Hofmuseum

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Das Kunsthistorische Museum Wien (kurz KHM, früher Hofmuseum) ist ein Kunstmuseum in der österreichischen Hauptstadt Wien. Es zählt zu den größten und bedeutendsten Museen der Welt. Es wurde im Jahr 1891 eröffnet und 2018 von ca. 1,75 Millionen Menschen besucht.

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Das Museum

Das Kunsthistorische Museum gehört mit seinem Schwestergebäude, dem gegenüber liegenden Naturhistorischen Museum, zu den bedeutendsten historistischen Großgebäuden der Ringstraßenzeit. Zusammen umschließen sie den Maria-Theresien-Platz (neben dem Burgring), auf dem das Maria-Theresien-Denkmal steht. Dieser Platz bedeckt einen Teil des ehemaligen Glacis zwischen heutiger Ringstraße und Zweierlinie und bildet ein Ensembledenkmal, das auch zum Weltkulturerbe Historisches Zentrum von Wien gehört.

Geschichte

Das Museum ist aus den Sammlungen der Habsburger entstanden, vor allem aus der Porträt- und Harnischsammlung Ferdinands von Tirol, der Sammlung Kaiser Rudolfs II. (deren größter Teil jedoch verstreut ist) und der Gemäldesammlung von Erzherzog Leopold Wilhelm. Bereits 1833 forderte Joseph von Arneth, Kustos (und später Direktor) des kaiserlichen Münz- und Antikenkabinetts, die Zusammenführung aller kaiserlichen Sammlungen in einem einzigen Gebäude.

Baugeschichte

Den Auftrag zum Bau des Museums gab Kaiser Franz Joseph I., der zu Weihnachten 1857 den Abriss der Stadtmauer entschieden hatte, im Zuge der 1858 anlaufenden Stadterweiterung.

In der Folge wurden zahlreiche Entwürfe für die Ringstraßenzone eingereicht. Pläne von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll sahen vor, zwei Museumsgebäude im unmittelbaren Anschluss an die Hofburg links und rechts vom heutigen Heldenplatz zu errichten. Der Architekt Ludwig Förster plante Museumsbauten zwischen dem Schwarzenbergplatz und dem Stadtpark. Martin Ritter von Kink bevorzugte Bauten an der Ecke Währinger Straße / Schottenring, wo in der Folge die Votivkirche entstand. Peter Joseph Lenné schlug die Gegend um die Bellariastraße vor (also unweit des tatsächlich gewählten Standortes). Moritz von Loehr wollte die beiden Hofmuseen an der Südseite des Opernrings errichten (wo später die Akademie der bildenden Künste Wien gebaut wurde), Ludwig Zettl an der Südostseite des Getreidemarkts.

1867 wurde ein Wettbewerb für die Museen ausgeschrieben, und dabei deren heutige Platzierung festgelegt – auf Wunsch des Kaisers sollten die Museen nicht zu nahe an der Hofburg, sondern jenseits der Ringstraße entstehen. Der Architekt Carl von Hasenauer beteiligte sich an diesem Wettbewerb und konnte dabei den damals in Zürich tätigen Gottfried Semper zur Zusammenarbeit bewegen. Die beiden Museumsbauten sollten dabei im Stilempfinden der italienischen Renaissance errichtet werden. Die Pläne fanden das Wohlwollen des Kaiserhauses. Im April 1869 kam es zu einer Audienz Sempers beim Kaiser und dabei zur mündlichen Auftragsvergabe, im Juli 1870 erging der schriftliche Auftrag an Semper und Hasenauer.

Ausschlaggebend für den Erfolg von Semper und Hasenauer gegenüber den Projekten anderer Architekten war u. a. Sempers Vision eines großen Baukomplexes namens „Kaiserforum“, in dem die Museen ein Teil gewesen wären. Nicht zuletzt durch den Tod Sempers 1879 kam das Kaiserforum nicht in der geplanten Form zur Ausführung, die beiden Museen wurden jedoch errichtet.

Der Baubeginn der beiden Museen fand ohne Feierlichkeiten am 27. November 1871 statt. Semper übersiedelte in der Folge nach Wien. Von Anfang an bestanden erhebliche persönliche Differenzen zwischen ihm und Hasenauer, der schließlich ab 1877 die alleinige Bauleitung übernahm. Im Jahr 1874 wurden die Gerüste bis zum Dachgeschoß aufgestellt und das Hochparterre vollendet; 1878 wurden die ersten Fenster eingebaut, 1879 die Attika und die Balustrade fertiggestellt und 1880–1881 die Kuppel und die Tabernakel gebaut.

Die Fassaden sind mit einem kunsthistorischen Skulptur- und Reliefprogramm ausgestattet. Die Attika ist mit Statuen umkränzt, die Persönlichkeiten aus dem Bereich der Kunst darstellen. Der Skulpturenschmuck wurde von Edmund Hellmer, Carl Kundmann, Viktor Tilgner, Caspar Zumbusch und anderen gefertigt. Der Eingang wird von sitzenden allegorischen Statuen der Malerei (links von Edmund Hellmer) und der Bildhauerei (rechts von Johannes Benk) flankiert. Die Kuppel ist mit einer Bronzestatue der Pallas Athene von Johannes Benk gekrönt.

Das Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums ist mit Werken von Gustav Klimt, Ernst Klimt, Franz Matsch, Hans Makart sowie Mihály Munkácsy ausgestattet.

Das Beleuchtungs- und Klimatisierungskonzept mit einer doppelten Verglasung der Decken machte den Verzicht auf Kunstlicht (damals vor allem als Gasbeleuchtung) möglich, führte aber aufgrund dieser Tageslichtabhängigkeit zu saisonal unterschiedlichen Öffnungszeiten.

Kaiserzeit

Das Kunsthistorische Museum wurde am 17. Oktober 1891 von Kaiser Franz Joseph I. offiziell eröffnet. Seit 22. Oktober 1891 ist das Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Bereits zwei Jahre zuvor, am 3. November 1889, hatte die Waffensammlung, heute Hofjagd- und Rüstkammer, ihre Türen geöffnet. Am 1. Jänner 1890 nahm die Bibliothek ihren Dienstbetrieb auf. Die Zusammenführung und Aufstellung der anderen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses aus dem Unteren und Oberen Belvedere, der Hofburg und Schloss Ambras in Tirol dauert noch weitere zwei Jahre. Antikensammlung: Büste „Eutropios“ (römisch, Mitte 5. Jh.), ein Geschenk von Sultan Abdülhamid II. an Kaiser Franz Joseph I.[2]

1891 war das Hofmuseum in sieben Sammlungen mit drei Direktionen organisiert:

Direktion der Münzen-, Medaillen und Antiken-Sammlung

Die ägyptische Sammlung

Die Antiken-Sammlung

Die Münzen- und Medaillen-Sammlung

Direktion der Sammlung von Waffen und kunstindustriellen Gegenständen

Waffensammlung

Sammlung kunstindustrieller Gegenstände

Direktion der Gemäldegalerie und Restaurieranstalt

Sammlung von Aquarellen, Handzeichnungen, Skizzen etc.

Restaurier-Anstalt

Bibliothek

Sehr bald schon war der Raum, den das Hofmuseum für die kaiserlichen Sammlungen bot, zu eng geworden. Um Abhilfe zu schaffen, wurde eine Ausstellung der antiken Fundstücke aus Ephesos im Theseustempel im Volksgarten konzipiert. Zusätzlich jedoch mussten Räume im Unteren Belvedere angemietet werden.

1914, nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand, ging dessen Estensische Sammlung in die Verwaltung des Hofmuseums über. Diese Sammlung, hervorgegangen aus der Kunstsammlung des Hauses d´Este und der Weltreisesammlung Franz Ferdinands, war seit 1908 in der Neuen Hofburg aufgestellt. Aus diesen Beständen ging die heutige Sammlung alter Musikinstrumente sowie das Völkerkundemuseum hervor.

Der Erste Weltkrieg ging, abgesehen von der drückenden wirtschaftlichen Lage, ohne Verlust vorüber. Das Hofmuseum blieb während der fünf Kriegsjahre dem Publikum regelmäßig zugänglich.

Bis 1919 unterstand das k.k. kunsthistorische Hofmuseum dem Oberstkämmereramt und gehörte zum Familien-Fideikommiss des Hauses Habsburg-Lothringen. Die Beamten und Angestellten waren Teil des kaiserlichen Hofstaates.

Erste Republik

Der Übergang von der Monarchie zur Republik vollzog sich im Museum in völliger Ruhe. Am 19. November 1918 wurden die beiden Hofmuseen am Maria-Theresien Platz unter den staatlichen Schutz der jungen Republik Deutschösterreich gestellt. Für die Bestände des Museums bedrohlich wurden die in den folgenden Wochen und Monaten von den „Nachfolgestaaten“ der Monarchie sowie Italien und Belgien erhobenen Ansprüche auf österreichischen Kunstbesitz. Tatsächlich kam es am 12. Februar 1919 zur gewaltsamen Entnahme von 62 Gemälden durch bewaffnete italienische Einheiten. Dieser „Kunstraub“ hinterließ lange Zeit ein Trauma unter den Kuratoren und Kunsthistorikern.

Erst der Friedensvertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 sah in Artikel 195 und 196 die Regelung der Ansprüche auf kulturellem Gebiet im Verhandlungswege vor. Die Ansprüche Belgiens, der Tschechoslowakei sowie neuerlich Italiens konnten auf diese Weise großteils abgewendet werden. Einzig Ungarn, das mit Abstand die größten Forderungen stellte, wurde nach mehr als zehn Jahren der Verhandlungen in 147 Fällen entsprochen.

Am 3. April 1919 erfolgte die Enteignung des Hauses Habsburg-Lothringen per Gesetz und die Übernahme seines Eigentums, so auch der „Sammlungen des Erzhauses“, durch die Republik. Mit 18. Juni 1920 ging die bis dahin provisorische Verwaltung der ehemaligen Hofmuseen sowie der Estensischen Sammlungen und der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer an das Staatsamt für Inneres und Unterricht, seit 10. November 1920 das Bundesministerium für Inneres und Unterricht, über. Wenige Tage später erfolgte die Umbenennung des Kunsthistorischen Hofmuseums in „Kunsthistorisches Staatsmuseum Wien“, 1921 in „Kunsthistorisches Museum“. Mit 1. Jänner 1921 gingen die Angestellten des Museums in den normalen Personalstand der Republik über.

Durch die Übernahme der ehemals kaiserlichen Sammlungen in Staatsbesitz sah sich das Museum in einer völlig neuen Situation. Um den veränderten Gegebenheiten im Musealbereich gerecht zu werden, entwarf Hans Tietze bereits 1919 das „Wiener Museumsprogramm“. Es sah enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Museen vor, um an den verschiedenen Häusern Sammlungsschwerpunkte zu setzen. So beherrschten Tausch, Verkauf und Ausgleich die Erwerbungspolitik in der Zwischenkriegszeit. Daraus ergaben sich bis heute gültige Sammlungstendenzen. Ebenfalls richtungsweisend war die Übersiedlung der Waffensammlung ab 1934 in ihre heutigen Räumlichkeiten in der Neuen Burg, wo bereits seit 1916 die Sammlung alter Musikinstrumente aufgestellt war.

Mit dem Wechsel der kaiserlichen Sammlungen in das Eigentum der Republik ging auch die Neuordnung der inneren Organisation einher. So gliederte sich das Museum ab 1919 in die

Ägyptisch-Orientalische Sammlung (mit den orientalischen Münzen)

Antikensammlung

Sammlung antiker Münzen

Sammlung von Medaillen und modernen Münzen

Waffensammlung

Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe mit der Sammlung alter Musikinstrumente

Gemäldegalerie

Das Museum 1938–1945

Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurden sämtliche jüdische Kunstsammlungen wie die der Rothschilds zwangsweise „arisiert“. Sammlungen wurden entweder „geschenkt“ oder einfach von der Gestapo an die Museen verteilt. Dadurch ergab sich ein beträchtlicher Zuwachs an Beständen. Das KHM war aber nicht das einzige Museum, das von der Arisierung profitierte. Geraubter jüdischer Besitz wurde systematisch an Museen, Sammlungen oder in Pfandhäusern im gesamten Reich verkauft.[3]

Nach Ende des Krieges tat sich das Museum, soweit es das überhaupt wollte, schwer, die „arisierten“ Kunstwerke den Besitzern beziehungsweise deren Erben rückzuerstatten. Die Rothschild-Familie wurde gezwungen, den wichtigsten Teil ihrer eigenen Sammlung dem Museum zu überlassen; dies wurde „Widmung“ oder „Schenkung“ genannt. Als Grund wurde das Ausfuhrgesetz genannt, das Besitzern nicht erlaubte, gewisse Kunstgegenstände außer Landes zu führen. Ähnliche Methoden wurden bei anderen ehemaligen Besitzern verwendet.

Erst Jahrzehnte später entschloss sich die Bundesregierung auf Grund von internationalem diplomatischen und medialen Druck, zu einem großen Teil aus den Vereinigten Staaten, eine Gesetzesänderung vorzunehmen (Kunstrestitutionsgesetz von 1998, die so genannte Lex Rothschild). Die Kunstgegenstände wurden der Familie Rothschild erst in den 1990er Jahren rückerstattet.[4]

Das Kunsthistorische Museum betreibt auf Grundlage des Bundesgesetzes über die Rückgabe von Kunstgegenständen vom 4. Dezember 1998 (BGBl. I Nr. 181 / 1998) umfangreich Provenienzforschung. Bereits vor diesem Erlass wurde auf Initiative des damaligen Archivdirektors Herbert Haupt hausintern Provenienzforschung durchgeführt. Dazu wurde 1998 von ihm unter Mitarbeit von Lydia Gröbl eine umfassende Sachverhaltsdarstellung über Die Veränderungen im Inventarbestand des Kunsthistorischen Museums während der Nazizeit und in den Jahren bis zum Staatsvertrag 1955 vorgelegt, eine wichtige Grundlage für die weitere Provenienzforschung.

Die beiden Historikerinnen Susanne Hehenberger und Monika Löscher sind seit dem 1. April 2009 als Provenienzforscherinnen im Kunsthistorischen Museum im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung tätig und bearbeiten den Untersuchungszeitraum von 1933 bis in die jüngere Vergangenheit. Wie im September 2015 berichtet wurde, beginnt die Aufarbeitung des Musikkunstraubs der NS-Zeit erst jetzt. Zur Sammlung alter Musikinstrumente soll laut Kommissionsvorsitzender Eva Blimlinger bis Ende 2017 ein Bericht vorgelegt werden.[5]

Das Museum heute

Das Museum wurde auf Betreiben des damaligen Generaldirektors Wilfried Seipel per 1. Jänner (Januar) 1999 als erstes Bundesmuseum mit Vollrechtsfähigkeit ausgestattet. (Die meisten anderen Bundesmuseen folgten in den Jahren darauf.) Mit etwa 880.000 Besuchen in Haupthaus und Neuer Burg (2014, ohne angeschlossene, als eigenständig erlebte Sammlungen) ist es eine der meistbesuchten Wiener Sehenswürdigkeiten.

Das Kunsthistorische Museum als Museumsbetrieb ist unter dem Namen Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und österreichischem Theatermuseum mit der Firmenbuchnummer 182081t seit 11. Juni 1999 aufgrund des Bundesmuseen-Gesetzes, BGBl. I Nr. 115 / 1998, und der Museumsordnung des Kunsthistorischen Museums mit Museum für Völkerkunde und Österreichischem Theatermuseum vom 3. Jänner 2001, BGBl. II Nr. 2 / 2001, in Kraft seit 1. Jänner 2001, als wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts des Bundes definiert.

Geschäftsführer mit kollektiver Zeichnungsberechtigung sind der kaufmännische Geschäftsführer Paul Frey und die wissenschaftliche Geschäftsführerin und Generaldirektorin Sabine Haag. Im zweiten Halbjahr 2019 sollte Eike Schmidt die wissenschaftliche Leitung des Kunsthistorischen Museums übernehmen,[6] hat aber am 1. Oktober 2019 kurzfristig abgesagt, weshalb Sabine Haags Dienstzeit bis 2025 verlängert wurde.

Prokuristen mit kollektiver Zeichnungsberechtigung sind Franz Pichorner, Christian Hölzl (Leiter des Ausstellungswesens), André Alvarado-Dupuy und Verena Maria Hofer.

Dem Aufsichtsrat gehören an: Peter Püspök (Vorsitzender), Theodor Öhlinger (stellv. Vorsitzender), Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Roswitha Denk, Rudolf Ertl, Josef Kirchberger, Bernhard Mazegger, Johann Pauxberger und Wolfgang Polzhuber.

Im Geschäftsjahr 2008 betrug der Umsatz 37,185 Mio. Euro und die Bilanzsumme 22,204 Mio. Euro. Durchschnittlich wurden 2008 410 Arbeitnehmer beschäftigt.


Text: Wikipedia

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