Werner von Siemens

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ernst Werner Siemens, ab 1888 von Siemens, (* 13. Dezember 1816 in Lenthe, heute Gehrden; † 6. Dezember 1892 in Berlin) war ein deutscher Erfinder, Begründer der Elektrotechnik und Industrieller. Er gründete zusammen mit Johann Georg Halske am 12. Oktober 1847 die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske (die heutige Siemens AG). Das Unternehmen entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Werkstatt, die neben Telegraphen vor allem Eisenbahnläutwerke, Drahtisolierungen und Wassermesser herstellte, zu einem der weltweit größten Elektrounternehmen. Heute beschäftigt Siemens etwa 370.000 Mitarbeiter und ist in über 190 Ländern präsent. Das Geschäftsvolumen beträgt jährlich etwa 80 Milliarden Euro.

Vier seiner Brüder wirkten ebenfalls als Unternehmer und Erfinder, überwiegend im Bereich Elektrizität.

Reklamemarken & Siegelmarken

Verzeichnis der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Werner von Siemens.

Siemens & Halske

Leben

Kindheit und früher Werdegang

Siemens entstammte dem alten Goslarer Stadtgeschlecht Siemens (1384 urkundlich erwähnt, mit dem Siemenshaus in Goslar als Stammsitz) und wurde 1816 als viertes Kind des Gutspächters Christian Ferdinand Siemens (1787–1840) und dessen Ehefrau Eleonore Henriette Deichmann (1792–1839) geboren. Nach dem Umzug im Jahre 1823 nach Mecklenburg, wo sein Vater die Domäne Menzendorf übernahm, blieb seinen Eltern der wirtschaftliche Erfolg versagt. Siemens wurde anfangs von der Großmutter und dem Vater unterrichtet, besuchte ein Jahr die Bürgerschule in Schönberg (Mecklenburg), bekam drei Jahre Unterricht von einem Hauslehrer und besuchte schließlich für drei Jahre das Katharineum zu Lübeck. Er verließ das Gymnasium 1834 aber vorzeitig ohne formalen Abschluss. Er wollte gerne einen praktisch-wissenschaftlichen Beruf ergreifen, doch erlaubte die wirtschaftliche Situation der Eltern kein Studium. Nach dem Tod der Mutter im Juli 1839 und des Vaters im Januar 1840 musste Werner als ältester Sohn die Vaterstelle für seine Geschwister übernehmen.

Auf den Rat seines Geodäsie-Lehrers Ferdinand von Bültzingslöwen bewarb er sich beim Ingenieurkorps der preußischen Armee in Berlin. Der Chef des Ingenieurkorps, General Gustav von Rauch, riet ihm jedoch wegen der mehrjährigen Wartezeiten aufgrund großen Andrangs von Bewerbern, sich stattdessen bei der Artillerie zu bewerben, deren Avantageure dieselbe Schule wie die Ingenieure besuchten. Von vierzehn Kandidaten des Eintrittsexamens in Magdeburg wurde er als einer von vier aufgenommen. Im Herbst 1835 wurde er als Offizieranwärter für drei Jahre an die Berliner Artillerie- und Ingenieurschule kommandiert. Hier bekam er eine umfassende Ausbildung auf naturwissenschaftlichen Gebieten – wie Mathematik, Physik, Chemie, Geometrie und Ballistik und hörte nebenher Vorlesungen an der Berliner Universität. Diese Ausbildung beendete er 1838 als Artillerie-Leutnant.

Einer seiner Lehrer an der Artillerieschule war der Physiker Gustav Magnus, dem er später seine Dynamomaschine vorführte. Magnus erkannte die Bedeutung und sorgte dafür, dass die Arbeit veröffentlicht wurde, zuerst in Berlin und danach in London.

Leutnant Werner Siemens tat Dienst in Magdeburg und anschließend in der Garnison Wittenberg, wo er wegen der Teilnahme als Sekundant bei einem Duell zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt wurde. Seine Zelle in der Zitadelle Magdeburg gestaltete er zum Labor um und entwickelte dabei ein Verfahren zur elektrischen Galvanisierung (insbesondere Versilberung und Vergoldung) in Weiterentwicklung der kurz zuvor von Jacobi entwickelten Kupfergalvanisierung. Siemens wurde jedoch bald begnadigt und 1842 zur Artilleriewerkstatt in Berlin versetzt. Im Schleswig-Holsteinischen Krieg unterstützte er 1848 die Kieler Bürgerwehr bei der Verteidigung des Kieler Hafens gegen dänische Seestreitkräfte mittels Besetzung der Festung Friedrichsort. Außerdem entwickelte er funktionsfähige ferngezündete Seeminen, die vor dem Kieler Hafen ausgelegt wurden und die dänische Marine darin hinderten, die Stadt aus der Nähe zu beschießen.


Berliner Zeit

Er blieb beim Militär bis Juni 1849 und versuchte nebenher mit Erfindungen zusätzlich Geld zu verdienen, wobei seine Arbeit zunächst auf praktische und schnell verwertbare Dinge gerichtet war. So entwickelte er einen neuen Regler für Dampfmaschinen, eine Presse zur Herstellung von Kunststein und ein Druckverfahren. Die Idee einer Lauf-Flieg-Maschine, über die er mit seinem Bruder Wilhelm korrespondierte, wurde aber nicht in Angriff genommen.

Als aufstrebender Unternehmer heiratete er am 1. Oktober 1852 in Königsberg Mathilde Drumann (1824–1865), Tochter des Universitätsprofessors Wilhelm Drumann und der Sophie Mehliß. Aus dieser Ehe stammen die Söhne Arnold und Wilhelm sowie die Töchter Anna Zanders und Käthe Pietschker (1861–1949). Mathilde verstarb am 1. Juli 1865. Am 13. Juli 1869 heiratete Werner Siemens in zweiter Ehe seine entfernte Nichte Antonie Siemens (1840–1900), die Tochter von Carl Georg Siemens, der später in den württembergischen persönlichen Adelsstand erhoben wurde, und der Ottilie Denzel (1812–1882). Aus dieser Ehe gingen der Sohn Carl Friedrich und die Tochter Hertha (1870–1939; verheiratet mit Carl Dietrich Harries) hervor.

Am 17. Februar 1887 erwarb Siemens das etwa 600 Hektar große Gut Biesdorf inklusive Schloss und übertrug es 1889 seinem Sohn Wilhelm.

Am 6. Dezember 1892 erlag Werner von Siemens in Berlin einer Lungenentzündung.

Grabstätte: Friedhof III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin Kreuzberg (verortet).


Leistungen

Elektrotechnik

Im Jahr 1842 gelang es Werner Siemens, einen Teelöffel aus Neusilber mit Hilfe des aus Batterien stammenden Gleichstromes mit einem Überzug wahlweise aus Silber oder Gold zu versehen. Für dieses Verfahren bekam er ein Patent, das er an einen Juwelier verkaufte. Den Erlös aus diesem Geschäft schickte er seinem damals 18-jährigen Bruder Wilhelm nach England, das zu dieser Zeit in der Technik und Industrialisierung viel weiter fortgeschritten war als das in viele Teilstaaten zersplitterte Deutschland.

Ende 1846 entwickelte er den elektrischen Zeigertelegrafen mit Selbstunterbrechung. Im Jahr darauf erfand er ein Verfahren, um Drähte mit einer nahtlosen Umhüllung aus Guttapercha zu versehen. Dieses Verfahren bildet bis heute die Grundlage zur Herstellung isolierter Leitungen und elektrischer Kabel.

1857 entwickelte Siemens die Ozonröhre, die elektrisch erzeugtes Ozon zur Reinigung von Trinkwasser verwendet.

Ebenfalls 1857 formulierte er das Gegenstromprinzip.

Mit der Entwicklung des ersten elektrischen Generators (1866) auf der Grundlage des von ihm wissenschaftlich begründeten dynamoelektrischen Prinzips gehört Werner von Siemens zu den Wegbereitern der „Starkstromtechnik“. Elektrische Energie, die jetzt in großem Umfang produziert werden konnte, ermöglichte die Verwendung des flexibel einzusetzenden Elektromotors, der gemeinsam mit dem Dieselmotor die Dampfmaschine ablöste und die zweite industrielle Revolution einleitete.

Siemens hatte nach dem Dänen Søren Hjorth und nach dem Ungarn Ányos Jedlik als dritter das dynamoelektrische Prinzip entdeckt. Er war allerdings der erste, der die Tragweite der Entdeckung erkannte und den Siegeszug der elektrischen Energie voraussagte.


Der Unternehmer Werner Siemens

Am 12. Oktober 1847 gründete er – noch immer im Hauptberuf Offizier – mit dem Mechaniker Johann Georg Halske in Berlin die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske. Das notwendige Kapital zur Firmengründung kam von Siemens’ Vetter Johann Georg Siemens, einem wohlhabenden Justizrat und Vater des späteren Mitbegründers der Deutschen Bank, Georg Siemens. Er investierte mehr als 6000 Taler als Startkapital gegen eine 20-prozentige Gewinnbeteiligung über sechs Jahre.

Die Verbindung von Siemens und Halske war wohl ein seltener Glücksfall in der Technikgeschichte, denn sie ergänzten sich auf nahezu ideale Weise. Siemens hatte das Wissen, die Ideen und experimentierte gerne, Halske konstruierte die vielen Kleinigkeiten, die notwendig waren, um aus Ideen praktisch nutzbare Geräte zu machen.

1848 erhielt das junge Unternehmen einen politisch wichtigen Auftrag – die Telegraphenleitung von Berlin nach Frankfurt am Main, denn dort tagte die deutsche Nationalversammlung. Die Leitung wurde noch im Winter 1848/49 mit Geräten und Kabeln von Siemens & Halske gebaut. Dass die Nationalversammlung König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kaiserwürde antragen wollte, wusste dieser schon eine Stunde nach der Abstimmung, eine Woche bevor die Kaiserdeputation in Berlin ankam.

Damit wurde Siemens & Halske auf einen Schlag bekannt und weitere Aufträge zum Bau von Telegraphenverbindungen in Preußen und den deutschen Staaten folgten. Siemens versuchte früh auch auf außerdeutschen Märkten Fuß zu fassen, zumal er mit der preußischen Telegraphenverwaltung bald in Streit geriet und von dieser über viele Jahre keine Aufträge mehr erhielt. Er betraute seinen Bruder Wilhelm mit der Leitung einer ersten Auslandsniederlassung in London. Auch in Russland bemühte er sich um Aufträge. Ein erster Erfolg war 1852 der Auftrag zur Errichtung von Telegraphenverbindungen von Warschau nach St. Petersburg und von St. Petersburg nach Moskau. 1853 schickte Siemens seinen Bruder Carl nach St. Petersburg, um den Bau zu überwachen. Dabei bewährte sich Carl schnell als fähiger Unternehmer und weitere Aufträge für das russische Telegraphennetz folgten. 1855 wurde das russische Geschäft unter Leitung Carls in eine Zweigniederlassung umgewandelt und etablierte sich als wichtige Stütze von Siemens & Halske. Aufträge kamen auch aus England, wo eine eigene Kabelfabrik errichtet wurde.

Es gab auch Rückschläge, beispielsweise scheiterte 1864 die Verlegung eines Seekabels von Cartagena nach Oran, was dem Unternehmen empfindliche Verluste bescherte. Halske, der risikoreiche Unternehmungen hasste, verlangte, sich von der verlustreichen Niederlassung in London zu trennen. Siemens wollte den Bruder nicht im Stich lassen, gliederte die Londoner Niederlassung aus Siemens & Halske aus und gründete 1865 mit Wilhelm und Carl in London die Siemens Brothers & Co. Aber die Meinungsverschiedenheiten zwischen Halske und den Siemens-Brüdern blieben bestehen und führten Ende 1867 nach zwanzig Jahren zum Rückzug von Halske aus der Firma. Die Brüder Wilhelm und Carl wurden nach dem Ausscheiden Halskes die einzigen Teilhaber ihres Bruders Werner: Siemens & Halske wurde zum Familienunternehmen der Siemens-Brüder.

1870 ging nach dreijähriger Bauzeit die Indo-Europäische Telegraphenlinie von London über Teheran nach Kalkutta mit einer Länge von über 11.000 Kilometern in Betrieb.

1874 die erste transatlantische Telegraphenleitung, verlegt vom eigenen Kabelleger, der Faraday

1879 die erste elektrische Lokomotive und die erste elektrische Straßenbeleuchtung (in Berlin)

1880 der erste elektrische Aufzug (in Mannheim)

1881 die erste elektrische Straßenbahn (in Lichterfelde, das heute zu Berlin gehört).

1882 der erste Oberleitungsbus der Welt (nur als erfolgreicher Versuch, kein Dauerbetrieb)


Politisches und soziales Engagement

Siemens unterstützte die Deutsche Revolution 1848/49. 1860 wurde er Mitglied des liberalen Deutschen Nationalvereins. 1861 war er Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei (DFP). 1863 wurde er in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt und gehörte ihm bis 1866 an. Im Preußischen Verfassungskonflikt stimmte er gegen die Indemnitätsvorlage Otto von Bismarcks.

Siemens machte sich schon früh Gedanken um das Schicksal seiner Mitarbeiter. Die normale Entlohnung erschien ihm nicht ausreichend: „Mir würde das Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich den treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe“. Neben altruistischen Motiven veranlassten ihn auch firmentaktische Beweggründe zu einem solchen Vorgehen, wie er in einem Brief an seinen Bruder Carl schrieb: „Es wäre auch nicht klug von uns, sie leer ausgehen zu lassen im Augenblicke großer neuer Unternehmungen.“

Leitende Mitarbeiter hatten schon seit Mitte der 1850er-Jahre Verträge, die ihnen erfolgsabhängige Tantiemen zusicherten, rangniedrigere Mitarbeiter bekamen – nicht vertraglich festgelegte – Prämien. Ab Mitte der 1860er-Jahre zahlte Siemens & Halske eine so genannte Inventurprämie an alle Arbeiter und Angestellten, eine frühe Form des Leistungsanreizes und ein Vorläufer der heutigen Erfolgsbeteiligung. Dies alles waren Maßnahmen, um qualifizierte Mitarbeiter an Siemens & Halske zu binden und einen festen Arbeiterstamm zu bilden.

1872 gründete Siemens die Pensions-, Witwen- und Waisenkasse, an der sich auch Halske, der dem Unternehmen schon nicht mehr angehörte, beteiligte. Eine weitere sozialpolitische Maßnahme war die 1873 erfolgte Einführung des Neun-Stunden-Arbeitstags.

1879 kaufte Werner Siemens das zweite jemals gefundene Fossil des Archaeopteryx von dem Solnhofener Apotheker Ernst Häberlein für 20.000 Mark und verhinderte so, dass auch das zweite Fossil ins Ausland verkauft wurde. Er überließ den Urvogel der Universität Berlin als Dauerleihgabe, so dass diese das Fossil zwei Jahre später in zwei Raten zum ursprünglichen Preis von Siemens erwerben konnte.




Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.


Grab auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf verortet.