Francis Bacon

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Francis Bacon, 1. Viscount St. Albans, 1. Baron Verulam (* 22. Januar 1561 in London; † 9. April 1626 in Highgate bei London), war ein englischer Philosoph, Jurist und Staatsmann, der als Wegbereiter des Empirismus gilt.

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Leben

Familie

Francis Bacon wurde am 22. Januar 1561 in London als der jüngere der beiden Söhne aus der zweiten Ehe von Sir Nicholas Bacon, als Lord Keeper of the Great Seal Inhaber des höchsten juristischen Staatsamtes, unter Elisabeth I. geboren. Seine Mutter war Anne Cooke Bacon, deren Schwester mit Lord Burghley verheiratet war. Lady Anne war sehr religiös. Sie war Anhängerin des Puritanismus[1], der sich gegen staatliche Regulierungen verwahrte. Sie war außerordentlich gebildet, perfekt im Lateinischen und Griechischen sowie in den neueren Sprachen Französisch und Italienisch. Sie hatte einen großen Einfluss auf ihre Söhne, die zunächst im Hause erzogen wurden.

Aus der ersten Ehe des Nicholas Bacon mit Jane Fernley (um 1518 bis etwa 1552) hatte Francis Bacon drei Halbbrüder. Mit seinem Bruder Anthony war er bis zu seinem Tod freundschaftlich und beruflich verbunden. Die Religiosität seiner Mutter und das politische Leben seines Vaters prägten sein Leben und sein Weltbild. Beide lebten ihm vor, die Verpflichtung gegenüber dem Volk höher zu bewerten als sein persönliches Glück.

Ausbildung

Im Alter von 13 Jahren kam er aufs Trinity College in Cambridge, wo er Medizin und Jura studierte und mit seinem älteren Bruder Anthony Bacon (1558–1601) lebte. Wie in anderen renommierten Schulen auch, so war es auch im Trinity College noch üblich, das Einpauken des Lernstoffes dem eigenen Denken vorzuziehen. Selbst Texte der mittelalterlichen Reformer Duns Scotus, William von Ockham und Roger Bacon wurden nicht gelesen. Möglicherweise stammt schon aus dieser Zeit seine Abneigung gegen „fruchtlose“ aristotelische Philosophie nach Art der Scholastik.

1576 wurden die Brüder Bacon bei der societas magistrorum (d. h. Lehrkörper) von Gray’s Inn (einer der vier Juristenschulen in London) aufgenommen. Wenige Monate später gingen sie ins Ausland zu Sir Amias Paulet, dem englischen Botschafter in Paris. Die turbulente Lage von Frankreichs Regierung und Gesellschaft zur Zeit der Regentschaft Heinrichs III. bot dem Attaché Francis Bacon wertvolles politisches Anschauungsmaterial.[2]

Im Februar 1579 kehrte er wegen des plötzlichen Todes des Vaters nach England zurück. Sir Nicholas hatte nicht mehr für die finanzielle Absicherung seines Jüngsten sorgen können. Es wurde notwendig, einen Beruf zu ergreifen, und Bacon nahm noch 1579 sein Studium der Rechtswissenschaft an den Inns of Court (Gray’s Inn) wieder auf. 1582 erwarb er einen Abschluss und ließ sich als Barrister (Anwalt) nieder. 1581 wurde er erstmals als Abgeordneter ins House of Commons gewählt, dem er bis 1618 angehörte. Ab 1588 war er an der Gray’s Inn als lecturer tätig.

Bacons Lebensentwurf war damals dreigeteilt: Er bestand aus der Schaffung besserer Voraussetzungen für die Wissensproduktion im Interesse einer wissenschaftlich gültigen und technisch verwertbaren Wahrheitsfindung, aus dem praktisch-politischen Wunsch, seinem Land zu dienen, und aus der Hoffnung, etwas für die Kirche tun zu können. In einem Brief an Königin Elisabeth bat er 1584 um Unterstützung für seine großen Pläne. Dieses politische Memorandum fand wenig Widerhall. Erfolg als Anwalt und Parlamentarier zu haben, schien in dieser Hinsicht aussichtsreicher zu sein.[3]

Konflikte und Heirat Zu Beginn der 1590er Jahre hatte er in Robert Devereux, 2. Earl of Essex, einen Patron gefunden, dem er als politischer Berater diente und der ihn förderte. Sein Widerspruch gegen die kurze Zahlungsfrist von drei Jahren für dreifache Subsidien der Regierung ließ Bacon 1593 bei Königin Elisabeth I. in Ungnade fallen. Alle Versuche Bacons, die Gunst der Königin zurückzugewinnen, scheiterten, ebenso Essex’ Interventionen zu seinen Gunsten.

Gegen Bacons Rat übernahm Essex 1598 das Kommando des Feldzugs gegen die aufständischen Iren. Sein Misserfolg ließ Essex in Ungnade fallen. Er wurde unter Hausarrest gestellt und sein wertvolles Rotweinimport-Monopol eingezogen. Daraufhin versuchte er einen Staatsstreich, der jedoch scheiterte und zum völligen Verlust seiner einstigen Günstlings-Stellung bei Königin Elisabeth I. führte. Bacon wurde von der Königin beauftragt, gegen Essex zu ermitteln und an dem Prozess gegen den Earl im Jahre 1601 als „learned counsel“ (Vertreter der Krone) teilzunehmen. Essex versuchte, Bacon vor dem Kronrat zu belasten, was Bacon mit Mühe verhindern konnte. Devereux, 2. Earl von Essex.

Das Verhalten Bacons im Falle Essex’ hat für Auseinandersetzungen in der Literatur gesorgt. „Nach Lage der umfangreichen Dokumente war der Tathergang eindeutig …“, schrieb Krohn. Ein möglicher Versuch, sich dem Befehl Elisabeths I. zu entziehen, hätte Bacon selbst verdächtig gemacht. Schon zu Lebzeiten wurde Bacon öffentlich von seinen Freunden und Anhängern von Essex dafür getadelt, dass er gegenüber einem Freund verräterisch und undankbar gehandelt habe. Seine Gegendarstellung wurde nicht akzeptiert.[4]

Francis Bacon heiratete mit 45 Jahren aus finanziellen Gründen Alice Barnham (1592–1650), die vierzehnjährige Tochter des Londoner Stadtrats und Unterhausabgeordneten Benedict Barnham (1559–1598). Davon abgesehen hält sich ein Gerücht über Bacons Homosexualität. John Aubrey zeigte sein Missfallen über Bacons sexuelle Orientierung, und der puritanische Moralist Sir Simonds D’Ewes, der mit Bacon im Parlament saß, erwähnt die Neigung Bacons in seiner Autobiographie.[5] In der Druckfassung von 1845 wurden die entsprechenden Passagen allerdings zensiert.

Erst unter Jakob I. gelang es ihm, politisch aufzusteigen. Im Zuge der Krönungsfeierlichkeiten wurde Bacon am 23. Juli 1603 – als einer von 300 Gefolgsleuten – zum Knight Bachelor geschlagen,[6] was wohl auf Bitten seines Vetters Robert Cecil erfolgte. Im Jahr 1607 wurde er zum Generalstaatsanwalt (Solicitor General) ernannt. In dieser Eigenschaft klagte er unter anderem Walter Raleigh an, was zu dessen Verurteilung zum Tod führte. Bacon war möglicherweise selbst an Folterungen beteiligt.[7] Gesichert ist das jedoch nicht. Er war in seiner Funktion als Lordkanzler Zeuge der Folterung des aufrührerischen Priesters Edmund Peacham und unterschrieb – gemeinsam mit etlichen anderen Amtspersonen – die Empfehlung, auch den dissidenten Schulmeister Samuel Peacock auf der Streckbank zu befragen. Persönlich hatte er allerdings kein Vertrauen in diese Methode, da Menschen lügen würden, um die Schmerzen zu beenden.[8] 1613 stieg er, nach dem Tod seines Vorgängers, zum Generalfiskal (Attorney General) auf. 1617 wurde er Lord Keeper of the Great Seal, 1618 wurde er zum Lordkanzler ernannt und am 12. Juli 1618 als Baron Verulam (auch Baron Bacon of Verulam) zum erblichen Peer erhoben. Am 27. Januar 1621 wurde er zum Viscount St. Albans erhoben.[9]

Wenig später wurde er im Zusammenhang mit der strittigen Bewilligung von Haushaltsmitteln der Bestechlichkeit bezichtigt. Bacon vertrat in dieser Auseinandersetzung die Interessen der Krone gegen das Parlament, das eine Untersuchungskommission einsetzte, um weitere Geldmittel zu blockieren und bereits ausgezahlte zurückzufordern. In dieser Untersuchung wurden 27 Zeugen befragt, die Bacon beschuldigten, Geldmittel angenommen zu haben. Das Gericht konnte einen Einfluss auf die Bewilligung von Geldern an Einzelne nicht bestätigen. Nach Geständnis und Verurteilung zu einer Geld- und Haftstrafe wurde er bis zu seinem Tod vom Hof verbannt. Das Strafmaß, das im Ermessen des Königs stand, betrug nur vier Tage. Die Geldstrafe wurde nie vollstreckt.[10]

Schriftsteller

Auf dem Familiensitz in Gorhambury widmete er sich intensiv schriftstellerischen Tätigkeiten. Als Staatsmann und Parlamentarier hatte er sich immer wieder schriftlich an den Hof gewandt. 1597 veröffentlichte er eine Sammlung politischer Aufsätze. 1605 folgte The Advancement of Learning, ein erfolgloser Versuch, Unterstützer für die Veränderung der Wissenschaften zu finden. 1609 erschien unter dem Titel On the Wisdom of the Ancients eine Analyse der klassischen, griechischen Mythologie.

Es entstanden einige Zeit später das bekannte Novum Organum (1620) und The History of Henry VII. (1622). Ebenfalls 1622 erschienen Historia Ventorum und Histora Vitae et Mortis, zwei naturwissenschaftliche Veröffentlichungen, in denen Bacon sich zu Winderscheinungen äußerte und Ideen für eine gesunde, lebensverlängernde Lebensführung vortrug.[11] Schließlich folgten zur Reformidee der Wissenschaften 1623 De Augmentis Scientiarum und 1624 eine utopische Erzählung über The New Atlantis.[12]

Am 9. April 1626 starb er in Highgate (damals nahe London) an den Folgen des einzigen von ihm überlieferten empirischen Versuches: Beim Experiment, ob sich die Haltbarkeit toter Hühnchen durch Ausstopfen mit Schnee verlängern ließe, zog er sich eine Erkältung zu und erlag wenig später einer Lungenentzündung. Er hinterließ Schulden in Höhe von 22 000 £.

Da er kinderlos starb, erloschen seine Adelstitel.

Bacon und Shakespeare

Im Jahr 1856 wurde von Delia Bacon zum ersten Mal behauptet, und dann in ihrem Buch The Philosophy of Shakespeare’s Plays (1857), der frühesten Anti-Stratford-Monographie, wiederholt, dass Bacon die Shakespeare-Werke verfasst habe. Sie entwickelte die Ansicht, dass sich hinter den Shakespeare-Stücken eine Gruppe von Schriftstellern mit Francis Bacon, Sir Walter Raleigh und Edmund Spenser verberge.

Constance Pott (1833–1915) unterstützte eine modifizierte Sicht; sie gründete 1885 die Francis Bacon Society und veröffentlichte 1891 ihre auf Bacon zentrierte Theorie unter dem Titel Francis Bacon and His Secret Society.[13] Die Bacon-Gesellschaft vertritt noch heute die These, Bacon sei der eigentliche Verfasser der Werke Shakespeares.[14] Von der wissenschaftlichen Shakespeare-Forschung wird diese Behauptung – wie auch weitere über eine andere Verfasserschaft der Shakespeare-Werke – abgelehnt.


Text: Wikipedia

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