St. Marien (Hof)

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Ansichtskarte der Altstadt mit der Kirche St. Marien

St. Marien ist die katholische Stadtpfarrkirche der kreisfreien Stadt Hof. Sie wurde 1864 erbaut und ist die in der Altstadt gelegene katholische Hauptkirche sowie die Zentralpfarrei Hochfrankens, des nordöstlichsten Dekanates des Erzbistums Bamberg im bayerischen Vogtland. In unmittelbarer Nachbarschaft verläuft die Grenze zu Thüringen, Sachsen und Tschechien. Nach der Grenzöffnung im November 1989 bildeten sich mit den katholischen Partnerpfarreien in Plauen und Weida die aus dem Mittelalter herrührenden kulturellen Bezüge neu.

Die Marienkirche und ihr geschlossen neugotisches Inventar stehen, einschließlich der romantischen mechanischen Kegelladen-Orgel, unter Denkmalschutz. St. Marien ist, neben der St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin, Gedenkstätte des seligen Dompropstes und Märtyrers des Nationalsozialismus Bernhard Lichtenberg. Die Kirche wurde an der Stelle eines auf dem Jakobsweg liegenden Pilgerhospizes erbaut. Als wesentlicher Musikstandort im Erzbistum Bamberg ist sie Veranstaltungsraum zahlreicher Uraufführungen neuer geistlicher Musik.

Die katholische Stadtkirche ist eine offene Kirche: sie ist täglich von 8:00 Uhr bis 19:00 Uhr für die Öffentlichkeit frei zugänglich.


Kirchen und Klöster im Mittelalter bis zur Reformation

Der Bereich der heutigen Stadt Hof lag zur Zeit der Bamberger Bistumsgründung 1007 durch Kaiser Heinrich an der nordöstlichen Grenze des Bistums Würzburg, das sich zu dieser Zeit über ganz Franken erstreckte, und der südlichen Grenze des Bistums Naumburg. Der mittelalterliche Name der Stadt Hof, „Curia Regnitzi“, vermittelt zwei Informationen über die Stellung und Bedeutung der Ursiedlung. Curia meint hier nicht nur einen einzelnen Hof, sondern einen Gebäudekomplex im Königsland, der sowohl weltliches als auch geistliches Zentrum des Verwaltungsbezirkes war. Rekka (slawisch für „Fluss“) leitet sich von den beiden Saale-Zuflüssen ab.

1080 wird der Bau einer Kapelle auf dem Klausenberg an der Saale vermutet. Aus dem Jahr 1214 datiert der erste urkundliche Nachweis der Großpfarrei Hof. Ihre Ausdehnung von ungefähr 30 Kilometern im Radius entsprach in etwa der des heutigen Landkreises Hof. Die Pfarrkirche St. Lorenz (zwischen 1180 und 1214 erbaut) gilt als Mutterkirche Hochfrankens und besteht, infolge von Zerstörungen durch Krieg und Brand mehrmals umgebaut, bis heute. Die ebenfalls noch bestehende St.-Michaelis-Kirche geht zurück auf einen Kapellenbau von 1230; sie wurde im 14. Jahrhundert zur dreischiffigen Hallenkirche ausgebaut und übernahm in der Folgezeit die Funktion der Hofer Hauptpfarrkirche. Um 1180 entstand in der heutigen Altstadt, Ecke Kreuzsteinstraße in direkter Nachbarschaft zur heutigen Marienkirche, die St.-Niclas- oder St.-Nikolaus-Kirche, über deren Aussehen jedoch keine Erkenntnisse mehr vorliegen. Aufgrund ihrer Lage an einer Durchgangsstraße wurde sie regelmäßig von Reisenden und Pilgern besucht. Ende des 13. Jahrhunderts wurde beim damals außerhalb der Stadtmauern gelegenen Hospital am Unteren Tor die Hospitalkirche erbaut.

1278 erfolgte die Stiftung des Klarissenklosters durch den Vogt von Weida mit einer 1288 gewährten Begnadung durch Papst Nikolaus IV. und 1292 entstand das Franziskanerkloster Zum Hl. Kreuz. Die Klöster waren der sächsischen Ordensprovinz zugeordnet. In der Klosterkapelle ist bereits 1376 der Bau einer gotischen Schwalbennestorgel bezeugt. Damit gehört Hof zu den frühen nachweisbaren Orgelbaustandorten in Bayern. Die Liste der Äbtissinnen von Hof bietet einen Überblick der Äbtissinnen der Klarissen von der Neugründung Mitte des 14. Jahrhunderts bis zur Auflösung des Klosters Mitte des 16. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war der Diplomat und Bamberger Domherr Hertnid von Stein leitender Pfarrer der Großpfarrei Hof und um 1485 wurde der Kirchenlieddichter Nikolaus Decius in Hof geboren. Sein Bruder war Guardian des Hofer Franziskanerklosters. 1487 errichtete man in Form einer Stiftung bei der Nikolauskirche für durchreisende Jakobspilger den Gasthof Zum Pilgrim, an dessen Stelle später die Marienkirche erbaut wurde.

Mit der Einführung der Reformation in Hof 1529 durch Nikolaus Medler und Kaspar Löhner wurden die Stadt und ihre Kirchen evangelisch. Die Nikolauskirche wurde 1542 als Kirche aufgegeben, in ihr entstand ein Kornlager. Infolge von Kriegseinwirkungen während der Belagerung von Hof im Markgräfler-Krieg brannte sie am 7. August 1553 nieder. Das Franziskanerkloster löste sich bald nach der Einführung der Reformation auf, das Klarissenkloster wurde 1564 aufgehoben. Dadurch erfuhr das katholische Leben für etwa 250 Jahre seinen vollständigen Niedergang.


Wiedererstehen der katholischen Gemeinde

Die Stadtpfarrkirche verdankt ihre Erbauung der Tatsache, dass mit der Zuordnung der Stadt Hof und der Markgrafschaft Bayreuth zu Bayern Anfang des 19. Jahrhunderts katholische Arbeiter und Beamte aus Böhmen und dem Frankenwald in die Stadt zogen. Durch sie entstand nach dem Tod der letzten Äbtissin im Jahr 1564 erstmals wieder ein katholisches Gemeindeleben. 1820 lebten etwa 120 Katholiken in Hof und dem angrenzenden Umland. Für sie wurde zunächst eine kleine Hauskapelle im Zollamt zur Verfügung gestellt, die am 15. April 1820 von Pfarrer Deinzer aus Marienweiher eingeweiht wurde. Die seelsorgliche Betreuung übernahmen die Franziskaner des nahegelegenen Wallfahrtsortes Kloster Marienweiher. 1837 wurde eine Kuratie errichtet und dem Dekanat Stadtsteinach zugeordnet. Sie sollte der steigenden Anzahl an Gläubigen eine organisatorische Struktur geben. Mit Pfarrkurat Johann Baptist Neuner erhielt Hof am 2. Dezember 1837 einen eigenen Seelsorger. Von 1840 datiert die Gründung der katholischen Grundschule. Sie trug zur Neuordnung des Schulwesens bei, das in den vorangegangenen Jahrzehnten mit Klassenstärken bis zu 170 Kindern sehr angespannt gewesen sein musste. 1843 erwarb die wachsende katholische Gemeinde ein Grundstück in der Karolinenstraße, auf dem 1844 eine kleine Kirche errichtet wurde.

Ende der 1850er Jahre war die Gemeinde auf 539 Katholiken angewachsen, so dass sich die Kapelle in der Karolinenstraße als zu klein erwies. Da sich Pfarrer Eichhorn erfolglos um den Erwerb der ehemaligen Klosterkirche bemüht hatte, entschloss sich die Gemeinde 1858 zum Bau einer Kirche im heutigen Stadtzentrum. Am 27. Mai 1860 wurde der Gasthof „Zur Sonne“ in der Altstadt zum Verkauf angeboten. Die Pfarrei erwarb das Anwesen für 9000 Gulden und hatte somit einen ausreichend großen Baugrund für den Kirchneubau. Die von Pfarrer Eichhorn entworfenen Kirchbaupläne folgten dem Stilideal der Neugotik. Als man am 4. April 1864 mit dem Bau der Stadtpfarrkirche begann, stand dies im Kontext einer expandierenden Bautätigkeit in der ganzen Stadt. Aufgrund der stark wachsenden Einwohnerzahlen waren die Errichtung vieler neuer Gebäude und weitere städtebauliche Maßnahmen notwendig geworden. Der erste Gottesdienst im fast vollendeten Gotteshaus wurde am 2. Juni 1867 gefeiert. Der Kirche fehlten zu diesem Zeitpunkt noch beide Türme, das Gewölbe und der Hochaltar.

Das Pfarramt wurde 1868 in der Lorenzstraße errichtet und am 1. Mai desselben Jahres bezogen. Bis 1858 hatten die Priester in Hof zur Miete gewohnt. 1858 erwarb die Gemeinde das ehemalige Kriminalgerichtsgebäude am Schlossplatz (heute Schlossplatz 7) und baute es zum Pfarramt mit katholischer Schule um. Zehn Jahre später veräußerte die Pfarrei das Gebäude wieder. Nachdem beide Kirchtürme erbaut waren, fand 1882 die Glockenweihe statt, und 1885 wurde die romantische Orgel der Firma Steinmeyer fertiggestellt. Nach Vollendung aller Baumaßnahmen wurde im Oktober 1891 die feierliche Konsekration der Marienkirche gefeiert. Von 1923 bis 1925 erfolgte die erste umfangreiche Außen- und Innenrenovierung.


20. Jahrhundert

War die SPD aus den Wahlen des Jahres 1924 noch als stärkste Kraft in der Hofer Region hervorgegangen, wurde Hochfranken stärker als viele andere Bereiche in Deutschland vom Nationalsozialismus ergriffen. Als Motive hierfür gelten die krisenanfällige Porzellan- und Textilindustrie, die stark ausgeprägte Autoritäts- und Rechtsgesinnung des Hofer Bürgertums, der Protestantismus und die Schwäche der demokratischen Parteien. Bereits im Herbst 1933 stand die Bevölkerung mehrheitlich auf der Seite des Regimes. Bei der sofort eingeleiteten Gleichschaltung übernahm die Pfarrei ab 1934 das vom Kolpingverein geführte Katholische Vereinshaus und den Vereinseigenen Sportplatz in Moschendorf, um einer Beschlagnahme durch die NSDAP zu entgehen. Kritische katholische Stimmen gingen zwar auf Distanz, nach dem Anschluss des benachbarten Sudetenlandes 1938 schwand jedoch der Oppositionsgeist in der Region.

Durch stetigen Zuwachs der Anzahl der Katholiken in den Orten des Landkreises wurden neue katholische Pfarrgemeinden und Kuratien gegründet. So entstand mit den Kirchen in Hof, Bad Steben, Enchenreuth, Helmbrechts, Münchberg, Naila, Oberkotzau, Regnitzlosau, Rehau, Schwarzenbach an der Saale, Schwarzenbach am Wald, Schauenstein, Selbitz und Sparneck das am 11. März 1937 gegründete katholische Dekanat Hof.

Im Zweiten Weltkrieg wuchs Hochfranken die Bedeutung einer Luftschutzregion zu. Evakuierte aus umkämpften Gebieten fanden in Hof eine neue Unterkunft. Kriegswichtige Produktionen wurden in stillgelegten Fabrikhallen untergebracht, in Helmbrechts ein Konzentrationslager für Frauen und in Hof-Moschendorf eines für Männer eingerichtet. Die ersten und einzigen Luftangriffe erlebte Hof im April 1945. Die Marienkirche blieb dabei unversehrt. Nach Kriegsende trennte der entstandene Eiserne Vorhang für 44 Jahre die gemeinsamen Wurzeln der Vogtlandregion.

Gab es vor 1933 etwa 6.000 Katholiken in Hof, stieg die Zahl nach Kriegsende auf über 13.000. Für zahlreiche in Hof ansässig gewordene Vertriebene des Zweiten Weltkriegs wurde 1963 die Kirche St. Otto am Otterberg im Stadtteil Moschendorf als Filialkirche von St. Marien errichtet, 1968 entstand die Filialkirche St. Johannes Nepomuk in Feilitzsch.

1954 bereits war das westliche Pfarrgebiet von St. Marien als neue Pfarrgemeinde St. Konrad abgetrennt und im Hofer Stadtteil Neuhof die St.-Konrad-Kirche erbaut worden. In der Gemeinde St. Konrad gründeten die Jesuiten eine Niederlassung, 1977 entstand im Münsterviertel die St.-Pius-Kirche. Sie besteht aus einem modernen lichtdurchfluteten Raum mit zeltförmiger Dachkonstruktion.

1987 erfolgte die Neugestaltung des Altarraumes der Stadtpfarrkirche St. Marien durch den Künstler Klaus Backmund im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ausgelöst durch bauliche Mängel wurde 2000–2001 eine zweite umfangreiche Außen- und Innenrenovierung erforderlich.

Die katholische Gemeinde St. Marien pflegt einen regelmäßigen ökumenischen Austausch mit ihren evangelischen Nachbargemeinden der Innenstadt: der St.-Lorenz-Kirche, der evangelischen Stadtkirche St. Michaelis, der St.-Johannes- und der Hospitalkirche. Seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs unterhält die Marienkirche Kontakte zu den benachbarten katholischen Pfarreien in Plauen, Weida und Cheb. Dies wird durch einen regelmäßigen Predigeraustausch, gemeinsame Veranstaltungen verschiedener Pfarreigruppen und Konzerte in der Euregio Egrensis und das Festival Mitte Europa deutlich. In der 1995 von Stadt- und Dekanatskantor Ludger Stühlmeyer gegründeten Konzertreihe wirken regelmäßig Musiker des Hofer Theaters, der Hofer Symphoniker und der Musikschule des Landkreises Hof mit.


Architektur und Ausstattung

Die Marienkirche ist eine dreischiffige neugotische Hallenkirche mit Netzrippengewölbe und komplett erhaltener neugotischer Ausstattung. Früher am südlichen Hofer Stadtrand erbaut, liegt sie heute im Stadtzentrum in einer Fußgängerzone, die sich in einer Tallage auf der Höhe von 500 m ü. NN befindet. Die beiden Kirchtürme haben eine Höhe von 65 Metern.

Im Chorraum der Marienkirche erhebt sich der Hochaltar, dessen Abschluss auf der Höhe der Chorfenster eine Marienfigur bildet. Vier Seitenaltäre, je zwei im rechten und linken Seitenschiff, sind mit einem an die franziskanische Tradition der Stadt (13. bis 16. Jahrhundert) anknüpfenden Figurenprogramm mit Darstellungen der Heiligen Georg, Laurentius, Nikolaus, Antonius, Aloisius, Maria Magdalena, Bernhard von Clairvaux, Unbeflecktes Herz Mariä, Bernhardin von Siena, Otto von Bamberg, Margareta Maria Alacoque und einer Herz Jesu-Statue ausgestattet.

Weitere Bilder und Statuen zeigen die Heiligen Katharina von Alexandrien, Barbara von Nikomedien, Franz von Assisi, den Erzengel Michael, eine Darstellung der Maria Immaculata und eine Kreuzigungsgruppe. Das Christuskreuz in dem den Chorraum abschließenden Bogen fertigte der bayerische Künstler Wilhelm Vierling. Die Innenausstattung stammt von Leo Götz.

Rechts neben dem Altarraum befindet sich eine Taufkapelle mit Taufbecken und Altar, links die Sakristei. Die Kanzel erhebt sich vor einem Säulenvorsprung an der linken Bankseite, zugänglich über einen Treppenaufgang in der Nähe der Sakristeitür. Die Chorfenster zeigen Darstellungen der Apostel Petrus und Paulus sowie der Bistumspatrone, des Kaiserpaars Heinrich und Kunigunde.

Vollständig original erhalten ist die Steinmeyer-Orgel von 1885 mit mechanischer Kegellade. Ihre Restaurierung erfolgte 1994/95 durch die Firma Orgelbau Klais/Bonn.

Zelebrationsaltar, Ambo und Vortragekreuz stammen aus der Hand des Münchener Künstlers Klaus Backmund, der 1987 den Altarraum neu gestaltete. Dabei griff er die Formensprache der Kirche auf und verband sie mit Bildern des täglichen Lebens. Der Zelebrationsaltar birgt das Motiv der Ähren. Sie sind im Mittelalter ein Symbol im Zusammenhang mit der Kirchenpatronin Maria, die häufig im Ährenkleid dargestellt wird. Im Altarstein befinden sich Reliquien des seligen Paters Rupert Mayer und des heiligen Godehard von Hildesheim. Das Vortragekreuz ist zugleich Baum des Lebens und durch die Verbindung mit dem Herzen Jesu auf der Rückseite Sinnbild für den Kristallisationspunkt der Liebe Gottes. Am Ambo ist das Senfkorngleichnis (Mk 4,30–34 EU) stilisiert dargestellt. Die 14 Kreuzwegstationen wurden von Gräfin Hippolyte Rechberg in Öl gemalt.

Die Kirche ist Gedenkstätte mit Büste des 1943 in Hof verstorbenen und am 23. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Märtyrers Bernhard Lichtenberg, einem Berliner Dompropst. Von Juni 2000 bis November 2001 wurde sie samt Inventar grundlegend restauriert.


Steinmeyer-Orgel

Bereits 1838 gelang es Pfarrer Johann Baptist Neuner, für die Vorgängerkirche ein Instrument anzuschaffen. Es handelte sich dabei um ein Äolodikon, das von der Orgelbaufirma Friedrich Heidenreich für 10 Florint repariert wurde, und war eine Spende des Landtagsabgeordneten Christian Laubmann. In seinen persönlichen Aufzeichnungen schrieb Neuner:

„Mein sehnlichster Wunsch war mir, auch eine kleine Orgel zu bekommen … Ich erfuhr inzwischen, daß der hiesige Bürger Landtagsabgeordneter Christian Laubmann ein Äolodikon in sehr hübscher Form besitze. Herr Laubmann wurde von mir befragt, ob er uns dieses Instrument zu einem mäßigen Preis oder zum einstweiligen Gebrauch überlasse. Mit freundlicher Bereitwilligung geschah das letztere unentgeltlich.“

Die erhaltenen Orgeln von Georg-Friedrich Steinmeyer zeigen, dass dieser Orgelbauer zu den bedeutenden Repräsentanten des 19. Jahrhunderts gehört und im bayerischen Orgelbau seiner Zeit stilbildend wirkte. Die am Ende jenes Jahrhunderts noch mit mechanisch gesteuerten Kegelladen gebauten Instrumente weisen eine spezifische bauliche und klangliche Ästhetik auf. Auch die Orgel von St. Marien in Hof, 1885 fertiggestellt, zeichnet sich durch diese Eigenschaften aus; gesteigert wird der Wert der Orgel durch die gesamte originale neugotische Ausstattung der Kirche. Stilrein erhaltene romantische Orgeln sind heute eine Rarität geworden.

Georg Friedrich Steinmeyer aus Oettingen kam 1884 nach Hof und nahm die Maße der Empore. Der Kostenvoranschlag für die geplante Orgel datiert vom 12. Juli 1884. Die Orgel wurde genau nach diesem Plan gebaut. Steinmeyer bot für das zweite Manual nachträglich noch zwei weitere Register an. Obwohl es nicht verlangt war, bereitete er die Windlade so vor, dass hier später die Register Oktavin und Mixtur eingesetzt werden konnten. Georg-Friedrich Steinmeyer konzipierte die Orgel nach dem Walckerschen Vorbild als mechanische Kegelladen-Orgel. Im Spieltisch wird sie als Opus 268 bezeichnet; am 1. März 1885 wurde sie eingeweiht.

Spieltisch und Gehäuse bilden eine mit neugotischem Dekor versehene stilistische Einheit. Vor dem Orgelgehäuse steht ein freistehender Spieltisch mit Blickrichtung zum Altar. Die Manualklaviaturen und die Pedalklaviatur sind original erhalten. Die Registerzüge liegen in drei Ebenen links und rechts der Klaviaturen. Im Orgelprospekt steht der Prinzipal 8′ aus dem I. Manual. Rückwärtig im Untergehäuse liegt der große Doppelfaltenmagazinbalg mit zwei untergehängten Schöpfern. Er kann heute sowohl elektrisch als auch auf die ursprüngliche mechanische Weise betätigt werden. Im Obergehäuse befindet sich hinter dem Prospekt die Hauptwerk-4′-Lade, darüber die 8′-Lade vom I. Manual. Dahinter liegen im gleichen Aufbau übereinander die Laden des II. Manuals, getrennt vom Hauptwerk durch einen Stimmgang. Rückwärtig tiefstehend schließt die Pedallade an.

Bis zur Fertigstellung der Steinmeyer-Orgel verfügte die Marienkirche über eine kleine Orgel der Hofer Orgelbaufirma Heidenreich mit sieben Registern. Sie stammte aus der katholischen Vorgängerkirche in der Karolinenstraße. Die Heidenreich-Orgel wurde für 300 Mark nach Bug bei Bamberg weiterverkauft.

Durch ein Gutachten des Würzburger Organisten, Direktors des Hermann-Zilcher Konservatoriums und Bruckner-Forschers Erwin Horn begannen 1989 die Überlegungen zu einer Restaurierung des original erhaltenen Instrumentes. Das Gutachten spiegelte eine sich neu formierende Bewegung wider, die neben bislang barocken Instrumenten auch die historisch wertvollen romantischen Instrumente in den Blick nahm. Denselben Standpunkt vertrat auch das 1993 von dem Chefkonstrukteur der Firma Orgelbau Klais aus Bonn, Hans Wolfgang Theobald, erstellte Gutachten. Nach der stilgerecht ausgeführten Restaurierung von April 1994 bis Februar 1995 durch Firma Klais, unter Einbeziehung von Sixtus Lampl, Oberlandeskonservator aus München, konnte das unter Denkmalschutz stehende Instrument auf den Tag genau zum 110. Jahrestag fertig gestellt werden. Hans Wolfgang Theobald schlug eine Erweiterung um das Cornet-Register vor. Dies geschah sowohl im Hinblick auf die diesbezüglichen räumlichen Möglichkeiten der Orgel als auch auf die Gestaltung von Dispositionen vergleichbarer Steinmeyer-Orgeln dieser Epoche.

Zur Erhaltung des Instrumentes und zur Unterstützung der Kirchenmusik wurde 1993 der Förderverein der Kirchenmusik an St. Marien Hof e. V. gegründet. Seit 1995 besteht eine Konzertreihe, in der neben regelmäßigen Uraufführungen neuer geistlicher Musik schwerpunktmäßig die historische Steinmeyer-Orgel mit Werken aus der Romantik präsentiert wird.


Glocken

Bereits die Vorgängerkirche der katholischen Gemeinde verfügte über zwei Glocken. Eine Notiz von Pfarrer Eichhorn von 1843 belegt, dass sie von dem Glockengießer Friedrich Heinz aus Bayreuth gefertigt wurden. Die tiefe Glocke (Ton b’’) wog 370 Pfund und die hohe (Ton f’’) 200 Pfund.

1871 begannen die Verhandlungen zwischen der Pfarrei und dem Glockengießer Heinz für ein Geläut der neuen Marienkirche. 1872 erhielt Pfarrer Eichhorn die Zusage des bayerischen Königs Ludwig II. über eine Metallzuwendung für den Glockenguss:

„Im Namen seiner Majestät des Königs. Durch höchste Entschließung des königlichen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Religionsangelegenheiten vom 9. des Monats Oktober 1872 wurde der katholischen Kirchengemeinde 8 Zentner Kanonenmetall bewilligt, wovon die katholische Kirchenverwaltung Hof mit der Weisung in Kenntnis gesetzt wird, sich wegen Zusendung des Metalls unmittelbar an die königliche Zeughaushauptdirektion in München zu wenden.“

1873 wurde der Pfarrei von Pfarrer Ammon aus Nordhalben zudem eine Spende in Form eines Legates zugunsten des Glockenerwerbs zugesprochen.

1877 unterbreitete die Glockengießerei Heinz ein Angebot über vier Glocken mit den Tönen e-a-cis-e. Der Glockenguss dreier dann in Auftrag gegebener Glocken erfolgte 1882. Zu diesem Zweck wurden das bewilligte französische Kanonenmetall und alte Kupfermünzen eingeschmolzen. Das Geläut ist im Ostturm untergebracht.

Am 22. Dezember 1882 fand die Glockenabnahme unter Beteiligung des damaligen Organisten Dick statt. Zum Weihnachtsfest erklang das Geläut erstmals. Im Westturm wurde zu Zwecken der Brandwache ein Türmerzimmer eingerichtet. Die Marienglocke musste während des Zweiten Weltkriegs abgegeben werden, kehrte aber 1949 unversehrt vom Hamburger Glockenfriedhof zurück. Im Rahmen der Generalsanierung der Marienkirche im Jahre 2000 wurde auch der Glockenstuhl renoviert.


Gedenkorte in und an der Kirche

Bernhard-Lichtenberg-Gedenkstätte

Bernhard Lichtenberg, geboren am 3. Dezember 1875 in Ohlau, starb am 5. November 1943 in Hof. Während der nationalsozialistischen Diktatur trat er für Verfolgte ein.

1899 wurde Lichtenberg zum Priester geweiht und war von 1900 bis 1943 zunächst als Kaplan, Kurat, Pfarrer und zuletzt als Dompropst in Berlin tätig. Im Oktober 1941 wurde er durch die Gestapo festgenommen, im Mai 1942 wegen Kanzelmissbrauchs und Vergehen gegen das Heimtückegesetz zu einer Haftstrafe verurteilt und anschließend in ein Konzentrationslager eingewiesen. Auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau machte der Zug am 3. November 1943 einen Zwischenstopp in Hof, die Gefangenen wurden ins Gefängnis verbracht. Der Gefängnisleiter wurde auf Bernhard Lichtenberg aufmerksam und sorgte dafür, dass der schwer herz- und nierenkranke Geistliche am 4. November in das städtische Krankenhaus in Hof überwiesen wurde, wo er noch am selben Tag durch den Hofer Stadtpfarrer Prälat Michael Gehringer die Krankensalbung empfing. Am 5. November starb Lichtenberg gegen 18 Uhr. Die Hofer Polizei gab den Leichnam frei, bevor die Gestapo eingreifen konnte. Lichtenbergs sterbliche Überreste wurden am 11. November nach Berlin überführt und dort am 14. November unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zunächst auf dem alten Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde in der Liesenstraße zu Grabe getragen. 1965 wurden sie in die Krypta der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale umgebettet, weil die DDR-Behörden die Überführung in die in West-Berlin gelegene, 1963 geweihte Gedenkkirche Maria Regina Martyrum nicht gestatteten, wo für Bernhard Lichtenberg ein Sarkophag in der Unterkirche vorbereitet war.

1991 wurde im Foyer des Berliner Bernhard-Lichtenberg-Hauses eine von Klaus Backmund geschaffene Büste enthüllt. Auf Anregung des Stadtpfarrers von Hof, Geistl. Rat Edmund Kräck, wurde 1992 eine Kopie dieser Büste vom damaligen Dompropst der Hedwigskathedrale, Otto Riedel, in der Marienkirche geweiht. Die Büste zeigt die Verbundenheit zwischen dem Wirkungs- und dem Sterbeort Lichtenbergs, der zu den Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem zählt. 1996 wurde Lichtenberg durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Mit regelmäßigen Veranstaltungen wird in der Marienkirche des Berliner Dompropstes gedacht.

2013 ehrte die Stadt Hof Bernhard Lichtenberg, indem der Platz vor der Marienkirche der Hofer Altstadt in Bernhard-Lichtenberg-Platz benannt wurde.


Station des Jakobsweges

Hof ist eine der Stationen des mittelalterlichen Jakobsweges. Die Routen von Schweden, Norwegen, Finnland und Polen aus verlaufen durch die Stadt. Das Ziel Santiago de Compostela liegt noch 2330 Kilometer entfernt. 1987 wurde dieser Pilgerweg zur ersten europäischen Kulturstraße erklärt.

Nachdem einige Hofer Bürger von einer Wallfahrt nach Santiago zurückgekehrt waren, stifteten sie im Jahr 1487 in der St.-Michaelis-Kirche einen Altar zu Ehren des Heiligen Jakobus, an dem regelmäßig eine heilige Messe gefeiert wurde. Von den Stiftungsgeldern wurden unterhalb der St.-Niclas-Kirche in der Altstadt in einem Hause bei dem Brunnen und Backofen der Umbau eines Hauses zu einem Pilgerhospiz finanziert und etliche Betten für durchreisende Jakobspilger bereitgestellt. An der Herberge wurde ein Schild angebracht, auf dem ein Pilger zu sehen war. Die Unterkunft erhielt den Namen Gasthof zum Pilgrim. Wie auf dem Jakobsweg üblich, konnten dort Pilger, die eine entsprechende Beglaubigung – den Pilgerpass – besaßen, kostenlos übernachten und einfache Mahlzeiten erhalten. Die Gründung ist ein Beleg für die Attraktivität des Jakobspilgerweges im 15. Jahrhundert, in einer Zeit, in der die Stadtbürger verstärkt in eigene Kirchengebäude und spirituelle Räume investierten. Neugründungen verbanden sich mit dem Bedürfnis nach bürgerlicher Selbstrepräsentation, dem eine Förderung des Jakobsweges entgegenkam.

Ende des 18. Jahrhundert wurde das Gebäude in Gasthof zur goldenen Sonne umbenannt. An ihn erinnert noch der Platz westlich der Marienkirche, der den Namen Sonnenplatz trägt. Gegen Ende der 1850er Jahre erwarb die katholische Gemeinde für ca. 21.000 Florint den Gasthof sowie die umliegenden Grundstücke, um dort die spätere St.-Marien-Kirche zu errichten.

Zur Erinnerung an das frühere Pilgerhospiz wurde an der Westfassade der Marienkirche 1999 ein Gedenkstein angebracht und in einem städtischen Festakt, bei dem die Chöre der Stadtpfarrkirche mittelalterliche Jakobspilgerlieder erklingen ließen, geweiht.



Text: Wikipedia

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