Bundesdruckerei

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Die Bundesdruckerei GmbH produziert Dokumente und Geräte für die sichere Identifikation und bietet entsprechende Dienstleistungen an. Sie hat ihren Sitz im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Neben kompletten Pass- und Ausweissystemen bietet sie Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Dokumentenprüfgeräte, Sicherheitssoftware sowie Trustcenter-Leistungen an. Darüber hinaus fertigt die Bundesdruckerei Banknoten, Briefmarken, Visa, Fahrzeugdokumente, Tabaksteuerzeichen sowie elektronische Publikationen. Ihr Ursprung liegt in der ehemaligen Reichsdruckerei. Das Unternehmen befindet sich nach der Privatisierung 2000 und verschiedenen Eigentümerwechseln durch Rückkauf des Bundes seit 2009 wieder im Staatsbesitz.

Siegelmarken-Katalog der Reichsdruckerei

Verzeichnis der Siegelmarken mit einem Bezug zur Reichsdruckerei.

bis 1888

1888-1933

1933-1945

Weimarer Republik

Geschichte

Die heutige Bundesdruckerei wurde am 6. Juli 1879 in der Kreuzberger Oranienstraße 91 als Reichsdruckerei gegründet. Sie ging seinerzeit aus zwei Druckereien hervor, die auf Initiative des damaligen General-Postmeisters Heinrich von Stephan zusammengeschlossen wurden: der von Georg Jacob Decker bereits im Jahr 1763 übernommenen Königlich Geheimen Oberhofbuchdruckerei (R. v. Decker) und der 1851 gegründeten Königlich-Preußischen Staatsdruckerei.[1]

Ab 1880 produzierte die Reichsdruckerei neben sämtlichen staatlichen Druckerzeugnissen auch das erste Berliner Telefonbuch, Reproduktionen von Kunstwerken,[2] Postwertzeichen und Patentschriften.

Im Jahr 1905 wurde eine eigene Farbenreiberei gegründet, um eine gleichbleibende Qualität der Druckfarben zu gewährleisten.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurden große Mengen des umlaufenden Münzgeldes eingezogen und der Reichskriegskasse zugeführt. Um Edelmetalle für die Geldproduktion einzusparen, wurden zusätzliche Darlehnskassenscheine zu einer und zwei Mark sowie große Mengen anderer Reichsbanknoten ausgegeben. Damit wurde eine Umstellung vom aufwendigen Kupferdruck hin zum leistungsfähigeren Hochdruckverfahren nötig. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und der steigenden Inflation wurden ab 1922 allein in der Banknotenproduktion über 8600 Mitarbeiter beschäftigt. Die 57 verschiedenen Reichsbanknoten wurden als „Massenware“ auf riesigen Papierrollen im Rotationsdruck produziert.

Der Zweite Weltkrieg richtete auf dem Gelände der Reichsdruckerei große Schäden an. Dennoch konnte die Produktion bis zum 21. Juni 1944 aufrechterhalten werden, bis ein Luftangriff der Alliierten sämtliche Papiervorräte in Brand setzte. Bei einem schweren Bombenangriff am 3. Februar 1945 griffen rund 1500 US-amerikanische Flugzeuge Berlin an und vernichteten dabei etwa die Hälfte aller Verwaltungs- und Produktionsanlagen.

Nach dem Ende des Krieges wurde die Staatsdruckerei in Magistratsverwaltung zur schnellstmöglichen Wiederaufnahme ihrer Arbeit verpflichtet. Im Zuge der immer angespannteren Situation zwischen den Siegermächten drangen die britischen und amerikanischen Alliierten auf die Gründung einer zweiten staatlichen Druckerei im Westen. Es entstand eine Frankfurter Außenstelle, die später nach Neu-Isenburg verlegt wurde. Am 1. September 1949 übernahm die Hauptverwaltung Post- und Fernmeldewesen die Leitung der Dienststellen Berlin und Frankfurt der Staatsdruckerei der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1951 ratifizierten die Bundesrepublik und der Magistrat von Berlin den offiziellen Übernahmevertrag und aus der Staatsdruckerei der Bundesrepublik Deutschland wurde die Bundesdruckerei. 1952 kam noch die Dienststelle Bonn mit über 150 Mitarbeitern dazu.[3]

Erstmals wurden 1955 wieder – mit dem 5-DM-Wert – Banknoten gedruckt. Bis dahin wurde die Währung der Bundesrepublik in Großbritannien, den USA und Frankreich produziert. Zwei Jahre später erfolgte die endgültige Verlegung des Hauptsitzes nach Berlin.[4] Ab 1959 wurden die 50-DM- und später auch die 10-DM-Note in Berlin gedruckt. Alle übrigen Banknotenwerte druckte das Typographische Institut Giesecke & Devrient in München.

Mit der Einführung des Bundespersonalausweises im Jahr 1960 produzierte die Bundesdruckerei auch wieder Ausweisdokumente. Gleichzeitig wurde ein Auslandsgeschäft – vornehmlich mit Venezuela – in den Bereichen Briefmarken, Alkoholsteuerzeichen, Postwertmarken und Pässe aufgebaut.

Im Jahr 1979 feierte die Bundesdruckerei unter dem damaligen Präsidenten Klaus Spreen ihr 100-jähriges Bestehen. Es wurde mit der Einführung von internationalen ICAO-Standards für fälschungssichere Identitätsdokumente begonnen. Am 1. April 1987 wurden die ersten Personalausweiskarten im ID-2-Format und zum 1. Januar 1988 der damals neue Reisepass mit integrierter Passkarte ausgegeben, die seitdem zentral in Berlin gedruckt werden.

Die vierte und letzte Serie der D-Mark wurde 1989 ausgegeben. Die Gestaltung der gesamten Serie mit zahlreichen neuen Sicherheitsmerkmalen oblag dem seinerzeitigen Chefgrafiker der Bundesdruckerei Reinhold Gerstetter.

Mit der deutschen Wiedervereinigung stieg der Bedarf an Personaldokumenten und Banknoten enorm. Allein im Jahr 1991 wurden 15 Millionen Personaldokumente gedruckt.

Das Bundeskabinett beschloss 1994, die Bundesdruckerei in eine Gesellschaft des privaten Rechts umzuwandeln. Zunächst wurde der Bund Alleingesellschafter. Am 1. Juli 1994 wurde die Bundesdruckerei zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Bis zur Privatisierung war das Unternehmen eine Obere Bundesbehörde und unterstand dem Bundesministerium für Post und Telekommunikation.

Im Jahr 1997 wurde der Auftrag zur Herstellung des europäischen Modells des deutschen Kartenführerscheins an die Bundesdruckerei vergeben. Die Ausgabe der ersten Führerscheinkarten erfolgte zu Beginn des Jahres 1999.

Im Folgejahr (1998) wurde die D-TRUST GmbH gegründet, ein Tochterunternehmen der Bundesdruckerei, das als Trustcenter digitale Signaturen und einen Zertifizierungsservice anbietet.

Die Bundesdruckerei GmbH gründete 1999 die BIS Bundesdruckerei International Services GmbH, die sich um internationale Großprojekte kümmert. Mit der Maurer Electronics GmbH wurde ein Anbieter von elektronischen und feinmechanischen Geräten zur fälschungssicheren Personalisierung von Dokumenten erworben. Im gleichen Jahr wurde die Bundesdruckerei mit dem Druck eines Teils der deutschen Euro-Banknotenserie beauftragt. Hierfür wurde eine neue Banknotenproduktionslinie errichtet.

Im Jahr 2000 verkaufte das Bundesfinanzministerium seine hundertprozentige Beteiligung an der Bundesdruckerei. Neuer Eigentümer wurde die Apax Partners & Co. Die Bundesdruckerei GmbH, die Bundesdruckerei International Services GmbH, die Orga Kartensysteme GmbH (2005 als Sagem Orga weitergeführt), die Holographic Systems München GmbH, die Maurer Electronics GmbH, die D-TRUST GmbH und die polnische Tochterunternehmung iNCO Spólka sp. z o.o. wurden unter dem Dach der Holding Authentos GmbH zusammengefasst.[5]

Im August 2002 wurde die durch Abzug von Eigenkapital aus der Bundesdruckerei und der Überschuldung anderer Unternehmen der Gruppe entstandene Zahlungsunfähigkeit der Authentos GmbH abgewendet, nachdem sich Gesellschafter, Kreditgeber und der Bund auf einen Zahlungsverzicht geeinigt hatten.

Im September 2002 wurde für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro die Authentos-Gruppe an zwei Zwischenerwerber übertragen: Die Berliner JFVVG Neununddreißigste Vermögensverwaltungsgesellschaft (94 % Anteil) und die Dinos Vermögensverwaltung in Heidelberg (6 % Anteil).

Im Rahmen der europäischen Harmonisierung von Kfz-Dokumenten begann am 1. Oktober 2005 die Ausgabe von fälschungssicheren deutschen Fahrzeugbriefen und -scheinen (Zulassungsbescheinigungen). Am 1. November 2005 wurde der elektronische Reisepass (ePass) in Deutschland eingeführt. Die Bundesdruckerei stellt als Generalunternehmer weiterhin den Reisepass her und rüstete rund 5500 deutsche Meldebehörden mit der hierfür notwendigen technischen und logistischen Infrastruktur aus.

Zwei Jahre später wurde am 1. November 2007 mit der Ausgabe der zweiten Generation der ePässe für Deutschland begonnen. Zum Schutz der darin gespeicherten zwei Fingerabdrücke wird weltweit erstmals der erweiterte Zugriffsschutz Extended Access Control (EAC) verwendet. Auf der CeBIT 2008 wurde die „Innosec-Fusion“-Karte präsentiert, die besonders für den – von verschiedenen europäischen Staaten geplanten – elektronischen Personalausweis geeignet ist. Damit kann langfristig die Transaktions- und Identitätssicherheit in elektronischen Kommunikationsprozessen verbessert werden.

Seit April 2008 liefert die Bundesdruckerei elektronische Dienstausweise für Bundesbehörden, die Bundespolizei und die Bundeswehr.

Im März 2009 wurde der Rückkauf der Bundesdruckerei GmbH durch die Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen[6] und formell am 8. Oktober 2009 vollzogen. Presseberichten zufolge wurden für den Rückkauf keine Barmittel aufgewendet, sondern Darlehen in Höhe von 310 Millionen Euro in Eigenkapital umgewandelt.[7]

Am 1. November 2010 begann die Produktion des scheckkartengroßen deutschen Personalausweises, der elektronische Komponenten beinhaltet. Seit 1. September 2011 stellt die Bundesdruckerei den elektronischen Aufenthaltstitel für in Deutschland lebende Ausländer (Nicht-EU-Bürger) her.

Im Mai 2014 unterzeichnen die Bundesdruckerei GmbH und Giesecke & Devrient (G&D) einen Vertrag zur Gründung eines gemeinsamen Joint Ventures. An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Veridos GmbH übernimmt G&D 60 % und die Bundesdruckerei 40 % der Anteile. G&D wird fusionskontrollrechtlich die alleinige Kontrolle innehaben. G&D und die Bundesdruckerei bringen ihre jeweiligen Auslandsaktivitäten ein. Das Gemeinschaftsunternehmen wird an Ausschreibungen ausländischer staatlicher Auftraggeber für ID-Dokumente, Führerscheine und Gesundheitskarten teilnehmen.[8] Sitz des neuen Unternehmens soll Berlin werden.[9] Es ist geplant, dass Veridos eine Betriebsstätte in München, eine Produktionsstätte in Griechenland und Tochtergesellschaften in Kanada, Mexiko sowie Brasilien erhalten soll. Veridos wird dabei unabhängig von den Muttergesellschaften auf dem internationalen Markt agieren.[10]

Das Vorhaben stieß jedoch auf wettbewerbsrechtliche Bedenken beim Bundeskartellamt.[11] Nach fünfmonatigen Ermittlungen wurde am 30. Oktober 2014 vom Bundeskartellamt festgestellt, dass Veridos weder im Auslandsgeschäft eine kartellrechtlich kritische Größe erlangt, noch eine erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs im Inlandsgeschäft zu erwarten ist.[8]

Im Juli 2015 gab die Bundesdruckerei GmbH bekannt, dass sie die weltweite Ausschreibung der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation zum Aufbau und Betrieb des ICAO Public Key DIrectories gewonnen habe,[12] das notwendig ist, um elektronische Reisedokumente von Drittstaaten auf Echtheit und Unverfälschtheit hin überprüfen zu können.[13] Dieses Projekt wird zusammen mit der Trustcenter-Tochter D-Trust, dem 2014 gegründeten Joint Venture Veridos und dem Joint Venture EGPS (Emirates German Security Printing) realisiert.

Anfang August 2015 gab die Bundesdruckerei GmbH in einer Pressemitteilung bekannt, sich einen Mehrheitsanteil von 52 % am deutschen Firewall- und VPN-Spezialisten Genua GmbH zu sichern.[14]



Text: Wikipedia

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