Bayerisches Armeemuseum

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Bayerische Armeemuseum ist das militärhistorische Museum des Freistaats Bayern. Es wurde 1879 in München gegründet. Zu dieser Zeit hatte das 1871 dem Deutschen Reich beigetretene Bayern bedeutende Reservatrechte, darunter nach wie vor eine eigene Armee unter dem Oberbefehl seines Monarchen. Ein Teil des ehemaligen Münchner Museumsbaus bildet heute den Zentralbau der neuen Bayerischen Staatskanzlei. Das Museum befindet sich seit 1972 in Ingolstadt. Die Hauptsammlung ist im Neuen Schloss untergebracht, die 1994 eröffnete Dauerausstellung zum Ersten Weltkrieg im Reduit Tilly und das 2012 dem Armeemuseum eingegliederte Bayerische Polizeimuseum im Turm Triva. Unter der Leitung des Historikers Ansgar Reiß entwickelte sich die Einrichtung zu einem Lernort auf modernem museumspädagogischen Niveau.

Reklamemarke

Geschichte

Museum in München

Das Museum wurde von König Ludwig II. auf Anregung General Friedrich von Bothmers und des Kriegsministers Joseph Maximilian von Maillinger im Jahr 1879 gegründet. Es sollte die in ganz Bayern verstreuten Sammlungen zusammenfassen. Erster Direktor war Josef Würdinger (1822–1889). Bis 1905 befand es sich in München im Zeughaus der bayerischen Armee und zog dann nach fünfjähriger Bauzeit in einen nach Plänen von Ludwig von Mellinger neu errichteten Monumentalbau am Hofgarten in München um; an dieser Stelle hatte zuvor die Hofgartenkaserne gestanden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk teilweise zerstört. Die erhaltene Kuppel des alten Museumsbaus in München bildet heute den Zentralbau der neu errichteten Bayerischen Staatskanzlei. Von 1946 bis 1969 war das Armeemuseum im Bayerischen Nationalmuseum in München untergebracht und wurde von Alexander von Reitzenstein geleitet.

Museum in Ingolstadt

Leitung Peter Jaeckel (1972–1979)

Die Sammlung zur Militärgeschichte gelangte 1969 in das Neue Schloss in Ingolstadt. Die Stadt war Sitz der Herzöge von Bayern-Ingolstadt gewesen und wies als ehemalige bayerische Hauptlandesfestung eine reiche militärische Tradition und zahlreiche Bezüge zur Bayerischen Armee auf. 1972 wurde das Museum unter Leitung von Direktor Peter Jaeckel eröffnet. Die damals konzipierte und eingerichtete Dauerausstellung hatte unverändert bis 2014 Bestand.

Leitung Ernst Aichner (1979–2010)

1979 wurde Ernst Aichner Museumsleiter und erweiterte die Sammlungen des Museums erheblich. Besonderes Augenmerk legte er auf den Ersten Weltkrieg und auf die bayerische Militärmalerei wie z. B. durch Künstler wie Anton Hoffmann oder Louis Braun. Auch eher unbekannte Künstler, die das Geschehen der bayerischen und europäischen Militärgeschichte malerisch verewigt haben, wurden von Aichner gesammelt und stellen heute einen wichtigen Bestand des Museums dar.

Die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde im Dezember 1994 im Reduit Tilly eröffnet.[2] Für diese Ausstellung wurde auch ein bereits 1988 bayerischen Landtag beschlossenes museumspädagogisches Konzept umgesetzt, während dies für die Hauptausstellung erst mit der Neuordnung nach der Landesausstellung von 2015 realisiert wurde. Das Reduit Tilly entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem der wenigen Spezialmuseen des Ersten Weltkrieges. Nicht zuletzt da in ihm die Kriegswirklichkeit physisch begreifbar gemacht wird, fand es allgemein Anerkennung. Zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns steigerte sich nicht nur das Publikumsinteresse, auch die Ausleihen von Exponaten an andere Museen nahm deutlich zu.

Zusätzlich wurde im Jahr 2007 die polizeigeschichtliche Sammlung der Bayerischen Polizei aus Bamberg in das Armeemuseum überführt. Sie enthält Historisches über die bayerische Gendarmerie, die bayerische Polizei während der Zeit des Nationalsozialismus und allgemein die Entwicklung der Gemeinde- und Stadtpolizei sowie der Landes-, Wasserschutz-, Grenz- und Bereitschaftspolizei. Unter dem organisatorischen Dach des Armeemuseums wurde die Sammlung als eigenes Bayerisches Polizeimuseum erst nach mehrjähriger Verzögerung am 19. Dezember 2011 mit einem unter dem neuen Leiter Ansgar Reiß erarbeiteten Konzept eröffnet. Das Polizeimuseum ist im Turm Triva in unmittelbarer Nachbarschaft zum Reduit Tilly untergebracht.[3]

Leitung von Ansgar Reiß (seit 2010)

Am 1. Februar 2010 trat Ansgar Reiß den Posten als neuer Museumsleiter an. Im Jahr 2014 legte das Museum einen Schwerpunkt auf das Gedenkjahr 100 Jahre Erster Weltkrieg[4]. Eine Vielzahl von Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen griff dieses besondere Jahr auf und bescherte dem Museum einen großen Zuwachs an Besuchern.

Das Museum sieht heute seine Aufgabe in der „kritische[n] und historisch genaue[n] Reflexion von Militär und kriegerischer Gewalt in der Geschichte und ihrer Auswirkungen auf Mensch, Gesellschaft und Staat“[5]. Nicht zuletzt durch die Veröffentlichung zweier Jahresberichte für die Jahre 2010 bis 2014 bzw. 2015 bis 2019 legt das Museum sich und der Öffentlichkeit hierüber Rechenschaft ab.[6] Ankunft Napoleons in München am 24. Oktober 1805 von Nicolas-Antoine Taunay. Das Gemälde war ein Exponat der Bayerischen Landesausstellung

Vom 30. April bis zum 31. Oktober 2015 fand im Neuen Schloss die Bayerische Landesausstellung Napoleon und Bayern statt, die mit fast 150.000 Besuchern sehr erfolgreich war.[7] Dafür wurde die bisherige Dauerausstellung ab- und das Museum barrierefrei ausgebaut. Nach dem Ende der Landesausstellung bezieht das Armeemuseum mit einer neu gestalteten Ausstellung sukzessive die gleichen Räumlichkeiten wieder. Dabei werden auch Objekte gezeigt werden, die bislang kaum oder noch nie in einer Ausstellung des Armeemuseums präsentiert wurden. Besonders ein modernes Konzept soll dabei die Ausstellungsstücke dem Besucher besser erklären und in einen klarer nachvollziehbaren historischen Zusammenhang stellen, als das bislang der Fall war.[1] Ein erster Abschnitt wurde am 3. Juni 2019 eröffnet.[8] Seit April 2021 ist auch das berühmte Zelt des Großwesirs Sari Süleiman Pasha, das als „Türkenzelt“ bezeichnet wurde, wieder zu sehen.[9]

Ende 2017 legte das Museum mit dem Band „The Bavarian Army Museum. A Selection of Baroque and Renaissance Arms and Armour“ erstmals einen in Fachkreisen vielbeachteten Sammlungskatalog zur alten Sammlung des Museums vor.[10]

Am 7. September 2018 wurden mit der Sonderausstellung „Im Visier des Fotografen. Alte Waffen in neuem Licht“ und der Eröffnung des neuen Museumseinganges zwei wichtige Projekte zur Erneuerung der Ausstellung im Neuen Schloss vollzogen. Wesentliche Räume des neuen Schlosses sind nunmehr wieder zugänglich, das Museum ist barrierefrei erschlossen und verfügt über einen modernen Eingangsbereich.

Die Ausstellung „Friedensbeginn? Bayern 1918-1923“ im Museum des Ersten Weltkriegs ist die umfangreichste Schau zum 100-jährigen Bestehen des Freistaats im Jubiläumsjahr.

Einrichtungen und Veranstaltungen

Dauerausstellungen

Das Museum besteht heute aus drei Häusern:

Das Haupthaus im Neuen Schloss widmet sich in seiner neuen Dauerausstellung (seit Juni 2019) dem Thema „Formen des Krieges 1600-1815“.[11] Im Erdgeschoss des Neuen Schlosses zeigt das Museum neben einer Schatzkammer mit seltenen Objekten seiner Sammlung[12] (u. a. die Kleidung eines europäischen Konquistadors) eine große Inszenierung mit Stangenwaffen. In der Dürnitz erfährt der Besucher viel über die wechselvolle Geschichte des Museums. Von den Ursprüngen in den bayerischen Zeughäusern bis zum Aufbau der neuen Dauerausstellung reicht die Bandbreite dieses mit dem Titel „Arsenal und Museum“ überschriebenen Raumes. Im Obergeschoss zeigt der große Raum „Die Schlacht“ Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Gemälde einer kriegerischen Epoche, die den Zeitraum von 1600 bis 1815 umfasst. Die Besucher erwartet neben einer Inszenierung einer Schlachtszene aus dem Dreißigjährigen Krieg aber auch Funde aus einem Massengrab aus der Schlacht bei Alerheim (1645). Sie zeugen von Leid und Tod der Männer, die hier kämpften und starben. Der Turmraum „Die Belagerung“ führt vor Augen, dass große Schlachten weit weniger häufiger waren als Belagerungen. Hier findet man neben einem Planungsmodell der Festung Ingolstadt aus dem Jahr 1566 auch die wohl älteste Schubkarre Europas (1537), die bei Ausgrabungen direkt neben dem Schloss gefunden wurden. Sie zeugt von den Mühen, die bei der Errichtung von Festungen in früheren Jahrhundert aufgewandt wurden. Der historisch als „Kleiner Krieg“ bezeichnete Alltagskrieg waren die Kampfhandlungen abseits der großen Schlachten. Hierunter litt die Zivilbevölkerung besonders stark. Plünderungen, Vergewaltigung, Brandschatzung und Mord waren häufige Begleiterscheinungen der Feldzüge. Zwei Schützenhauben von Marodeuren, die wohl von Bauern erschlagen wurden, veranschaulichen die Brutalität dieses Kriegsalltags abseits von Festungen und Schlachtfeldern. Im 1. Obergeschoss ist seit 2021 wieder das Zelt des Großwesirs Sarı Süleyman Pascha zu sehen („Türkenzelt“). Dieses Zelt wurde 1687 in der Schlacht bei Mohács erbeutet und dem daran beteiligten bayerischen Kurfürsten Max Emanuel als Beute zugesprochen.

Seit Juli 2022 präsentiert das Museum eine prunkvolle Reitgarnitur des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern, die um 1620 entstanden ist. Erstmals seit über 300 Jahren ist das prachtvolle Ensemble aus Sattel, Satteldecke, Zaumzeug und Pallasch wieder zusammen zu sehen. Es bildet das Zentrum des Raumes „Bayern wird Kurfürstentum“.

Im Reduit Tilly befindet sich heute das Museum des Ersten Weltkriegs, eine der größten ständigen Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in Europa. Das Haus zeigt neben seiner Dauerausstellung mit 1500 m² im Obergeschoss diverse Sonderausstellungen im Erdgeschoss des Festungsbaus, die sich mit dem Thema Erster Weltkrieg beschäftigen.

Der Turm Triva beherbergt das Bayerische Polizeimuseum, das eine Abteilung des Armeemuseums darstellt, jedoch aufgrund seiner Thematik als Museum bezeichnet wird. Hier findet der Besucher auf über 600 m² einen Überblick über die Geschichte der bayerischen Polizei von den Wirren der Revolution 1918/19 bis zu den Kämpfen um die atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf.

Darüber hinaus verwahrt das Museum in seinen Depots einen umfangreichen Bestand an Gemälden, Graphiken, Musikinstrumenten, Fahrzeugen, Modellen, Spielzeugen, Zinnfiguren, Fotoalben, Tagebüchern, Archivalien und vieles mehr, das auch der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt wird.

Bayerische Armeebibliothek

Die Bestände der 1822 als Hauptkonservatorium der Armee in München errichteten Bayerischen Armeebibliothek wurden bei Ende des Zweiten Weltkrieges größtenteils von den US-Streitkräften beschlagnahmt und 1962 zurückgegeben. Bis 1984/85 wurden sie von der Bundeswehr verwaltet, dann wurde die Bayerische Armeebibliothek als Teil des Armeemuseums wiedergegründet und bezog Räume in der ehemaligen Heeresbäckerei in der Ingolstädter Innenstadt.


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.