. Taufstein

Aus dem Märkischen Museum wurde die spätgotische achteckige Kalksteintaufe in Pokalform zurückgeholt; sie ist mit Kerbschnittornamenten verziert und ist wahrscheinlich älter als die Kirche. Orgel

Die heutige Orgel geht zurück auf ein Instrument der Orgelbauer Gebrüder Oswald und Paul Dinse (Berlin) aus den Jahren 1897–1900. Es handelte sich um ein zweimanualiges Instrument auf einer kleinen Empore am Ende des Kirchenschiffs. 1910 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Sauer (Frankfurt/Oder) umgebaut, 1938 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Schuke (Berlin) neu errichtet. Das Instrument fiel 1945 weitgehend einem Bombentreffer zum Opfer. Aus dem noch vorhandenen Pfeifenmaterial wurde 1951 von der Orgelbaufirma Schuke ein neues Instrument mit 18 Registern errichtet. 1992 und 1993 wurden der Spieltisch und die Elektrik erneuert.


Bild: Wikimedia

Text: Wikipedia

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