Rathaus (Freiburg/Breisgau)

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche
Siegelmarke der Stadtgemeinde
Siegelmarke der Stadtgemeinde
Siegelmarke der Stadtgemeinde

Das Rathaus in Freiburg im Breisgau verteilt sich auf insgesamt 16 Standorte. Die drei wichtigsten Gebäude sind das Alte Rathaus und das Neue Rathaus in der Innenstadt sowie das Technische Rathaus im Stühlinger. Das älteste Rathaus Freiburgs gehört zum Gebäudekomplex des Alten Rathauses, es befindet sich in dessen Innenhof, heißt heute Gerichtslaube und ist direkt mit dem Alten Rathaus verbunden. Ein Übergang vom Neuen Rathaus zum Alten Rathaus überspannt die Turmstraße zwischen den beiden Gebäuden. Die drei Rathäuser bilden einen Komplex, wobei die drei Einzelgebäude als Baudenkmäler in den Denkmallisten des Landes eingetragen sind.


Altes Rathaus

Schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts kaufte die Stadt Freiburg ein Gebäude am Franziskanerplatz, heute Rathausplatz, dem noch zwei weitere daneben liegende folgten, um dort die Kanzlei des Stadtschreibers einzurichten. In den Gerichtsurkunden aus den Jahren 1443 bis 1479 wird ein Richthaus erwähnt, welches in diesen Gebäuden untergebracht war. Im Jahr 1557 wurden der Baumeister Dietrich Neeb und der Maurermeister Barthlin Ress vom Rat beauftragt, auf den Grundstücken ein neues Gebäude zu errichten. Dieser Neubau wurde 1561 nach Norden um ein Gebäude erweitert, dem 1600 noch ein weiteres in der Turmstraße folgte. Auch wenn die Gebäude durch eine einheitliche Fassade zusammengefasst sind, lassen sich daran die verschiedenen Bauphasen ausmachen.

Das Gebäude von 1557/1559 hat eine asymmetrische Anordnung der Bauachsen, die auch heute noch gut erkennbar ist. Das Erdgeschoss hat drei Eingänge. Das Hauptportal rechts im Renaissancestil ist auf das Jahr 1558 datiert. Zwei Löwen halten das Stadtwappen von Freiburg und den Bindenschild von Österreich. Ganz links dient die ehemalige von einem Renaissancebogen umrahmte Durchfahrt in den Rathaushof heute als Haupteingang in das Gebäude. Über dem Bogen befindet sich eine Uhr gekrönt vom Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches mit den Wappen Ungarns und Böhmens sowie unter dem Herzschild denen Österreichs und Kastiliens. Weitere Wappen am Giebel über dem Haupteingang erinnern an die verschiedenen Herrscher in Freiburg: Rechts oben befindet sich der rote Adler der Zähringer (1091–1218), daneben der Löwe der Grafen von Urach, die als Grafen von Freiburg (1218–1368) den Adler der Zähringer übernahmen. In der Mitte links findet sich das Landeswappen der habsburgischen Erblande das sogenannte Lerchenwappen, wobei es sich eigentlich um fünf Adler auf blauem Grunde handelt, die für verschiedene Länder stehen. Die Habsburger herrschten in Freiburg von 1368 bis 1806 mit einer Unterbrechung durch Frankreich von 1677 bis 1697 symbolisiert mit dem Wappen des Elsass in der Mitte rechts. Schließlich sind unten links der Bindenschild des Hauses Österreich und rechts das Wappen Freiburgs, das Georgskreuz, angebracht.

Die Hauptfassade des Alten Rathauses war um 1559 mit den Szenen eines Totentanzes bemalt; der Maler Galienus Entringer musste das eigene Gemälde auf Geheiß des Rates kurze Zeit später durch ein Historiengemälde, mit Szenen aus dem Leben Philipps von Macedonien, ersetzen. Fritz Geiges ersetzte 1881 die neogotischen Architekturmalerei Simon Gösers von 1810 durch Malereien im Stile der Renaissance, die aber wegen Schäden schon nach sechs Jahren also1886 überarbeitet werden musste. Heute ist das Gebäude in einem einheitlichen Sandsteinrot verputzt, die Fensterrahmen sind schwarzgold gefasst mit bunten Portalen.

Beim Luftangriff von 1944 brannte das alte Rathaus völlig aus und so ging auch die Innenausstattung verloren. Beim Wiederaufbau wurde auf moderne Materialien gesetzt, außerdem wurde das Alte Rathaus durch 3 Flügel erweitert in dem damals üblichen klaren funktionalen Baustil. Durch den Neubau blieb von der ursprünglichen Bebauung nur die Nonnengruft des Klarissenklosters erhalten, dieser Konvent war von 1672 bis zu seiner Aufhebung 1782 im ehemaligen Regelhaus „zum Lämmlein“ untergebracht, danach wurden die Gebäude vom Heilig-Geist-Spital genutzt.


Neues Rathaus

Die Ursprünge des Neuen Rathauses gehen auf ein Doppelhaus zurück. Das eine, Zum Rechen, ließ sich der Mediziner Joachim Schiller von Herdern zwischen 1539 und 1545 errichten. Die Universität erwarb 1595 das benachbarte Haus Zum Phönix und verband es mit dem Haus Zum Rechen. Als Verbindung zwischen den Gebäuden wählte man ein repräsentatives giebelgeschmücktes Säulenportal mit der Inschrift Academia friburgensis. Der so entstandene Gebäudekomplex diente der Universität bis 1774 als Collegium Universititas. Nach Aufhebung des Jesuitenordens erhielt die Universität neue Kollegiengebäude in der Bertoldstraße. Darauf zogen aus dem Gebäude am Franziskanerplatz die Verwaltung und drei der vier Fakultäten aus. Es blieben allein die Mediziner zurück, später kamen die Naturwissenschaften hinzu. Das Gebäude hieß seitdem entweder Alte Universität, Altes Kollegium oder Alte Anatomie. 1867 zogen die Mediziner in Neubauten nördlich der Stadt, wo dann auch das neue Universitätsviertel entstand. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde im Rahmen eines Umbaus im Südflügel das Auditorium maximum geschaffen, das mit seinem prachtvollen Deckenstuck als einer der schönsten Räume der Barockzeit in Freiburg gilt. 1779 wurde im Nordflügel ein runder Hörsaal für anatomische Vorlesungen das Theatrum Anatomicum eingebaut.

Nach über 300 Jahren im Universitätsbesitz kaufte die Stadt 1896 das Gebäude für 140 Goldmark und baute es bis 1901 zum Neuen Rathaus um. Gründe waren Platzmangel im Alten Rathaus und eine Art Denkmalschutz an einem Denkmal einer vergangenen Kunst; außerdem wollte die Stadt den Abriss des Gebäudes verhindern und damit Grundstücksspekulationen vorbeugen. Der Umbau zum Rathaus war mit schweren Eingriffen in die Bausubstanz verbunden.

Immer wieder wird die zu Boden blickende Erkerfigur an der Ecke Rathausplatz/Rathausgasse von LKW im Lieferverkehr beschädigt, und wurde dann in aufwendiger Arbeit von Steinmetzen wieder rekonstruiert. Im Jahr 2012 wurde das komplette Gesicht als Abguss ausgetauscht.

Heute finden in den Sommermonaten im Innenhof des neuen Rathauses Theateraufführungen statt.


Gerichtslaube

Die Gerichtslaube ist das älteste Rathaus Freiburgs, sie ist erstmals 1328 als Ratsstubenbau urkundlich belegt, wird aber erst seit dem 16. Jahrhundert als Gerichtslaube bezeichnet.

Die erstmals 1280 urkundlich nachgewiesene Gerichtslaube, in der für jedermann zugänglich das städtische Schultheißengericht tagte, stand nördlich der Kreuzung der „Großen Gaß“ mit der Salzstraße „an dem Vischmerket“ der heutigen Kaiser Joseph Straße.

Ab 1480 wurde tagte das Gericht hier regelmäßig in der unteren Stube, davor wurde es nur im Winter so genutzt. Das ehemals freistehende Giebelhaus diente dann als Gerichtslaube mit einem Versammlungssaal und einem Gefängnis im Keller. Hier trafen sich die führenden Freiburger Bürger und Adligen. Historische Bedeutung erlangte das Gebäude 1498 als König Maximilian I. den Reichstag zu Freiburg einberief. Die Herren mussten ihre Sitzungen in diesem beengten Tagungslokal abhalten, da das größere Kornhaus am Münsterplatz nicht fertig war. Die Gerichtslaube wurde Anfang ab 1546 durch Jörg Sorger umgebaut und das Obergeschoss welches wahrscheinlich in Fachwerk ausgeführt war durch einen Steinbau ersetzt und vergrößert. Diese Etage ist durch eine repräsentative Außentreppe erreichbar und diente den Freiburgern als Ratssaal bis zum Jahr 1901. Es kam bei dieser Gelegenheit im Jahre 1553 ein zweistöckiger Archivbau hinzu, der mit stabilen Eisentüren ausgerüstet war. Eine weitere Etage wurde 1863 hinzugefügt.

Die Gerichtslaube wurde beim Luftangriff von 1944 nahezu bis auf die Grundmauern zerstört, es blieben nur Teile der Freitreppe und der Westwand erhalten, der Archivanbau inklusive der Einrichtung von 1553 blieb nahezu unversehrt. Ab 1961 wurde der Wiederaufbau durch das „Kuratorium Gerichtslaube“ einer Bürgerinitiative betrieben und im März 1975 konnte die Rekonstruktion nach Plänen des Architekten Gregor Schroeder begonnen werden. Nach dem Richtfest im Dezember 1975 wurde sie im Juni 1979 feierlich eingeweiht.

Der obere Saal ist eine Rekonstruktion des Bauzustandes von 1551, er hat eine Balkendecke, die leicht gewölbt ist und große Unterzugbalken aus Eiche. Die Fenster sind mit Entlastungsbögen umfangen, an der Westseite mit den erhaltenen Originalen ohne Bemalung, an der Ostseite mit Neuschaffungen die den Originalen an der Westseite nachempfunden und prächtig bemalt wurden. Die Fenster von Hans Reichle haben eine Farbverglasung mit den Wappen und Patronen der Zünfte.

Der untere Saal hat eine hölzerne Flachdecke. Die Decke ist mit Schnitzereien von Spielkartensymbolen verziert. Die Fenster wurden nach Entwürfen von Hans Reichle gefertigt und zeigen an der Südwand den Reichsadler und die Wappen der Fürsten, die am Reichstag in Freiburg teilnahmen.

Eine weitere Besonderheit gibt es auch hier: am 24. August 1498 hatte König Maximilian I. auf dem Freiburger Reichstag ein Wein-Reinheitsgebot erlassen, welches älter ist als das bekannte Reinheitsgebot für Bier vom 23. April 1516.


Technisches Rathaus

Das Technische Rathaus ist ein pavillonartiger Fachwerkbau von 1971; dort befindet sich die städtische Bauverwaltung. Der mehrgeschossige Bau kam in den achtziger Jahren hinzu. Die Pavillons sind nicht mehr sanierungsfähig und müssen demnächst ersetzt werden. Im Juli 2011 wurde ein Gutachten veröffentlicht, das von Neubaukosten in Höhe von 13 Millionen Euro ausgeht. Es ergab zudem, dass es preiswerter für die Stadt sei, ein neues Technisches Rathaus zu bauen, das sämtliche Ämter von 14 Standorten aufnehmen kann.

Am 22. Mai 2012 beschloss der Gemeinderat den Neubau eines Rathauses auf dem Areal des Technischen Rathauses. Das geplante Gebäude soll einen großen Teil der bisher über das Stadtgebiet verteilten städtischen Ämter und Dienststellen aufnehmen und in drei Abschnitten errichtet werden: der erste von 2014 bis 2016, der zweite 2019 und der letzte 2022. Bestandteil des Rathauses sollen auch ein großer mehrfach nutzbarer Veranstaltungsraum und eine Kindertagesstätte sein. Einen Architekturwettbewerb gewann Christoph Ingenhoven. Der erste Bauabschnitt soll nach dem Willen des Gemeinderats bei 60 Millionen gedeckelt sein, die Kosten sollten durch eine externe Institution überwacht werden.



Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.