Schloss Reckahn

Aus veikkos-archiv
Version vom 20. Juni 2024, 17:46 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Schloss Reckahn

Entwicklung bis ins 17. Jahrhundert

Das Gut Reckahn gehörte zum Besitz der weit verzweigten Familie von Rochow, einem der ältesten Adelsgeschlechter in der Mark Brandenburg. 1351 wurde Reckahn unter der Bezeichnung Rickan in einem Lehnsbrief von Golzow als Besitz der Familie von Rochow benannt. Zu dieser Zeit gab es einen befestigten Platz Dusterreckahn, etwa einen Kilometer vom heutigen Schloss entfernt, der wohl der Familiensitz war. Diese Anlage war spätestens 1420 zerstört.

Ein spätmittelalterlicher Vorgängerbau der heutigen Schlossbauten wird an der Stelle des heutigen Schlosses vermutet. Denn erst 1605 entstand das so genannte „alte Herrenhaus“ mit einem Renaissancegiebel. Er wurde für Tobias von Rochow durch einen namentlich nicht bekannten Wittenberger Baumeister errichtet. Dieses Gebäude liegt heute nördlich des späteren Barockbaus. Nach der Errichtung des neuen Herrenhauses wurde es weiter von der Familie genutzt und als Gutshaus bezeichnet.


Blütezeit im 18. Jahrhundert

Im Jahre 1713 übernahm der spätere preußische Kriegsminister Friedrich Wilhelm von Rochow die Güter Reckahn, Meßdunk, Goltin, Rotscherlinde und Krahne. Friedrich Wilhelm ließ sich in den Jahren 1726 bis 1730 das heutige, äußerlich weitgehend unveränderte Schloss durch einen unbekannten Architekten im Schlüterschen Barockstil errichten. Zeitgleich entstand vermutlich auf der Ostseite des Hauses auch ein barocker Ziergarten.

Der ungewöhnliche Putzbau ist eine etwa 30 Meter lange, eingeschossige Dreiflügelanlage mit beiderseits aus der Fassade fluchtenden Stummelflügeln unter einem Mansarddach.

Seine architektonische Besonderheit ist ein zweigeschossiger, wie ein Corps de Logis hervorgehobener Mitteltrakt, in dem sich auf der Hofseite das Eingangsportal und das Treppenhaus befinden, und auf der Gartenseite die beiden Säle.

Die sich über 11 Fensterachsen erstreckende Fassade ist durch Rustifizierungen, aufgeputzte Pilaster, Kaff- und Sockelgesimse mit Konsolen etc. zurückhaltend gegliedert.

Weitaus größere Bekanntheit als Friedrich Wilhelm erlangte sein Sohn Friedrich Eberhard von Rochow, der das Anwesen im Jahre 1760 übernahm. Er erwarb sich durch seine agrarischen und vor allem pädagogischen Reformen sowie seine schriftstellerischen und aufklärerischen Aktivitäten Berühmtheit. Als Halberstädter Domherr hatte er u. a. Kontakt zu dem Intellektuellenzirkel um Johann Wilhelm Ludwig Gleim und er verkehrte mit Persönlichkeiten wie Christian Fürchtegott Gellert, Friedrich Nicolai, Johann Bernhard Basedow und dem preußischen Innenminister von Zedlitz.

Besondere Verdienste erwarb Friedrich Eberhard von Rochow sich mit der Reform seiner Landschulen. Unter seinen zahlreichen Schriften errang sein Kinderfreund, Ein Lehrbuch zum Gebrauch in Landschulen europäischen Rang. Seinem Reckahner Lehrer Heinrich Julius Bruns ließ er im Schlosspark ein Denkmal setzen. Das Rochow-Museum Reckahn widmet sich im Schloss und im restaurierten Schulhaus dem Wirken dieses Mannes. Friedrich Eberhard von Rochow begann auch mit der Umwandlung des Lustgartens in einen u. a. als Wildgehege genutzten „Thiergarten“ und einen Obstgarten. Im 19. Jahrhundert erfolgte die Umwandlung in den nach der Wende wiederhergestellten „englischen“ Landschaftspark.


Weitere Entwicklung

Da Friedrich Eberhard kinderlos starb, fiel das Anwesen 1805 an eine Erbengemeinschaft aus Familienmitgliedern. Aber weiterhin bewohnten und bewirtschafteten Mitglieder der Familie das Gut Reckahn bis 1945. Der letzte Gutsherr war der 1945 verstorbene Friedrich Leopold Harry von Rochow. Die letzte Bewohnerin aus der Familie war Felicitas von Rochow.

1945 wurde das Schloss von der Roten Armee als Unterkunft genutzt und unter der Militäradministration wurde der Besitz der Familie von Rochow 1946 enteignet. Die Soldaten zogen 1946 ab. Das Schlossinventar ist bis auf wenige Reste nicht mehr vorhanden. Das Archiv des Gutes wurde weitgehend erhalten und befindet sich heute im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam.

Nach dem Abzug der Soldaten wurde das baulich zunächst unveränderte Herrenhaus sofort als Schule genutzt. Das alte Gutshaus und ein ehemaliger Stall wurden zu Wohnhäusern umgestaltet, die übrigen Wirtschaftsgebäude abgerissen, so dass der ursprüngliche Charakter eines Landguts heute nicht mehr erkennbar ist. Im Inneren des Herrenhauses wurden später die DDR-typischen „funktionellen Modernisierungen“ vorgenommen. Insbesondere entstanden Fachkabinette für die Schule und eine Zentralheizung wurde installiert.

Nach der Schließung der Schule im Jahre 1996 und des Hortes im Jahre 1998 wurde das Haus restauriert. Einige Räume, vor allem das Treppenhaus, wurden dem ursprünglichen Zustand nachempfunden und die Ausstellungsräume museal neu gestaltet. Seit dem 4. August 2001 ist die Dauerausstellung Vernunft fürs Volk – Friedrich Eberhard von Rochow Kern des Schlossmuseums Reckahn. Sie ehrt das Lebenswerk des Reformers auf vielen Gebieten, nicht nur im Schulwesen des Königreiches Preußen.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Doris Antony

Liste der Autoren

Der Text und das Bild sind unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.