St. Michael (Saarbrücken)
St. Michael ist eine römisch-katholische Kirche im Saarbrücker Stadtteil St. Johann, die 1923/24 nach Plänen des Architekten Hans Herkommer erbaut wurde. Seitdem ist sie von der Grundfläche des Innenraumes her das größte Kirchengebäude in der saarländischen Landeshauptstadt vor der evangelischen Ludwigskirche (Stadtteil Alt-Saarbrücken).
Geschichte
Nachdem im Lauf des 19. Jahrhunderts der Katholikenanteil gegenüber der evangelischen Mehrheit stark angestiegen war, dachte man gegen Ende des Jahrhunderts zwecks Entlastung der Basilika St. Johann an den Bau einer zweiten katholischen Kirche in der bis 1909 selbstständigen Stadt St. Johann. 1899 wurde ein Kirchenbauverein gegründet. Aus einem 1912 ausgeschriebenen und 1913 beendeten Architektenwettbewerb ging der 26-jährige in Stuttgart tätige Hans Herkommer als Gewinner hervor. Durch den Ersten Weltkrieg verzögerte sich der Bau der Kirche auf dem in den 1880er-Jahren aufgegebenen ehemaligen Friedhof am Rotenberg (heute Echelmeyerpark) um zehn Jahre. Der erste Spatenstich fand im Februar 1923, die Grundsteinlegung am 3. Juni 1923 statt. Am 17. September 1924 wurde die Kirche, die auf etwa 1000 Sitzplätze ausgelegt war und wegen ihres monumentalen Anblicks sowie ihrer Hügellage im Volksmund die inoffiziellen Beinamen „Saarbrücker Dom“ und „Stadt Gottes auf dem Berg“ erhielt, von Bischof Franz Rudolf Bornewasser konsekriert. Die am 1. Oktober 1926 aus der Basilikapfarrei ausgegliederte neu errichtete Pfarrei St. Michael zählte damals etwa 18.000 Katholiken, die mittlerweile die Protestanten in St. Johann zahlenmäßig knapp überflügelt hatten. Von den 1920er- bis zu den 1970er-Jahren wurden sonn- und feiertags in St. Michael bis zu sieben Messen, an jedem Werktag zwei bis drei Messen zelebriert. Gegenwärtig findet in der Kirche pro Woche noch eine reguläre Eucharistiefeier (am Sonntagvormittag) statt.
Bei der großflächigen Bombardierung Saarbrückens durch britische Verbände am 5. Oktober 1944 entging die Kirche nur knapp der Zerstörung, als eine Brandbombe das Dach durchschlug, jedoch nicht explodierte. Die Kriegsschäden an Chorwand, Fenstern und Dach konnte man bis 1948 beheben. Während der von 1947 bis 1956 dauernden Zeit des Saarprotektorats war die zum Bistum Trier gehörende Kirche St. Michael als künftige Bischofskirche einer geplanten (nach der Ablehnung des Saarstatuts 1955 jedoch nicht realisierten) saarländischen Diözese im Gespräch. Durch die Gründung weiterer Pfarreien im Stadtteil St. Johann – Maria Königin (1959), St. Elisabeth (1960), St. Thomas Morus (1968) – wurde die Pfarrei St. Michael nach und nach verkleinert. Die in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts im Innenraum durchgeführten Umgestaltungsmaßnahmen trugen den Erfordernissen der Liturgiereform, der sinkenden Zahl von Gottesdienstbesuchern und geänderten Anforderungen an das kirchliche Leben Rechnung. So wurde der Bereich für Zelebration und Verkündigung vom Ostchor in das Hauptschiff verlegt, die Anzahl der Sitzplätze von 1000 auf weniger als die Hälfte davon verringert, die Kirchenbänke in Ost-West-Richtung aufgestellt und der Raum unter der Empore als abgeteiltes Foyer gestaltet. Derzeit ist die westliche Hälfte des Langhauses absichtlich unmöbliert. In den 1980er-Jahren experimentierte man zeitweilig mit einem beweglichen Vorhang zur Abteilung des Raums bei Werktagsgottesdiensten mit wenigen Besuchern.
Mit Wirkung zum 1. Januar 2005 wurden die bisherigen Pfarreien St. Johann (Basilika), St. Michael, St. Elisabeth und St. Thomas Morus aufgelöst und zu einer neuen Großpfarrei namens „St. Johann“ vereinigt. Von deren insgesamt vier Kirchengebäuden behielt keines seinen bisherigen Status als Pfarrkirche, so dass es sich um eine Pfarrei ohne formale Pfarrkirche handelt. Als größte der vier Kirchen wurde St. Michael unter der amtlichen Bezeichnung „ehemalige Pfarrkirche St. Michael“ zum Dienstsitz des Pfarrers der neuen Pfarrei St. Johann bestimmt. Außerhalb der Pfarrei St. Johann existiert im Stadtteil noch die selbstständig gebliebene Pfarrei Maria Königin mit ihrer eigenen Pfarrkirche.
Text: Wikipedia
Bild: Wikipedia/SMESH
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