1. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 7

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Das Feldartillerie-Regiment „Prinzessin Carl von Preußen“ (1. Westfälisches) Nr. 7 war ein am 29. Februar 1816 durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gestifteter Artillerieverband der Preußischen Armee, dessen älteste Batterie sich bis 1688 zurückverfolgen lässt.

Siegelmarken

Geschichte

Ursprünge des Regiments

Das Regiment wurde gemeinsam mit einem Garde- und sieben weiteren Linienartillerie-Brigaden aus den Stammkompanien der Artilleriebrigaden gebildet, die in den Freiheitskriegen gegen Napoleon gekämpft hatten – der Preußischen Artilleriebrigade, der Brandenburgischen Artilleriebrigade und der Schlesischen Artilleriebrigade. Älteste Teileinheit der Preußischen Artilleriebrigade war deren 3. reitende Kompanie, errichtet 1688. Das Regiment war die im Bereich des VII. Armee-Korps aufgestellte Einheit. Nach der Provinz seiner Garnison hieß es zunächst 2. Rheinische Artillerie-Brigade. Im April 1816 wurde es in 7. Artillerie-Brigade umbenannt und erhielt 1824 den Zusatz „Westfälische“.

Das Regiment wurde aufgestellt aus acht mobilen Batterien und sechs immobilen Kompanien und bestand danach aus zwölf Fuß-, drei reitenden und einer Handwerkskompanie. Die mobilen Batterien hatten sämtlich an den Befreiungskriegen teilgenommen und sich in verschiedenen Schlachten ausgezeichnet.

Regiment 1816/1913

Aus diesen fünfzehn Kompanien wurden drei Abteilungen gebildet, welche die Standorte Köln, Koblenz und Düsseldorf erhielten. 1832 traten Münster und Wesel an die Stelle von Köln und Koblenz. [1]

1850 erfolgte die Umbenennung von 7. Westfälische Artillerie-Brigade in 7. Artillerie-Regiment, was 1860 durch Westfälische Artillerie-Brigade Nr. 7 ersetzt wurde. Der Sitz des Brigadestabes war Münster. 1864 wurde der Verband aufgrund der fortschreitenden Waffenentwicklung geteilt in das Westfälische Festungsartillerie-Regiment Nr. 7 und in das Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 7. Die Fußabteilungen waren nunmehr stationiert in Köln, Wesel und Minden, die reitende Abteilung in Wesel.

Das Regiment focht siegreich 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg, 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg und 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg.

Aufgrund der weiteren waffentechnischen Spezialisierung schied 1872 die Festungsartillerie aus der Brigade aus. Das inzwischen auf 14 bis 15 Batterien angewachsene Regiment wurde geteilt in zwei neue Regimenter, das Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 7, Divisionsartillerie in Münster und das hier behandelte Westfälische Feldartillerie-Regiment Nr. 7, Korpsartillerie in Wesel. Die Fußabteilungen wurden in Feldabteilungen umbenannt. Beide Regimenter bildeten zusammen die 7. Feldartillerie-Brigade. 1874 wurde das Regiment in Münster abschließend in 2. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 22 und das Regiment in Wesel in 1. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 7 umbenannt. Dem Regiment gehörten ungeachtet der verschiedenen Umstrukturierungen seit Gründung noch drei Fußkompanien (4., 8. und 9.), nunmehr bezeichnet als 1., 2. und 3. Batterie, und die drei reitenden Batterien an.

1887 wurde dem Regiment die 1. reitende Batterie unterstellt. Sie war die älteste Batterie des Regiments, da es sich um die bereits vor 1809 als 3. reitende Stammkompanie der Preußischen Artillerie-Brigade unterstellte Batterie handelte. Sie ging zurück auf die 2. reitende Kompanie aus der Zeit vor 1806, die sich wiederum bis zum Jahr 1688 zurückverfolgen lässt. [2]

Zwischen 1891 und 1897 wurde in Wesel eine neue Kaserne für die I. und III. Abteilung errichtet.[3] Im Juli 1895 zog die Garnison der reitenden Abteilung des 1. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 7 von Wesel in die Kaserne am Kaiserhain (Düsseldorf-Derendorf).[4]

1899 wurde aus dem Regiment die 14. Feldartillerie-Brigade gebildet, die sich aus dem 1. Westfälischen Feldartillerie-Regiment Nr. 7, bestehend aus der bisherigen I. und der Reitenden Abteilung und dem Cleveschen Feldartillerie-Regiment Nr. 43, bestehend aus der bisherigen II. und III. Abteilung zusammensetzte. In der Folge wurden die noch vorhandenen reitenden Batterien in fahrende Batterien umgewandelt.

Das Regiment, zur 14. Division gehörend, bestand nunmehr aus:

Regimentsstab in Wesel

I. Abteilung in Wesel

1. Fahrende Batterie (gegründet 1913)

2. Fahrende Batterie (gegründet 1893)

3. Fahrende Batterie (gegründet 1813)

II. Abteilung in Düsseldorf

4. Fahrende Batterie (gegründet 1913)

5. Fahrende Batterie (gegründet 1866)

6. Fahrende Batterie (gegründet 1813)

Einsätze

Das Regiment oder wesentliche Teile des Regiments nahmen an folgenden Schlachten und Gefechten teil:[6]

Befreiungskriege 1813/15

Schlacht bei Großbeeren

Schlacht bei Dennewitz

Völkerschlacht bei Leipzig

Einschließung von Torgau von November 1813 bis Februar 1814

Einschließung von Wesel von Februar bis April 1814

Schlacht bei Ligny

Schlacht bei Waterloo

Schleswig-Holsteinische Erhebung 1849

Schlachten des Preußisch-Dänischen Krieges

Deutsch-Dänischer Krieg 1864

Gefecht von Missunde am 2. Februar 1864

Beschießung und Erstürmung der Düppeler Schanzen von 15. März bis 18. April 1864

Deutscher Krieg 1866

Schlacht bei Langensalza am 27. Juni

Schlacht bei Münchengrätz am 28. Juni

Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli

Gefecht bei Dermbach am 4. Juli

Schlacht bei Kissingen am 10. Juli

Gefechte bei Aschaffenburg am 14. Juli

Gefechte bei Helmstadt am 25. Juli

Gefecht bei Gerchsheim am 25. Juli

Beschießung von Würzburg am 27. Juli

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Schlacht bei Spichern am 6. August

Avantgardengefecht bei Forbach am 7. August

Schlacht bei Colombey am 14. August

Gefecht am Bois de Vaux am 17. August

Schlacht bei Gravelotte am 18. August

Belagerung von Metz vom 19. August bis 27. Oktober

Gefecht bei Beaumont am 30. August

Schlacht bei Noisseville am 31. August

Schlacht bei Sedan am 1. September

Gefecht bei Foret la Folie am 7. November

Belagerung von Thionville vom 10. bis 24. November

Einschließung von Longwy vom 16. November bis 9. Januar 1871

Belagerung von Mézières vom 19. Dezember bis 1. Januar 1871

Gefecht bei Rimogue und Tremblois bei Harcy am 22. Dezember

Handstreich auf Rocroi am 5. Januar

Avantgardengefecht bei Piemont vor Langres am 17. Januar

Schlacht am Mont Valérien am 19. Januar

Schlacht bei Saint-Quentin am 19. Januar

Gefecht bei Chaffois am 29. Januar

Einschließung und Belagerung von Paris vom 19. September 1870 bis 28. Januar 1871

Erster Weltkrieg

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment am 2. August 1914 mobil und kämpfte in der Folge in den großen Schlachten an der Westfront:

1914 Schlacht an der Marne

1915 Erste Schlacht (Lorettoschlacht) und Zweite Schlacht bei La Bassée

1916 Schlacht um Verdun

1916 Schlacht an der Somme

1917 Dritte Flandernschlacht

1918 Große Schlacht um Frankreich

Gemäß Verordnung des Kriegsministeriums vom 16. Januar 1917 wurde der Verband um eine III. Abteilung erweitert. Mitte April desselben Jahres änderte sich das Unterstellungsverhältnis des Verbandes und das Regiment kam zur 236. Infanterie-Division, der es über das Kriegsende hinaus bis zum 13. Dezember 1918 angehörte.

Die Verluste beliefen sich an Gefallenen auf 21 Offiziere und 357 Unteroffiziere und Mannschaften sowie an Verwundeten auf 51 Offiziere und 811 Unteroffiziere und Mannschaften.

Demobilisierung

Nach Kriegsende trat das Regiment den Rückmarsch in die Heimat an, wo es ab 13. Dezember 1918 in Herford demobilisiert wurde.

Freikorps

Aus Teilen bildeten sich die Freiwilligenformationen Freiwillige Batterie „Jauch“ und Freiwillige Batterie „Hasenclever“,[7] die sich am Kampf gegen die Rote Ruhrarmee beteiligten.[8][9]

1920 Niederschlagung des Ruhraufstandes

Traditionsträger

Die Tradition wurde in der Reichswehr zunächst durch die 12. Batterie des 6. (Preußisches) Artillerie-Regiments in Verden (Aller) übernommen. In der Bundeswehr führte es bis zu seiner Auflösung am 31. Dezember 2002 das Raketenartillerie-Bataillon 150 im Artillerieregiment 7 in Hamminkeln bei Wesel fort. Das Artillerieregiment 7 wurde aufgelöst mit der 7. Panzerdivision, der es unterstellt war. Die 7. Panzerdivision wurde am 30. Juni 2006 außer Dienst gestellt. Die ihr unterstellten Einheiten wurden entweder aufgelöst, zu Geräteeinheiten umstrukturiert oder auf die Division Luftbewegliche Operationen (DLO) (z. B. die Panzerbrigade 14) und die Eingreifdivision/1. Panzerdivision (z. B. die Panzerbrigade 21) aufgeteilt.

Regimentsfahne

Am 26. Mai 1816 erhielt das Regiment durch königliche Ordre als Zeichen der Anerkennung für die Tapferkeit seiner Einheiten in den Befreiungskriegen eine Fahne verliehen. Diese verblieb nach den verschiedenen Teilungen beim Feldartillerie-Regiment Nr. 7 und wurde in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 mit ins Feld genommen. Die Fahne wurde mit den für die Kriegsteilnahme verliehenen verschiedenen Auszeichnungen geschmückt, darunter das Eiserne Kreuz in der Spitze und Fahnenbänder. Nachdem 1900 bestimmt wurde, dass die Feldartillerie grundsätzlich keine Fahnen mehr führen sollte, ging die Fahne in das ausschließliche Eigentum des abgespaltenen Fußartillerie-Regiments Nr. 7 über. Prinzessin Carl[10] von Preußen (1808–1877), Chefin des Regiments, Gemälde von Julius Schoppe 1838

Regimentschef

In Anerkennung der Verdienste des Regiments im Feldzug von 1864 ernannte König Wilhelm I. am 7. Dezember 1865 seine Schwägerin Prinzessin Marie von Preußen (Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach) zum Chef des Regiments, dort wie auch im übrigen, der damaligen Übung entsprechend, Prinzessin Carl von Preußen genannt.[10] Sie war die Mutter von Friedrich Karl von Preußen, der 1864 als General der Kavallerie den Oberbefehl über die preußischen Truppen in Schleswig-Holstein führte, am 18. April 1864 unter Beteiligung von Batterien des Regiments die Düppeler Schanzen erstürmte und damit im Deutsch-Dänischen Krieg den entscheidenden Sieg für Preußen und Österreich errang. Das Regiment gehört damit zu den wenigen Feldartillerie-Regimentern, die eine fürstliche Person als Chef in ihren Ranglisten geführt haben.


Text: Wikipedia

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