Uelzen

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Die Hansestadt Uelzen ist die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im Nordosten Niedersachsens und Teil der Metropolregion Hamburg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Uelzen.

Karl Söhle

Sonstige

Geschichte der Stadt

Vorgeschichte

Der Grabhügel am Hafen von Uelzen datiert in die Bronzezeit.

Mittelalter

Die Wurzeln der heutigen Stadt liegen in Oldenstadt (Ulessen, Ullishusen), einer Siedlung im Umfeld eines Klosters aus dem 10. Jahrhundert, von dem heute noch die ehemalige Klosterkirche Oldenstadt zeugt. Das Kanonissenstift Oldenstadt wurde um 970 durch Bischof Brun I. von Verden auf seinem Gut gegründet und war der Maria und des Heiligen Johannes Baptist geweiht.[3]

Nach Unstimmigkeiten mit ihrem Grundherrn, dem Bischof von Verden, zog ein Teil der Einwohner um 1250 kurzerhand an das Westufer der Ilmenau und gründete dort planvoll eine eigene Stadt. Durch eine Fehde mit den Grafen von Schwerin gelang es dem ersten Regenten des Fürstentums Lüneburg, Welfenherzog Johann von Braunschweig und Lüneburg, Eigentumsrechte an der Stadt zu erwerben. Zuvor unterstand die neu gegründete Stadt der Herrschaft des Schweriner Grafen Gunzelin III.[4] Uelzen trug seinerzeit den Namen Löwenwalde (Loewenwolde, Lauenwold) und wurde 1270 mit allen dazugehörigen Rechten ausgestattet, wovon heute noch eine Inschrift am Portal des Alten Rathauses zeugt: „Am 13. Dezember 1270 verlieh Herzog Johann von Braunschweig dem Orte Loewenwolde (Ulessen) Stadtrechte.“ Der Name Löwenwalde taucht bis ins 14. Jahrhundert auf, setzte sich jedoch nicht durch, denn die Bevölkerung sprach weiterhin von Neu-Uelzen (Nien Ulessen) und Alt-Uelzen (Olden Ulessen bzw. Oldenstadt). In der Symbolik des Stadtwappens ist der Name Löwenwalde indes bis heute erhalten. Obgleich im Jahre 1350 etwa 500 Einwohner der jungen Stadt an der Pest starben, entwickelte sich Uelzen zu einer wohlhabenden Handelsstadt. 1371 bestätigten die sächsischen Herzöge Wenzel und Albrecht von Sachsen-Wittenberg als regierende Fürsten von Lüneburg die Stellung Uelzens und billigten den Uelzener Kaufleuten unter anderem das Recht auf Zollfreiheit im Lüneburger Lande zu, um den Handel zu fördern.[5] Die verkehrsgünstige Lage an der südlichen Verlängerung der Alten Salzstraße wirkte sich ebenfalls positiv auf die Stadtentwicklung aus.

1374 wurde Uelzen Mitglied der Hanse. Im Lüneburger Erbfolgekrieg zwischen Welfen und Askaniern (1371–1388) wurde die Stadt mit Wall und Graben sowie einer Stadtmauer befestigt, die mehr als 20 Türme und Wachtposten sowie drei repräsentative Stadttore (Lüneburger Tor, Veerßer Tor, Gudestor) zählte und ursprünglich etwa 4,5 Meter hoch war. Gegen Westen war die Stadt durch den mächtigen Vangelturm verschlossen, der auch Schwarzer Bär genannt wurde.[6] Im Jahr 1396 besetzten die Celler Herzöge Heinrich der Milde und Bernhard zu Braunschweig-Lüneburg die Stadt und begannen von hier aus den Satekrieg, um die durch den Lüneburger Erbfolgekrieg verlorene Macht wieder zu vergrößern. Erst nach mehr als anderthalbjähriger Besetzung gaben die Herzöge die Stadt wieder frei. Seit dem Jahr 1397 wird aus diesem Grund das Uelzische Armenessen gefeiert, das damit eine der ältesten karitativen Veranstaltungen der Welt ist. Die Sate bestand als wirtschaftsfördernder Verbund der drei Hansestädte Hannover, Lüneburg und Uelzen und der Ritterschaft etwa bis in das frühe 15. Jahrhundert fort. Zum Zwecke der Fürsorge für Aussätzige stiftete der Uelzener Propst Rupert von Nordlo 1412 das nördlich der Stadt gelegene Leprosenhospital St. Viti.[7] Die dazugehörige St.-Viti-Kapelle existiert bis heute.

Im Jahr 1470 fand in Uelzen ein Hansetag statt. Bis ins 16. Jahrhundert erlebte die Stadt eine Blütezeit und war ein wichtiger Handelsplatz für Honig, Wachs, Holz, Vieh, Pelze, Getreide und Töpferwaren. Uelzener Leinen wurden am Schnellenmarkt von einem Londoner Handelskontor aufgekauft und nach Nordeuropa exportiert. Im Gegenzug gelangten englische Tuchwaren, schottische Wollstoffe oder rheinländische Keramikprodukte nach Uelzen. Weitere Schwerpunkte des Uelzener Fernhandels lassen sich im heutigen Estland, in Flandern und Norwegen (Bergen) ausmachen.[8]

Frühe Neuzeit

Im 16. Jahrhundert nimmt Uelzens Bedeutung als Landstadt innerhalb des Fürstentums Lüneburg deutlich zu. Aufgrund ihrer zentralen Lage war die Stadt zwischen 1521 und 1530 sechsmal Tagungsort der Landtage. 1506 wurde von Herzog Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg zudem das ständisch besetzte Landgericht in Uelzen gegründet, das sein in Uelzen geborener Sohn Herzog Ernst I. der Bekenner 1535 zum Hofgericht umformte, indem er die geistlichen durch adlige Richter ersetzte.[9] Im Fürstenhof der herzoglichen Familie, dem Oldenstädter Hof, lebte zwanzig Jahre lang – bis zu ihrem Tod – die Schwester Herzog Ernsts, Prinzessin Apollonia von Braunschweig-Lüneburg (1499–1571). Ein Porträt der Prinzessin befindet sich auf ihrem Epitaph in der Stadtkirche St. Marien, in der sie begraben wurde. 1597 starben erneut etwa 500 Einwohner Uelzens an der Pest.[10]

Während der Hansezeit gelangte vermutlich auch das „Goldene Schiff“ in die Stadt, das heute als Wahrzeichen Uelzens gilt. Teilweise wird vermutet, dass es sich um einen Tafelaufsatz aus dem 13. Jahrhundert handeln könnte, den der Uelzener Hansekaufmann Valentin von Horn, der bei Elisabeth I. in Gnaden stand, im Jahre 1598 aus London mitbrachte. Hinsichtlich seiner Herkunft, seines Alters und seiner einstigen Verwendung gibt es allerdings weitere Erklärungsmodelle. Die 63 Zentimeter hohe Nachbildung einer Hansekogge wird heute in der St.-Marien-Kirche aufbewahrt, während sich eine Replik des Schiffs im Uelzener Rathaus befindet.

Infolge vorhandener Traditionen aus der Klosterzeit in Oldenstadt hatte sich Uelzen bereits zu einer wichtigen Brauerstadt mit großem wirtschaftlichem Erfolg entwickelt. Das Uelzener Bier war auch in den umliegenden Städten sehr beliebt, ganz zum Missfallen der konkurrierenden Bierbrauereien. 1611 wurden in Uelzen 25.000 Hektoliter Bier erzeugt. Im Jahre 1649 zählte die Stadt 58 Brauhäuser. Auf Druck des Herzogs in Celle wurde 1662 in Uelzen das so genannte Riegebrauen eingeführt, was eine starke Reglementierung der Biermenge nach sich zog. Ungeachtet dessen waren die Brauer 1673 die größte Berufsgruppe und zahlten fast 50 % der Steuern aller Berufsstände. Die Bierbrauer stellten von 1509 bis 1787 in ununterbrochener Folge den Bürgermeister.

Etwa fünf Sechstel der bis in das 17. Jahrhundert stetig florierenden Stadt, die nach Lüneburg und Hannover zu den bedeutendsten des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg zählte, wurden durch eine Brandkatastrophe im Jahre 1646 vollständig vernichtet. Um die 160 Häuser – darunter auch der Fürstenhof – brannten ab. Fünf der sechs Glocken St. Mariens schmolzen und stürzten in das Kirchenschiff. Die Brandkatastrophe erregte weithin Aufsehen und Mitgefühl. Obwohl von allen Seiten Spenden eingingen und Herzog Friedrich IV. die Stadt für vier Jahre von jeglicher Steuer befreite, erholte sich Uelzen nur langsam. Zeugnis eines raschen und tatkräftigen Wiederaufbaus legen noch heute zahlreiche ansprechende Fachwerkfassaden dieser Zeit ab, die anstelle der massiven hohen Giebelhäuser errichtet wurden.[11]

Moderne

1826 zerstörte ein erneuter Stadtbrand Teile der östlichen Altstadt, wobei viele Häuser am östlichen Teil der Gudesstraße, am südlichen Teil der Lüneburger Straße, alle Häuser der Rademacher- und Schmiedestraße sowie die meisten Häuser am Schnellenmarkt in Schutt und Asche gelegt wurden. Insgesamt brannten 74 Wohnhäuser mit 130 Nebengebäuden ab. Den Wiederaufbau dieses Stadtviertels prägte das Biedermeierhaus, mit dem für das frühe 19. Jahrhundert charakteristischen Zwerchgiebel.

Im Jahre 1847 wurde die durch Uelzen führende Bahnstrecke Hannover–Hamburg bis Harburg, damals noch eigenständige Stadt des Königreichs Hannover, durch die Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen eröffnet.[12] Zum Eisenbahnknoten wurde die Stadt, nachdem mit der Eröffnung der Linie Bremen–Berlin im Jahre 1873 die so genannte Amerikalinie in Betrieb genommen wurde. Der westliche Abschnitt zwischen Langwedel und Uelzen wurde von der Bremer Staatsbahn angelegt, den östlichen Abschnitt zwischen Stendal und Uelzen baute die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft. Zudem wurden kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnstrecke nach Braunschweig sowie 1924 die Strecke nach Dannenberg eingeweiht.

1871 zog die 4. Eskadron des 2. Hannoverschen Dragoner-Regiments Nr. 16 unter dem Kommando des Rittmeisters Baron von Kutzschenbach in die neue Kaserne an der Scharnhorststraße ein. Die Uelzener Dragoner wurden nach 32 Jahren Uelzener Garnisonsgeschichte im Jahre 1903 nach Lüneburg verlegt.[13]

Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs

In Uelzen stimmten 1930 etwa 25 Prozent der Wahlberechtigten für die NSDAP, was deutlich über dem Reichsdurchschnitt lag. Am 18. April 1944 und am 22. Februar 1945 war Uelzen mit seinem Eisenbahnknotenpunkt Ziel alliierter Luftangriffe. Dabei wurden Teile der Stadt und der Güterbahnhof zerstört. Dutzende Tote waren zu beklagen.

Im März 1945 wurden etwa 500 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme in das neue Konzentrationslager Uelzen, einem Außenlager des KZ-Neuengamme, getrieben. Sie mussten zur Wiederherstellung der Gleise schwerste körperliche Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen verrichten. Ihre Unterbringung erfolgte in einer Lagerhalle auf dem Gelände der Uelzener Zuckerfabrik. Hier wurde das KZ Uelzen eingerichtet. Kurz vor Kriegsende ließen die Stadtoberen die Häftlinge zurück nach Neuengamme schaffen, wobei viele von ihnen auf dem Todesmarsch umkamen.

In den letzten Kriegstagen bestanden die Stadtoberen darauf, Uelzen nicht kampflos aufzugeben. Beim Abwehrkampf gegen die British Army wurde die Stadt durch Beschuss und Flammenwerfer weiter zerstört. Die Truppen der British Army befreiten die Stadt am 18. April 1945.

27 Prozent der bebauten Fläche waren nach Kriegsende zerstört, darunter zahlreiche Fachwerkhäuser an der Gudes-, Schuh- und Veerßer Straße. Ganze Straßenzüge lagen in Trümmern. Mit dem Fürstenhaus verbrannte am 16. April 1945 auch das alte Heimatmuseum. Von der Propstei blieb der Giebel stehen, der Turmhelm St. Mariens wurde zerstört. Das heutige Nebeneinander gotischer Bauwerke, neuzeitlicher Fachwerkbauten und moderner Gebäude war die Folge beim Wiederaufbau.

Die Zeit des Nationalsozialismus stellt fraglos das dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte dar. Mehrere Stolpersteine und eine Gedenktafel am Bahnhof erinnern an das Schicksal von Opfern des NS-Regimes.

Nachkriegszeit

An der Straße Bohldamm befand sich ein Lager Uelzen-Bohldamm für die Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. Nach Kriegsende bis zum 31. März 1963 wurde aus diesem Lager ein Notaufnahmelager für Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, nach der Grenzöffnung aus der DDR und Ost-Berlin. Viele Ost-Berliner, die im Zuge des Mauerbaus 1961 die nun geteilte Stadt Berlin verließen, wurden in das Uelzener Lager gebracht. Insgesamt wurden bis zur Schließung des Lagers im Jahre 1963 über 4 Millionen Vertriebene und Flüchtlinge registriert und karteilich erfasst.

1947 erhielt der Hamburger Architekt Konstanty Gutschow den Auftrag, Pläne zur Sanierung der Stadt zu erarbeiten. Ihm ist es zu verdanken, dass die Kernstadt, die seit Gründung 1250 im Grundriss erhalten geblieben ist, nicht wesentlich verändert wurde. 1985 beschloss der Stadtrat die Sanierung der Innenstadt im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms mit dem Ziel, das historische Netz von Straßen und Plätzen zu erhalten, den Wohnwert zu verbessern und einen attraktiven Anziehungspunkt für Bewohner und Gäste zu bilden. Der Autoverkehr ist über einen innerstädtischen Ring geleitet worden und Uelzens „gute Stube“ ist nun Flaniermeile mit Boutiquen, Cafés, Restaurants und ein Ort für Kultur- und Traditionsveranstaltungen. Als Bürger- und Verwaltungszentrum wurde 1996/1997 das neue Rathaus am Herzogenplatz nach Plänen der Hamburger Architektengruppe Holthey, Körber und Schultz-Coulon errichtet. Bedeutend für die Infrastruktur ist der Elbe-Seitenkanal, der seit 1976 die Verbindung zwischen Elbe und Mittellandkanal schafft. Uelzen ist mit einem Hafen an die Bundeswasserstraße angebunden. Als technische Sehenswürdigkeiten gelten die Schleusen I und II.

Seit dem 18. April 2016 trägt Uelzen offiziell den Titel „Hansestadt“. Sie ist damit nach Lüneburg, Stade und Buxtehude die vierte Stadt in Niedersachsen, die diese Bezeichnung auch offiziell führen darf.[8] Die Stadt hatte im April 2015 einen Antrag auf Verleihung des Titels an das niedersächsische Innenministerium gestellt. Zum Neujahrsempfang 2016 veröffentlichte die Stadt die Nachricht, dass der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius dem Antrag stattgeben hat.[14]


Text: Wikipedia

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