Pasewalk

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Pasewalk ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Verwaltungssitz des Amtes Uecker-Randow-Tal für 15 umliegende Gemeinden und eines der 18 Mittelzentren des Landes.

Wegen des geschichtsträchtigen Kürassier-Regiments „Königin“ (Pommersches) Nr. 2 trägt die Stadt auch den Namen „Kürassierstadt Pasewalk“.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Pasewalk.

Ferdinand von Schill

Sonstige

Geschichte

Der Ort ist bei Archäologen bekannt durch die Pferdeopferstelle bei Pasewalk.

Von der Stadtgründung bis zum Dreißigjährigen Krieg

Der Verfasser des Jahrbuchs des Klosters Pegau („Pegauer Annalen“) berichtet in der Familiensage des Grafen Wiprecht des Älteren von Groitzsch von einer „Burg Posduwlc im Pommernlande“, die dem Zusammenhang nach offenbar bereits im 11. Jahrhundert bestanden hat. In den Urkunden des Mittelalters lautet die Schreibweise des Namens u. a. „Pozdewolk“ (1177, 1178, 1216), „Posduwolc“ (1195), „Pozwolc“ (1241), „Poswalc“ (1260, 1322) und „Poswalk“ (1260, 1276, 1355).

Der Name der Stadt setzt sich zusammen aus den Silben „Poz“ (slawisch für Ringwall im Sinne einer Landschaftsbezeichnung) und „wolc“ (Wolf) und steht demnach für „Stadt des Wolfes“, offenbar Bezug nehmend auf den dänischen Fürsten Jarl Wolf, der um 1000 in diesem Gebiet eine Herrschaft gegründet hatte, später aber vertrieben worden sein soll.[3] Die Schreibweise „Pasewalk“ taucht in den Urkunden erstmals 1240 auf. Die erste urkundliche Erwähnung als Stadt („civitas“) stammt aus dem Jahre 1276, allerdings gilt als sicher, dass Pasewalk das Stadtrecht schon früher, vermutlich kurz nach 1250 erhalten hat.

Pasewalk gehörte von jeher zu Pommern, war aber stets ein Spielball der territorialen Interessen der pommerschen Herzöge und der brandenburgischen Markgrafen, sodass die Herrschaft mehrmals wechselte. Im Jahr 1250, nach dem Vertrag von Landin, kam Pasewalk unter brandenburgische Herrschaft und wurde 1354 von den Pommern zurückerworben.

Der mittelalterliche Stadtkern bildete eine Ellipse und bestand aus der von Wenden gegründeten Unterstadt mit der Nikolaikirche (1176 erwähnt) sowie einer sich daran anschließenden neueren, von deutschen Siedlern gegründeten Oberstadt mit der Marienkirche. Bereits 1192 wurden ihr durch den brandenburgischen Markgrafen Otto II. weitreichende Handelsrechte verliehen.

Mit der Schaffung einer Stadtbefestigung erreichte die bauliche Entwicklung der Stadt im 14. Jahrhundert vorläufig ihren Abschluss, da die ständigen Kriege eine Ansiedlung außerhalb der Stadtmauer nicht gestatteten. Die Einwohner lebten im Mittelalter in erster Linie von Landwirtschaft und Brauerei (Herstellung von Bier unter dem Namen „Pasenelle“, schon 1385 weithin bekannt) sowie dem Handel mit diesen Erzeugnissen. Als einzige einst uckermärkische Stadt war sie Mitglied der Hanse und trat nach schweren inneren Unruhen 1535 zur lutherischen Lehre über.[4]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Pasewalk, das sich schon bald nach der Landung der schwedischen Eingreifarmee in Deutschland unter deren Schutz gestellt hatte, im September 1630 von kaiserlichen Truppen unter dem Befehl von Hans Götze drei Tage lang gebrandschatzt und nahezu komplett zerstört („Pasewalker Blutbad“).[5] Die schwedische Garnison, nur zwischen 150 und 300 Mann stark, hatte sich als zahlenmäßig viel zu schwach erwiesen, um die weitläufige mittelalterliche Stadtbefestigung ausreichend zu besetzen und wurde von den rund 3000 Mann zählenden Angreifern bis auf den letzten Mann niedergemacht.[6] Mit dem Westfälischen Frieden 1648 wurde die Stadt Schwedisch-Pommern zugeordnet.

Unter preußischer Herrschaft

Nach dem Nordischen Krieg kam die Stadt 1720 zu Preußen und gehörte von 1815 bis 1945 zur Provinz Pommern.

Der preußische König Friedrich Wilhelm I. förderte nach 1720 den Wiederaufbau der nach dem Dreißigjährigen Krieg und mehreren Stadtbränden noch teilzerstörten Stadt, indem er z. B. Bauholz aus den königlichen Forsten zur Verfügung stellte. Außerdem verlegte er das Ansbach-Bayreuth-Dragonerregiment, aus dem später das Kürassier-Regiment „Königin“ (Pommersches) Nr. 2 hervorging, in die Stadt (1721). Das Regiment diente nicht nur dem Schutz des im Westfälischen Frieden zugesprochenen neuen Territoriums, sondern bildete fortan auch einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt. Das Regiment genoss in Preußen ein hohes Ansehen, nachdem es 1745 während des Zweiten Schlesischen Krieges bei Hohenfriedeberg einen vorentscheidenden Sieg gegen Österreich errungen hatte. Die hohe Wertschätzung kam dadurch zum Ausdruck, dass die jeweilige preußische Königin Chefin des Regiments war. Von 1795 bis 1806 diente Ferdinand von Schill, der in der Grünstraße 17 wohnte, als junger Leutnant in diesem Regiment. Ab 1882 wurde am Stadtrand eine großzügige Kasernenanlage als Backsteinbau errichtet (heute Landratsamt), so dass die bis dahin bestehende „Einquartierung“ von Soldaten in die Wohnungen der Einwohner aufhörte.

Ebenfalls um 1720 kam es auf Betreiben des preußischen Königs zur Ansiedlung von Hugenotten, die zahlreiche neue Gewerbe einführten und damit für eine Belebung des noch vom Dreißigjährigen Krieg zerstörten Landstrichs sorgten. Besondere Bedeutung hatte der bis dahin in der Region noch unbekannte Tabakanbau. Pasewalk entwickelte sich im 18. Jahrhundert zum Hauptumschlagplatz für uckermärkischen Rohtabak.

Seit 1812 setzte eine jüdische Zuwanderung aus dem Osten ein, bis etwa 1855 waren es mehr als 300. 1834 erbaute die jüdische Gemeinde auf dem Hof ihres Grundstücks in der Grabenstraße eine Synagoge (Einweihung 23. Oktober 1834). Die Gemeinde zählte zu dieser Zeit 135 Personen. Hinzu kam ein jüdischer Friedhof, der heute noch mit einigen Grabsteinen existiert. Ein bedeutender jüdischer Unternehmer war Paul Behrendt († 1939), der in Pasewalk eine große Eisengießerei betrieb (z. B. Kanaldeckel).

18. und 19. Jahrhundert

Begünstigt durch die vorangegangenen Reformen des preußischen Staates setzte im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein allmählicher wirtschaftlicher Aufschwung ein, der mit einem deutlichen Bevölkerungsanstieg einherging.

Ein wesentlicher Impuls für die wirtschaftliche Belebung ging von dem Umstand aus, dass ab 1825 die Postlinie Berlin – Stralsund in Pasewalk nach Stettin abzweigte (bis dahin von dem nördlicher gelegenen Ueckermünde aus), sodass die Stadt zu einem Verkehrsknotenpunkt wurde. Erhebliche Erleichterungen für den Handelsverkehr brachte der Ausbau der Landstraßen Pasewalk–Stettin ab 1829, Pasewalk–Anklam–Demmin–Greifswald–Stralsund ab 1832 und Pasewalk–Prenzlau ab 1834.

Auf Betreiben der pommerschen Provinzialregierung kam es 1835 zur Gründung der städtischen Sparkasse. 1838 wurde eine Armen- und Beschäftigungsanstalt gegründet, aus der später das städtische Krankenhaus hervorging.

Die bürgerliche Revolution 1848 begleiteten die Einwohner mit Volksversammlungen und Vereinsgründungen. Es bildeten sich der konservative „Konstitutionelle Verein“, der in treuer Gesinnung für König und Vaterland nur geringfügige Korrekturen zulassen wollte und vornehmlich aus Handwerkern, Ackerbürgern, Geistlichen sowie ehemaligen Soldaten bestand. Die Befürworter der Bewegung gründeten den liberal-demokratischen „Politischen Verein“, der seine Anhänger vor allem unter Kaufleuten und Beamten fand.

1863 erhielt Pasewalk Anschluss an die Strecke Angermünde–Anklam der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft. Nach Schaffung der Bahnverbindung Stettin–Neubrandenburg 1863/67 stieg der Ort zu einem Eisenbahnknotenpunkt auf, wodurch die einheimische Wirtschaft weitere Impulse erhielt. 1853 wurde die Straßenbeleuchtung eingeführt, um 1855 erhielt Pasewalk eine Telegraphenanstalt, 1864 erteilte die Stadt die Konzession zur Errichtung einer privaten Gasanstalt, die 1904 vertragsgemäß in städtisches Eigentum überging.

Im Jahre 1870 erfolgte die Gründung des Vaterländischen Frauenvereins, eines der ersten von einer Vielzahl gleichnamiger Vereine in ganz Deutschland und der älteste in Pommern, in dem sich in erster Linie die Ehefrauen und Töchter der gutsituierten Offiziers- und Beamtenfamilien um soziale Belange kümmerten (Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Stadt nicht nur optisch durch eine Vielzahl von Neubauten außerhalb der historischen Stadtbegrenzung, sondern auch in ihrem sozialen Gefüge. War Pasewalk bis dahin vor allem eine Stadt der Ackerbürger, gaben nun Handwerk und Gewerbe, Beamte und Kaufleute der Stadt das Gepräge. Tabak-, Stärke- und Kartoffelflockenfabriken sowie der Holzhandel prägten das Bild. Auch der Bahnhof mit einem bedeutenden Güterumschlag bildete einen Wirtschaftsfaktor. Vorübergehend hatte auch die Ueckerschiffahrt Bedeutung, mit der vor allem Mauersteine aus den Ziegeleien im nördlichen Kreis Ueckermünde verschifft und am Bahnhof Pasewalk umgeschlagen wurden. Oskar-Picht-Gymnasium, 1905 als höhere Mädchenschule eingeweiht

1900 bis 1945

Um 1900 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt erstmals die Grenze von 10.000 (1827: 4.869) und stieg bis 1939 auf rund 12.500 an. Im Jahr 1905 wurde sowohl das Gebäude des heutigen Amtsgerichts Pasewalk als auch das des heutigen Oskar-Picht-Gymnasiums in der Grünstraße fertiggestellt und ihrer jeweiligen, bis heute noch bestehenden, Nutzung übergeben. Im Ersten Weltkrieg verloren 310 Pasewalker ihr Leben auf den Schlachtfeldern. Nach einer Senfgasverletzung mit kurzzeitiger Erblindung wurde 1918 Adolf Hitler als 29-jähriger Gefreiter in ein Reservelazarett in Pasewalk verlegt, wo er die Kapitulation Deutschlands erlebte. Auf der Grundlage eines auf unsicherer Beweislage basierenden amerikanischen Geheimdienstberichtes von 1943 entstand die These, dass Hitlers Sehstörung mit auffälligen psychischen Reaktionen einhergegangen sei, sodass er in Pasewalk dem Chefpsychiater Edmund Forster vorgestellt worden sei (siehe dazu den Artikel Adolf Hitlers Psychopathographie). Hitler selbst verbreitete in seinem Buch Mein Kampf die Legende, die Nachricht von der Revolution habe ihn bewogen, eine Rolle in der Politik zu übernehmen („Ich aber beschloß, Politiker zu werden“). Neueren Forschungen zufolge wollte Hitler die Tage in Pasewalk eher nachträglich zu einer Art „pseudoreligiösem Erweckungserlebnis“[7] stilisieren.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Kürassier-Regiment im Zuge des Versailler Vertrags 1919 aufgelöst. Pasewalk verlor dadurch einen Teil seiner Garnison, anstelle der Kürassiere beherbergte es seitdem drei Schwadronen des Reichswehr-Reiterregiments Nr. 6.

Elektrizität hielt in Pasewalk erst nach 1918 Einzug. Kanalisation und Wasserleitung wurden 1926 geschaffen. Vor den Toren der Stadt ließ der später zum Ehrenbürger ernannte Kommerzienrat Emil Krüger einen Stadtpark anlegen.

Zwischen den Weltkriegen bildete Pasewalk einen Umschlagplatz im Handel mit landwirtschaftlichen Produkten aus den benachbarten Dörfern des Kreises Ueckermünde und der Uckermark. Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Eisengießereien und eine leistungsfähige, modern eingerichtete Mühle prägten das Gesicht der Stadt.

Horst Wessel beschrieb in seiner Autobiographie Politika eine „Propagandafahrt“ der Sturmabteilung nach Pasewalk im Sommer 1928, die in ein Gefecht ausartete, mehrere Polizisten verwundete und wofür er seinen ersten Eintrag ins Polizeiregister bekam.[8]

1933 fasste der Nationalsozialismus in Pasewalk offiziell Fuß. Während der Novemberpogrome 1938 kam es zum Brand der Synagoge und Verwüstung des jüdischen Friedhofes. Die meisten Juden verließen Pasewalk unter diesem Druck. 1938 wurde das Reservelazarett zu einer „Führerweihestätte“ ausgestaltet.[9] Am 12. Februar 1940 wurden die letzten verbliebenen Juden des gesamten Regierungsbezirks Stettin in das besetzte Polen deportiert.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt infolge der Offensive der Roten Armee am 25./26. April 1945 schwere Zerstörungen. Das Stadtzentrum wurde dabei weitgehend vernichtet, die mittelalterliche Stadtbefestigung blieb jedoch – soweit noch vorhanden – erhalten.

1945 bis 1990

Die ersten Nachkriegsjahre dienten fast nur der Enttrümmerung. Der Neuaufbau begann 1948. Bis 1955 entstanden 160 und von 1955 bis 1961 weitere 278 Neubauwohnungen. Ab 1961 begann auch in Pasewalk die Großblockbauweise (1962–1966: 803 Neubauwohnungen). Am Südrand entstand 1957–1965 mit einem Kostenaufwand von 18 Millionen MDN ein neues Kreiskrankenhaus (heute Asklepios-Klinik)

Pasewalk kam nach Kriegsende zum Land Mecklenburg-Vorpommern und wurde 1950 Verwaltungssitz des neu geschaffenen Kreises Pasewalk. Im Zuge der Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurde er Teil des Bezirkes Neubrandenburg.

Am 1. November 1989 erlebte Pasewalk erstmals eine Demonstration mit anschließender Kundgebung, in deren Mittelpunkt Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen stand. Die Kundgebung war unter der Regie der Kirche und des Neuen Forums organisiert worden. Danach fanden anfangs mehrmals wöchentlich Rathausgespräche statt, in denen sich SED-Funktionäre sowie Mitarbeiter der städtischen Verwaltung den Fragen und der Kritik der Einwohner stellen mussten.

1990 bis heute

Seit 1990 wieder zum neukonstituierten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gehörig, war die Stadt 1994–2011 Verwaltungssitz des Landkreises Uecker-Randow. Seit der Kreisgebietsreform 2011 liegt Pasewalk im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Heute befindet sich hier eine Außenstelle der Kreisverwaltung des dieses Landkreises.

Die Innenstadt wurde im Rahmen der Städtebauförderung seit 1991 grundlegend saniert.


Text: Wikipedia

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