Arbeiterkolonie Schneckengrün

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Das Rittergut Schneckengrün wurde von der Familie Adler an den Verein für Arbeiterkolonien in Sachsen übertragen. Der Verein gründete dort im Jahr 1885 die erste Fürsorgeanstalt für Arbeitslose und Obdachsuchende in Sachsen. Im Jahr 1938 kam das Gut an die Deutsche Arbeitsfront.

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Geschichte der Arbeiterkolonien

Im Jahr 1879 erfuhr Pastor Bodelschwingh, dass in Belgien bereits Arbeiterkolonien („fermes hospices“) existierten, und befand, das Modell könnte auch für die Verhältnisse im Deutschen Reich sinnvoll sein.

Am 22. März 1882 gründete er in Wilhelmsdorf die erste deutsche Arbeiterkolonie.[2] Aus ihr entwickelte sich später die Teilanstalt Eckardtsheim der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Zunächst fand seine Idee nur zögerlich Verbreitung, so dass er selbst weitere Kolonien in Freistatt (Landkreis Diepholz) und der Nähe von Berlin (Hoffnungstal, Lobetal und Gnadental) gründete. 1884 existierten dann aber bereits 20 Arbeiterkolonien in Deutschland. Insgesamt wurden im Deutschen Reich 33 Arbeiterkolonien eingerichtet.

Im September 1886 eröffnete in Düring bei Loxstedt unter dem Namen Friedrich Wilhelmsdorf mit 12 Kolonisten die erste Heimatkolonie. In den sogenannten Heimatkolonien sollten „denjenigen, welche sich in den Arbeitskolonien als brauchbar erwiesen haben, die Möglichkeit geboten werden, durch eigene (landwirtschaftliche) Arbeit sich seßhaft zu machen.“[3]

Mit Einführung der Arbeitsämter (1927), der Arbeitslosenversicherung (1927) und von Tarifverträgen sank die Zahl der Wanderarbeiter in den Zwanziger Jahren rapide. Viele Arbeiterkolonien (bzw. ihre Betreiber) bangten regelrecht um ihre Existenz und suchten daher eine erweiterte bzw. geänderte Aufgabenstellung. Mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 stiegen die Zahlen wieder an.

Im Dritten Reich wurde der ursprüngliche Gedanke geändert. Die Kolonien dienten dazu, diese sozialen Randschichten systematisch unter Kontrolle zu halten und Bettler, „Arbeitsscheue“ und andere „Asoziale“ vom Kontakt mit der bürgerlichen Welt abzuschneiden.[4] Das „Fahrende Volk“ sollte entsprechend dem nationalsozialistischen Weltbild von der Bindung des Volkes an die Scholle („Blut und Boden“) zwangsweise sesshaft gemacht werden.

Es wurden Landesverbände für „Wander- und Heimatdienst“ gegründet, viele Wanderarbeiter wurden nun zwangsweise mit polizeilichen Mitteln in die Arbeiterkolonien verfrachtet. Viele Insassen wurden in Konzentrationslager überwiesen und kamen dort ums Leben.

Nach Einführung des Reichsarbeitsdienstes in den 1930er Jahren nahm die Zahl der Aufnahmesuchenden meist ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das ursprüngliche Aufgabenspektrum häufig erweitert und in betreute gemeinschaftliche Wohnformen für psychisch Kranke, Suchtkranke, Behinderte, verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, sowie pflegebedürftige ältere Menschen umgewandelt.


Text: Wikipedia

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