Universität Hamburg

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Die Universität Hamburg ist mit über 40.000 Studierenden die größte Universität in der Freien und Hansestadt Hamburg, die größte Forschungs- und Ausbildungseinrichtung in Norddeutschland und eine der größten Hochschulen in Deutschland. Ihren Hauptsitz hat sie seit ihrer Gründung 1919 im Stadtteil Rotherbaum. Die Universität ist in sechs Fakultäten gegliedert, die 150 Studiengänge anbieten.

Siegelmarken

Verzeichnis der Siegelmarken mit einem Bezug zur Universität Hamburg.

Geschichte

Vorgründungszeit

Als Johannes Bugenhagen 1529 in Hamburg war, um der protestantisch gewordenen Stadt eine neue Schul- und Kirchenordnung zu geben, gründete er im ehemaligen Kloster St. Johannis Hamburgs erste höhere Lehranstalt, die Gelehrtenschule des Johanneums. Aus Anlass der Gründung wird auch die städtische Bibliothek (von 1479) erneuert.

Wegen des starken Zulaufes zum Johanneum und um die Abwanderung von jungen Leuten an die Gymnasien in Stade und Bremen einzudämmen, wurde 1613 das Akademische Gymnasium gegründet. Dort konnte man sich in zweijährigen Studien auf den Besuch einer Universität vorbereiten. Das Kollegium bestand aus vier, später sechs Professoren. Bekanntester Rektor dieser beiden Institutionen war der geborene Lübecker Arzt Joachim Jungius, der von 1628 bis 1657 in Hamburg wirkte. Danach vernachlässigten Rat und Bürgerschaft jahrhundertelang die öffentliche akademische Bildung in Hamburg. Hamburg war eine Handelsrepublik mit überseewirtschaftlichen Interessen und die Bildungsbedürfnisse seines Patriziats selbst – Hauslehrer und private Akademien – konnte dieses aus eigener Tasche befriedigen. Die bedeutendsten Einrichtungen waren die Handelsakademie Hamburg, die 1768 unter maßgeblicher Beteiligung von Johann Georg Büsch gegründet wurde und deren bedeutendster Absolvent Alexander von Humboldt war, sowie die Hamburger Sternwarte von 1801, denn hier ging es um Navigation.

Das modernere Christianeum im benachbarten Altona, von der dänischen Krone kräftig gefördert, verstärkte ab 1738 den Schwund von Interessenten an den öffentlichen höheren Schulen. 1837 hatte die Gelehrtenschule 125 Zöglinge, das Akademische Gymnasium 18 (Einwohner Hamburgs 1806: 130.000).

Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde das glücklose Akademische Gymnasium geschlossen und durch den Senat ein Allgemeines Vorlesungswesen zur Weiterbildung und Verbreitung der Wissenschaft gegründet, das heute noch besteht. Der Lehrkörper bestand aus Gastdozenten und den Direktoren der wissenschaftlichen Anstalten Hamburgs (chemisches Staatslaboratorium, Institut für Physik, botanischer Garten, Laboratorium für Warenkunde). 1900 kam noch das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten hinzu. 1910 genehmigte der Senat die ersten beiden öffentlichen höheren Mädchenschulen in Hamburg, nachdem bereits seit 60 Jahren auch Nicht-Protestanten an den höheren Schulen aufgenommen werden konnten.


Gründungszeit

Anfang des 20. Jahrhunderts strebten vermögende Privatleute die Gründung einer staatlichen Universität an, Anträge an Hamburgs Senat und Bürgerschaft blieben aber ohne Erfolg. Obwohl Werner von Melle sich als Senator und später als Bürgermeister den Zusammenschluss dieser Einrichtungen zu einer Universität zur Lebensaufgabe gemacht hatte, scheiterte dieser Plan in der nach Klassenwahlrecht zusammengesetzten Bürgerschaft. Dort überwogen die Stimmen, die Hamburg auf seine dominierende Rolle als Handelsmetropole beschränkt wissen wollten und sowohl die Kosten einer Universität als auch die gesellschaftlichen Ansprüche ihrer Professoren scheuten. Die Befürworter gründeten die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung 1907 und das Hamburgische Kolonialinstitut 1908. Erstere Institution unterstützte die Anwerbung von Gelehrten für die Lehrstühle des Allgemeinen Vorlesungswesen und die Finanzierung von Forschungsreisen, letztere war für alle Bildungs- und Forschungsfragen für alle überseeischen Gebiete zuständig. In demselben Jahr bewilligte die Bürgerschaft einen Bauplatz auf der Moorweide für die Errichtung des von Edmund Siemers gestifteten Vorlesungsgebäudes für das allgemeine Vorlesungswesen. Das Gebäude wurde am 13. Mai 1911 von Siemers an den damaligen Bürgermeister Max Predöhl feierlich übergeben. Heute ist das Gebäude der Sitz der Verwaltung der Universität. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Bemühungen um die Errichtung einer Universität in der Hansestadt.

Nach Kriegsende machte die erste frei gewählte Bürgerschaft 1919 mit Werner von Melle einen der bekanntesten Universitäts-Befürworter zum Senatsmitglied (daselbst zum Ersten Bürgermeister und Hochschulpräses gewählt) und beschloss ein Vorläufiges Gesetz über eine Hamburgische Universität und Volkshochschule. Die Zahl der ordentlichen Hamburger Professuren wurde von 19 auf 39 erhöht. Neben den Staatsinstituten gingen das Kolonialinstitut und das Allgemeine Vorlesungswesen in der Universität auf. Das Allgemeine Krankenhaus Eppendorf wurde hingegen erst im Jahr 1934 zum Universitätskrankenhaus.

1929/30 war Ernst Cassirer in Hamburg einer der ersten jüdischen Rektoren in Deutschland.


Weimarer Republik

In der Weimarer Republik erlebte die Universität ihre erste Blüte. Mehrere tausend Studenten waren ständig an den vier Fakultäten eingeschrieben, Gelehrte wie Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Aby Warburg und Ernst Cassirer kamen an die aufstrebende Universität. Die Zahl der ordentlichen Professoren wuchs bis 1931 auf 75. Weil besonders Studenten unter der schlechten Wirtschaftslage zu leiden hatten, die in der Republik zu jener Zeit herrschte, wurde 1922 der Verein Hamburger Studentenhilfe gegründet. Der Verein eröffnete im Herbst in der Elsässer Straße in Dulsberg das erste Studentenwohnheim in Hamburg und im Sommer des darauffolgenden Jahres in der Rentzelstraße die erste Mensa der Stadt.


Nationalsozialismus

Bereits am 1. Mai 1933 – keine zwei Monate nach der Reichstagswahl März 1933 – bekannte sich die Hamburgische Universität (später „Hansische Universität“) in einer Festveranstaltung zu Adolf Hitler als ihrem Führer. Als Prorektor begrüßte Ludolph Brauer die „große deutsche nationale Erhebung“. Massive politische Einflussnahme führte auch in Hamburg zur Entfernung von Büchern unliebsamer Autoren aus den Bibliotheken und zu Schikanen gegen vermeintliche Gegner des Volkes. Etwa fünfzig Wissenschaftler, darunter Ernst Cassirer und William Stern mussten die Universität verlassen.

Mindestens zehn Studenten wurden der Zusammenarbeit mit der Weißen Rose Hamburg verdächtigt und festgenommen, vier von ihnen starben: der Chemiestudent Hans Conrad Leipelt wurde am 29. Januar 1945 in München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet, der Medizinstudent Frederick Geussenhainer verhungerte im April 1945 im KZ Mauthausen, der Philosophiestudent Reinhold Meyer wurde am 12. November 1944 im KZ Fuhlsbüttel ermordet und die Medizinstudentin Margaretha Rothe starb am 15. April 1945 in einem Krankenhaus in Leipzig an den Folgen der Haft. Im Foyer des Audimax wurde 1971 eine von Fritz Fleer gestaltete Gedenkplatte zur Erinnerung an die vier Widerstandskämpfer in den Boden eingelassen.


Unmittelbare Nachkriegszeit

In der unmittelbaren Nachkriegszeit, im Sommersemester 1945, blieb die Hamburger Universität geschlossen. Im Wintersemester 1945/46 wurde sie als Universität Hamburg wieder eröffnet.

Von den insgesamt 2872 Studenten, die im ersten Nachkriegssemester 1945/46 an der Hamburger Universität immatrikuliert waren, waren 601 (20,92 %) an der Philosophischen, 952 (33,14 %) an der Medizinischen und 812 (28,27 %) an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zugelassen worden. Geringere Zulassungszahlen als die Philosophische wies im genannten Semester allein die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät mit 506 (17,61 %) Studenten auf.

Am 15. Mai 1945 bildete sich eine aus etwa 20 Studenten bestehende Vertretung. Im August 1945 wurde diese von der Britischen Besatzungsmacht anerkannt. Die Besatzungsmacht erteilte zugleich den Auftrag, demokratische Wahlen zu der Vertretung vorzubereiten. Gewählt wurde in Hamburg Ende des Jahres 1946. Die erste gewählte studentische Vertretung nannte sich Zentralausschuss der Studentenvereinigungen in Hamburg beziehungsweise Zentralausschuß der Hamburger Studentenschaft. Im Frühjahr 1947 wurde der Name Allgemeiner Studenten-Ausschuss (AStA) der Universität Hamburg angenommen.


Bundesrepublik

Zu den vier Gründungsfakultäten (Rechts- und Staatswissenschaften, Medizin, Philosophie und Naturwissenschaften) kamen 1954 die (evangelische) Theologische Fakultät und (durch Abspaltung von der Fakultät für Rechts- und Staatswissenschaften) die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hinzu. Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre wurden das Auditorium maximum (Audimax) und der Philosophenturm (Phil-Turm) am Von-Melle-Park eingeweiht, die Botanischen Institute und der Botanische Garten wurden nach Klein Flottbek verlegt. Mit dem Studenten-Boom der 1970er-Jahren kamen das Geomatikum, die Gebäude am Martin-Luther-King-Platz sowie das Gebäude der Wirtschaftswissenschaften (der Wiwi-Bunker) und andere bis heute markante Bauwerke hinzu. Dennoch reichte der Platz am Hauptcampus nicht aus und so nutzt die Universität heute Liegenschaften im gesamten Hamburger Stadtgebiet. In den Jahren 1998 und 2002 wurden die vom Ehepaar Hannelore und Helmut Greve gestifteten Flügelbauten am Hauptgebäude der Universität an der Edmund-Siemers-Allee bezogen. Weitere Einrichtungen der Universität befinden sich in anderen Stadtteilen; das Universitätsklinikum in Eppendorf, der neue Botanische Garten und das Institut für Allgemeine Botanik in Flottbek, das Institut für Schiffbau in Barmbek, das Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft in Altona in der Nähe von Hafen und Elbe, die Sternwarte in Bergedorf und einige Physikalische Institute in Bahrenfeld, wo auch das Deutsche Elektronensynchrotron (DESY) arbeitet. Seit 1994 ist die Informatik in Stellingen zusammengefasst (Informatikum).

Ende der 1960er-Jahre kam es im Zuge der 68er-Bewegung auch an der Universität Hamburg zu Studentenprotesten und zur Bildung einer außerparlamentarischen Opposition. 1969 verabschiedete die Bürgerschaft ein neues Universitätsgesetz, das die Fakultäten auflöste und durch 15 Fachbereiche ersetzte. Die Selbstverwaltung der Universität wurde gestärkt, die Mitbestimmung von Studenten und Mitarbeitern gesetzlich verankert. Das Amt des Rektors wurde abgeschafft und durch das Amt des Präsidenten ersetzt. Im Hochschulgesetz von 1979 wurden Teile dieser Reformen auf richterliche Weisung wieder rückgängig gemacht.

Die Zahl der Fachbereiche war bis auf 19 angewachsen, als die Fachbereiche Rechtswissenschaft I und Rechtswissenschaft II (reformierte Rechtswissenschaften) im Jahr 2000 zum gemeinsamen Fachbereich Rechtswissenschaft (FB 02) zusammengeführt wurden. Seither gab es keinen Fachbereich mit der Nummer 17 mehr.

Seit Mitte der 1990er-Jahre wurde der Etat der Universität regelmäßig gekürzt, gleichzeitig wurden Maßnahmen zur Verringerung der durchschnittlichen Studiendauer und zur Verringerung der Abbrecherquote gesucht. Anstrengungen zur Harmonisierung der europäischen Hochschullandschaft (Bologna-Prozess) erforderten zusätzliche Strukturmaßnahmen sowohl an der Verwaltung als auch an den Studienordnungen. Der Reform- und Sparprozess dauert bis heute an.

2002 schlug die Dohnanyi-Kommission unter der Leitung des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi (SPD) im Auftrag des Hamburger Senats (CDU-FDP-Schill) massive Veränderungen an Hochschulstruktur und -verwaltung vor.

Als Folge der von dieser Kommission erarbeiteten Empfehlungen wurde am 1. April 2005 die Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) gegen den Willen der beiden beteiligten Universitäten per Gesetz zu einem Teil der Universität Hamburg gemacht. Die bisherigen 17 Fachbereiche und die HWP wurden zu sechs Fakultäten zusammengefasst.

Am 28. Juni 2006 hatte die Hamburgische Bürgerschaft mit dem Studienfinanzierungsgesetz allgemeine Studiengebühren an den Hamburger Hochschulen eingeführt, die ab dem Sommersemester 2007 erhoben wurden. Zum Wintersemester 2012/2013 wurden diese wieder abgeschafft.

Im Oktober 2012 beschloss das Präsidium der Universität, bis auf weiteres nicht mehr an nationalen oder internationalen Vergleichen mit anderen Universitäten teilzunehmen. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass der Aufwand der Universität zur Bearbeitung der steigenden Anzahl an Umfragen und Rankings massiv zunehmen würde und personelle Kapazitäten binden würde.


Jüdische Vergangenheit des Universitätsviertels

Die Universität liegt geographisch im früheren und heutigen Zentrum jüdischen Lebens der Stadt, dem Stadtviertel Grindel im Bezirk Eimsbüttel. Am Rande des heutigen Campus der Universität stand bis 1939 die während der Reichspogromnacht zerstörte Bornplatzsynagoge.

Auf dem früheren Standort der Bornplatzsynagoge wurde 1988 zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht mit Granitsteinen das frühere Deckengewölbe der Synagoge im Originalmaßstab im Boden nachgebildet. Der von Margit Kahl gemeinsam mit Bernhard Hirche gestaltete Platz bekam den Namen des letzten Hamburger Oberrabbiners vor dem Kriege Joseph Carlebach, der 1941 mit seiner Gemeinde deportiert und 1942 umgebracht wurde.

2003, am 120. Geburtstag Carlebachs, stiftete die Universität Hamburg den Joseph-Carlebach-Preis, der seit dem Jahre 2004 alle zwei Jahre verliehen wird. Der Preis wird für herausragende wissenschaftliche Beiträge aus dem Hamburger Raum zur jüdischen Geschichte, Religion und Kultur, an junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vergeben.

Am Institut für Germanistik der Universität kann die Jiddische Sprache studiert werden.



Text: Wikipedia

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