Pius IX.

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Pius IX., genannt auch Pio Nono (* 13. Mai 1792 in Senigallia (Kirchenstaat) als Sohn aus gräflicher Familie Giovanni Maria Mastai-Ferretti; † 7. Februar 1878 in Rom), war Papst von 1846 bis 1878. In sein Pontifikat – mit 31 Jahren und 8 Monaten das längste nachweisbare – fallen die Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das Erste Vatikanische Konzil mit der Propagierung des päpstlichen Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit sowie der Verlust des Kirchenstaates an das Königreich Italien. Im Jahr 2000 wurde Pius IX. von Johannes Paul II. seliggesprochen.

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Werdegang

Giovanni Maria Mastai-Ferretti stammte aus einer als fromm geltenden Adelsfamilie. In seiner Jugend durch Epilepsie beeinträchtigt, die aber völlig ausheilte, spürte er nach einem Besuch in Rom 1816 die Berufung zum Priester und schrieb sich am Collegio Romano ein. Im Jahr 1819 empfing Mastai-Ferretti in der Kirche Santa Maria in Cappella die Priesterweihe. Anschließend widmete er sich einem römischen Waisenhaus, S. Michele, nach dem Gründer Tata Giovanni genannt. Im Jahr 1823 vertraute ihm der Papst die Teilnahme an einer diplomatischen Mission nach Chile an. Die Reise war ebenso risikoreich wie erfolglos, sodass er 1825 nach Rom zurückkehrte und Leiter des Waisenhauses S. Michele wurde. Er wurde 1827 Erzbischof von Spoleto, 1832 Bischof von Imola und 1840 Kardinal mit der Titelkirche Santi Pietro e Marcellino. In Imola, das damals von zahlreichen Konflikten geprägt war, genoss der spätere Papst auch bei liberalen Kräften Sympathien.

Pontifikat

Am 16. Juni 1846 wurde Kardinal Mastai-Ferretti, unterstützt von der gemäßigten Fraktion unter Kardinal Paolo Polidori, nach nur zweitägigem Konklave als Nachfolger Gregors XVI. im vierten Wahlgang zum Papst gewählt. Überrascht von dieser unerwarteten Entscheidung nahm er die Wahl an, wählte sich den Papstnamen Pius IX. und wurde am 21. Juni 1846 mit der Tiara gekrönt. Er war der letzte Papa Rè (Papst-König), der zugleich mit dem Petrusamt eine weltliche Herrschaft über den traditionellen Kirchenstaat ausübte.

Er begann seine Herrschaft mit einigen liberalen Reformen, zu denen unter anderem eine vorsichtige Ausweitung der Pressefreiheit im März 1847 sowie die Einrichtung eines römischen Stadtrates im November desselben Jahres gehörte, wandte sich aber gegen den Republikanismus und die italienische Einigungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Während der europaweiten und auch im Kirchenstaat stattfindenden revolutionären Erhebungen von 1848 floh er, nachdem sein Ministerpräsident Pellegrino Rossi am 15. November ermordet worden war, am 24. November mit den Kardinälen nach Gaeta an der Küste Neapel-Siziliens. Nach der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung wurde am 9. Februar 1849 die kurzlebige Römische Republik ausgerufen, die durch ein Triumvirat unter Mitwirkung des radikaldemokratischen Revolutionärs Giuseppe Mazzini geleitet wurde. Bereits am 3. Juli 1849 wurde die Republik von französischen und spanischen Interventionstruppen militärisch niedergeschlagen. Pius IX. kehrte erst im Frühjahr 1850 nach Rom zurück und verlegte seine römische Residenz vom Quirinalspalast in den Vatikan, der seit damals der Sitz der Päpste ist.[1]

Er verfolgte nun eine konservativ ausgelegte Politik, die besonders durch seinen bis 1876 amtierenden Kardinalstaatssekretär Giacomo Antonelli geprägt wurde. Er wandte sich zunächst auch gegen den seit 1848 regierenden österreichischen Kaiser Franz Joseph I., der in den ersten Jahren seiner Regierungszeit eine liberale Politik verfolgte.

Als 1870 nach dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges die französischen Schutztruppen aus Rom abgezogen worden waren, lösten italienische Truppen den Kirchenstaat nach der Einnahme Roms auf. Der Papst zog sich in den Vatikanpalast zurück. Der Vatikan sowie der Lateran und die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo blieben weiterhin unter der (bis 1929 vom italienischen Staat nur faktisch geduldeten) Oberhoheit des Papsttums, das seit 1929 die staatliche Souveränität innehat. Das Garantiegesetz, das Pius IX. 1871 von der italienischen Regierung geboten wurde, lehnte er ebenso ab wie den neuen Nationalstaat Italien, sein Protest gipfelte in der Enzyklika Ubi nos vom 15. Mai 1871 (vgl. auch Römische Frage, Lateranverträge). Er betrachtete sich selbst als Gefangener im Vatikan.

Nach der Auflösung des Kirchenstaates änderte sich durch neue Kardinalskreierungen Pius’ IX. auch die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums. Unter den neuen Kardinälen stammten weniger aus den kleinen Städten des früheren Kirchenstaates, hingegen wurde mit dem Erzbischof von New York John McCloskey 1875 erstmals ein Nicht-Europäer Kardinal. Siehe auch: Liste der Kardinalskreierungen Pius’ IX.

Lehramt

Papst Pius IX. veröffentlichte zahlreiche theologische Schriften und Erklärungen, u. a. wurde mit der Enzyklika Ubi primum die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis vorbereitet, es folgte dann am 8. Dezember 1854,[2] nun das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, die Definition des Dogmas mit der päpstlichen Bulle Ineffabilis Deus. 1864 erschien die Enzyklika Quanta Cura mit dem Anhang Syllabus errorum. Mit der Enzyklika Cum sancta mater ecclesia rief der Papst im Jahr 1859 zum öffentlichen Gebet für den Frieden auf.

Der Syllabus errorum ist eine Liste von 80 Aussagen, die von der Kirche als falsch verurteilt wurden. Die Freiheit des Gewissens leugnete Pius IX. und bezeichnete sie als verwegen und Wahnsinn.[3] Diese Zusammenstellung wurde zugleich mit der Enzyklika Quanta cura am 8. Dezember 1864 veröffentlicht. Der Syllabus errorum ist im Wesentlichen ein Exzerpt aus vorangegangenen Enzykliken, Ansprachen, Briefen und apostolischen Schreiben. In der päpstlichen Bulle Non expedit vom 10. September 1874 verbot Pius IX. Katholiken unter Androhung des Entzugs kirchlicher Privilegien sowohl die aktive als auch passive Teilnahme an den Wahlen in Italien.

Den Höhepunkt seiner Amtszeit bildete das Erste Vatikanische Konzil von 1869 bis 1870, auf dem die Unfehlbarkeit des Papstes beschlossen wurde, wenn er ex cathedra eine Glaubens- oder Sittenfrage als endgültig entschieden verkündet. Dies führte zur Abspaltung der Altkatholiken in Deutschland und in Kombination mit innenpolitischen Konflikten unter Bismarck zum Kulturkampf im Deutschen Reich.

Pius IX. starb am 7. Februar 1878 in der Vatikanstadt. Zunächst wurde er in St. Peter beigesetzt. Am 13. Juli 1881 wurde der Leichnam nach Sankt Laurentius vor den Mauern überführt,[4] wo er nun beigesetzt ist. Auf die Beisetzung in der Kathedrale hatte er testamentarisch verzichtet.[5] „Der von Pius IX. gewählte Ort für seine Grablege besitzt bei aller Unscheinbarkeit große und vielfältige Signifikanz: zuallererst war er durch die Sitte des frühen Christentums legitimiert und durch die Überlieferung der Grabstätten dreier Päpste des 5. Jahrhunderts geheiligt; dabei bot vor allem Sixtus III. eine ganze Reihe von Identifikationsmöglichkeiten.“[6] Jedoch, wenn man das Grab in seiner Ganzheit betrachte, ziele es darauf ab, eine Pilgerstätte zu werden, was keineswegs die Bescheiden- und Zurückgezogenheit ausdrücke, „sondern vielmehr Konsequenz der politischen Strategie Pius IX.“ ist, „der wegen des totalen Verlustes weltlicher Macht damit ein letztes Mal vollständig auf massenpsychologische Wirkung setzt.“[7]

Seine Pontifikatsdauer von fast 32 Jahren ist bis heute die längste historisch nachgewiesene Amtszeit in der Geschichte des Papsttums. Bereits anlässlich seines 25-jährigen Amtsjubiläums wurde für ihn oberhalb der Petrusfigur am nordöstlichen Vierungspfeiler im Petersdom eine Gedenktafel mit einem von zwei Engelsfiguren gehaltenen Porträt angebracht.[8] Seit seiner Seligsprechung im Jahr 2000 durch Papst Johannes Paul II. befindet sich dort ein gläserner Reliquienschrein.


Text: Wikipedia

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