KZ Sachsenhausen

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Siegelmarke der Kommandantur Sachsenhausen

Konzentrationslager Sachsenhausen (auch: KZ Sachsenhausen) war der Name eines ab 1936 eingerichteten nationalsozialistischen deutschen Konzentrationslagers im Oranienburger Ortsteil Sachsenhausen nördlich von Berlin.

Durch die Nähe zu Berlin und damit auch zur Gestapozentrale in der Prinz-Albrecht-Straße hatte dieses Lager eine Sonderrolle im KZ-System. Ein großes SS-Kontingent war hier stationiert. Das Lager diente als Ausbildungsort für KZ-Kommandanten und das Bewachungspersonal im ganzen NS-Bereich (ähnlich wie das KZ Dachau). Insgesamt wurden ca. 200.000 Häftlinge nach Sachsenhausen deportiert, nur etwa 140.000 davon wurden registriert. Im August 1941 wurde eine Massenerschießungsanlage errichtet, in der dann etwa 13.000 bis 18.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden. Insgesamt sollen mehrere zehntausend Häftlinge ermordet worden sein.

Es ist weder örtlich noch zeitlich identisch mit dem KZ Oranienburg, das bereits 1933/34 mitten in Oranienburg errichtet worden war.


Überblick

Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936/37 auf Befehl der Schutzstaffel der NSDAP (SS) durch Häftlinge der Emslandlager erbaut und nahm eine Sonderrolle unter den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ein. In diesem Musterlager erfolgte die Ausbildung von SS-Wachmannschaften, die später in anderen Konzentrationslagern eingesetzt wurden.

In etwa 100 Außenlagern leisteten die Häftlinge Zwangsarbeit, vor allem in der Rüstungsindustrie. Im Sommer 1945 diente das Revier des ehemaligen KZ Sachsenhausen als Übergangs-Lazarett für ehemalige Häftlinge und andere Opfer des Krieges, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht in die Heimat zurückkehren konnten.

Ab August 1945 wurde das Gelände des KZ Sachsenhausen von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) als Internierungslager (Speziallager Nr. 7) verwendet. In diesem nun sowjetischen Gefangenenlager wurden NS-Funktionäre der unteren und mittleren Ebene, Wehrmachtsangehörige, Jugendliche unter „Werwolf-Verdacht“, Gegner der neuen politischen Ordnung und zum Teil völlig willkürlich Verhaftete interniert. Die DDR schloss das 1948 in Speziallager Nr. 1 umbenannte Lager als letztes der Speziallager 1950. Die Kasernierte Volkspolizei übernahm 1950 das Gelände und nutzte einen Teil davon als Kaserne. Seit 2006 nutzt die Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg einen Teil (ca. ein Viertel) des ehemaligen SS-Truppenlagers, das ein integraler Bestandteil des Konzentrationslagers Sachsenhausen war.

1955 kamen durch einen Spendenmarkenverkauf des Kuratoriums für den Aufbau nationaler Gedenkstätten in kurzer Zeit zwei Millionen Mark zusammen. Es wurden Aufträge für die Gestaltung einer Gedenkstätte in Sachsenhausen vergeben. An der weiteren Planung waren der Landschafts- und Gartenarchitekt Reinhold Lingner und die Architekten Ludwig Deiters, Horst Kutzat und Kurt Tausendschön beteiligt. René Graetz schuf die Plastik „Befreiung“. 1961 wurde die Plastik „Die Anklagende“ von Fritz Cremer am Schloss Oranienburg aufgestellt. 1961 wurde die nationale Mahn- und Gedenkstätte feierlich eröffnet. Seit 1993 gehören die Gedenkstätte und das Museum zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.


KZ-Geschichte

Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Diese Aufbauphase wurde in einem viele Jahre später entdeckten Fotoalbum des Kommandanten Karl Otto Koch penibel dokumentiert.

Die von SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage sollte dem Weltbild der SS architektonisch Ausdruck geben und die Häftlinge auch symbolisch der absoluten Macht der SS unterwerfen. Das Häftlingslager wurde in Form eines gleichschenkligen Dreiecks angelegt. Alle Gebäude waren symmetrisch um die Mittelachse gruppiert und auf den Turm A, den Sitz der SS-Lagerleitung, auf der Mitte der Grundlinie des Dreiecks bezogen. Vor diesem Turm lag der halbkreisförmige Appellplatz, der wiederum von vier Ringen fächerförmig angeordneter Baracken umschlossen wurde. Um die Fortsetzung der Mittelachse über den Turm A und die Lagerstraße hinaus wurde das SS-Truppenlager angelegt, in dem die Axialität und Symmetrie des Häftlingslagers und der Kommandanturbereichs sich fortsetzte. Zum 388 Hektar umfassenden SS-Komplex in Oranienburg gehörten darüber hinaus umfangreiche Wohnsiedlungen für die höheren SS-Dienstgrade und ihre Familien sowie das ab 1938 an der Lehnitzschleuse errichtete Außenlager Klinkerwerk (Lehnitz; Einsatzort der Strafkompanien und Lagerbereich „Isolierung“; dort standen ab 1941 10 Häftlingsbaracken).

Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen aus ca. 40 Nationen inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch und/oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen (Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, sogenannte „Asoziale“), die dem Regime wegen ihrer Religiosität verhassten Zeugen Jehovas und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen oder medizinischer Experimente. Häftlingen wurden unter anderem schwere Wundinfektionen zugefügt, um die Wirkung von Medikamenten zu testen. Kinder wurden mit Hepatitis B infiziert, um Erkenntnisse über die Veränderungen an der Leber zu gewinnen.

Der Zellenbau wurde 1936 als T-förmiges Gebäude errichtet, das mit 80 Zellen für Einzelhaft, Dunkelarrest und Massenunterbringung als Lagergefängnis und Sondergefängnis der Gestapo diente. Im vom übrigen Lager isolierten Hof des Zellenbaus dienten ein Erdbunker und Vorrichtungen zum „Pfahlhängen“ sowie der sogenannte „Bock“ dem Vollzug besonders brutaler Strafen.

Das Krematorium befand sich auf dem durch die Lagermauer vom Häftlingslager abgetrennten Industriehof und war ab Herbst 1939 Schauplatz von Vernichtungsaktionen. Im Herbst 1941 wurden hier mindestens 12.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet. 1942 wurde das provisorische Krematorium durch einen Neubau mit Krematorium und Genickschussanlage ersetzt, in dem 1943 auch eine Gaskammer eingerichtet wurde.

Um neue Häftlinge unterbringen zu können, wurde in Abweichung vom „Idealplan“ im Sommer 1938 das „kleine Lager“ als Barackenkomplex errichtet, in dem bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz im Oktober 1942 die meisten der jüdischen Häftlinge untergebracht waren.

Auf der 1940 auf dem Appellplatz angelegten Schuhprüfstrecke mit unterschiedlichen Bodenbelägen mussten Häftlinge des Schuhläufer-Kommando durch Marschieren von bis zu 40 km am Tag Sohlenmaterial für die deutsche Lederindustrie testen.

Von 1942 bis 1945 mussten im KZ Sachsenhausen bis zu 144 jüdische Häftlinge unter Zwang ausländische Währungen, vor allem englische Pfundnoten, in Milliardenhöhe für die Aktion Bernhard fälschen. Dafür wurden im sogenannten „kleinen Lager“ in 2 Baracken die „Fälscherwerkstatt“ eingerichtet.



Text: Wikipedia

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