Teynkirche

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Die Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn, kurz Teynkirche ist ein römisch-katholisches Gotteshaus in der Prager Altstadt. Der Bau der Kirche dauerte von der Mitte des 14. bis zum beginnenden 16. Jahrhundert. Die Westfassade mit den zwei Türmen am Rande des Altstädter Rings ist eines der Wahrzeichen der tschechischen Hauptstadt Prag.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Altstädter Teynkirche.

Geschichte der Kirche

Vorgängerbauten

Die erste Erwähnung einer frühgotischen Kapelle im alten Prag ist für das Jahr 1135 belegt. Diese war der Jungfrau Maria geweiht und Bestandteil eines Spitals des Ungelt. Mit der raschen Ausdehnung von Prag über den Burgberg und den Vyšehrad wurde der Sakralbau zur ersten Pfarrkirche im Ortszentrum. Die Teynkirche wurde zum Zentrum der deutschen Einwohner der Prager Altstadt.[1] Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erfolgten umfassende Erweiterungs- und Umbauarbeiten: an der Stelle eines einschiffigen Baus entstand ein dreischiffiges Gebäude mit einem polygonalen Chor, der sich über einer Krypta erhebt. Ein erster Westturm mit Glockengeläut schloss das Gotteshaus zum Marktplatz hin ab. Dieser Turm ist für das Jahr 1310 dokumentiert, als Johann von Luxemburg-Ligny und seine Anhänger Prag besetzten.[2] Teile des früheren Glockenturms blieben als Kapelle der hl. Ludmila noch bis 1894 erhalten (s. Bild).

Baugeschichte

Mit Spenden reicher Patrizier und Kaufleute entstand ab etwa 1360 ein Neubau im Stil der Hochgotik, wobei teilweise Fundamente des Vorgängerbaus einbezogen wurden. Die zunächst einschiffige Basilika mit einem fast rechteckigen Grundriss basiert wahrscheinlich auf Plänen der einheimischen Baumeister Scheufler und Schmelzer. Ihr Aussehen lehnt sich an schlesische Kirchenarchitektur des 14. Jahrhunderts an.[2]

Ab 1365 war der Augustiner-Chorherr Konrad von Waldhausen Pfarrer an der Teynkirche. Um 1380 wurden der Chor und die Seitenschiffe angebaut. Die Bauhütten von Matthias von Arras und Peter Parler stellten die 28 m hohen Maßwerkfenster sowie weiteren Bauschmuck für das Langhaus und das Nordportal her. Dazu zählen das 1390 fertiggestellte Tympanon über dem Portal, das die Leiden Christi darstellt, und Skulpturenschmuck im Kirchenschiff, der Bezug nimmt auf Geschichten und Personen aus dem Umfeld des Königs Wenzel IV.

Von 1425 bis 1435 war der Theologe Jan Rokycana Prediger an dieser Kirche, ein enger Mitarbeiter des Königs Georg von Podiebrad; er wurde 1471 in der Krypta beigesetzt. Noch vor den Hussitenkriegen war das Kirchenschiff fertig ausgestattet. Nicht sicher geklärt ist bisher, ob das Stützgewölbe in der heutigen Form schon vorhanden war, der Westgiebel wurde jedenfalls fertig gebaut. Das Dach des Kirchenschiffs und die beiden Türme fehlten noch. Die Türme kamen erst um 1466 (Nordturm) und 1511 (Südturm) hinzu. Letzterer wurde durch die Bauhütte vom Matěj Rejsek errichtet. Im Nordturm wurde 1585 eine Bronzeglocke installiert, die beim Brand im Jahr 1819 schmolz.[2]

Nach Beendigung der Hussitenkriege sollte das Dach der Marienkirche fertiggestellt werden. Die bereits angelieferten Holzbalken wurden auf Befehl des Kaisers Sigismund aber als Galgen verwendet. An diesen Galgen wurden 1447 53 der widerständischen Hussiten um den Hauptmann Jan Roháč z Dubé auf dem Altstädter Ring erhängt. Die Bauarbeiter stellten den Dachstuhl erst um das Jahr 1460 fertig.

Im Zeitraum von 1463 bis 1466 wurde der Giebel des Kirchenschiffs angehoben, gleichzeitig wurde der zweite Turm (nördlich des ersten) vollendet. Im Giebelfeld fand eine Statue des Königs Georg von Podiebrad und ein vergoldeter Kelch mit dem Spruch „Veritas vincit“ (Die Wahrheit siegt) Platz. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde 1626 die Statue entfernt. Sie wurde durch ein Madonnen-Relief im Strahlenkranz ersetzt, das der Bildhauer Kaspar Bechteler geschaffen hatte. Während der Herrschaft des Königs Vladislav II. wurde der Südturm vollendet. Die beiden Türme werden auch „Adam und Eva“ genannt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließen die Prager Bürger 1649 in der Kirche einen neuen barocken Altar errichten, womit auch die Bedeutung der Jungfrau Maria für das Christentum betont werden sollte. Der Architekt Giovanni Domenico Orsi de Orsini errichtete im Jahr 1670 eine neue Orgelempore. Ein durch Blitzschlag ausgelöster Brand im Jahr 1679 beschädigte das Hauptschiff und den Chor stark. Sie wurden durch ein neues niedrigeres barockes Tonnengewölbe ersetzt. 130 Jahre später vernichtete ein erneutes Feuer den Nordturm, dessen Wiederaufbau sich bis 1836 hinzog. Eine neue Glocke musste gegossen werden.

1710–1735 war Johann Florian Hammerschmidt Priester an der Teynkirche. Während dessen Amtszeit wuchs Prag durch die Eingemeindung von vier umliegenden Ortschaften, wodurch die Pfarrkirche weiteren Einfluss gewann. Die von den Kirchenoberen verordnete Vereinfachung ihrer Bauten und Ausstattungen (Purismus) führte dazu, dass zwischen 1876 und 1895 der Putz zu großen Teilen entfernt wurde und die noch heute zu sehenden Bruch- und Kalksteine samt Strebepfeilern freigelegt wurden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ die Kirchengemeinde die Sakristei und in den Jahren 1906 bis 1908 das Nordportal restaurieren. Im Jahr 1933 wurde die Pfarrei eine Filiale der St.-Gallus-Kirche in Prag und blieb es bis zum Jahr 2009. Zwischen den 1970er Jahren und dem Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die gesamte Kirche umfangreich restauriert. 2018 wurde nach einem Beschluss der tschechischen Bischofskonferenz wieder ein goldener Kelch als Giebelschmuck angebracht, um damit ein Zeichen für die ökumenische Aussöhnung der katholischen und der hussitischen Tradition zu setzen.[3] Das Kirchengebäude, der Baldachin und ein Holzschnitt aus der Zeit um 1420 im Inneren der Kirche, die Jungfrau Maria darstellend, sind seit den 1970er Jahren Baudenkmale.[4]


Text: Wikipedia

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