Fürstenwalde

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Fürstenwalde/Spree ist die bevölkerungsreichste Stadt im Landkreis Oder-Spree im Osten des Landes Brandenburg.

Stadtführer

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(c) Karte: CC-BY-SA OpenStreetMap.org contributors

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Fürstenwalde.

Israelitische Taubstummenanstalt

Julius Pintsch AG

Sonstige

Geschichte

Namensgebung

Der Name Fürstenwalde leitet sich von einer fürstlichen Gründung in einem Waldgebiet ab,[4] der zu DDR-Zeiten gebräuchliche Ansatz der Herleitung des Namens über die Lage der Stadt an einer Furt im Walde ist historisch nicht belegbar.

In den ersten Jahren der DDR wurde 1950/51 im Rahmen der Beseitigung feudalistischer Traditionen eine Umbenennung der Stadt in Spreestadt oder Spreewalde diskutiert, die aber das Innenministerium der DDR nicht genehmigte.[5]

Vorgeschichte und Stadtgründung

Bereits im 1. Jahrhundert soll es auf dem Gebiet des heutigen Fürstenwaldes eine Siedlung namens Susudata gegeben haben.[6]

Die erste urkundliche Erwähnung Fürstenwaldes war im Jahr 1272 (als Furstenwalde), die Stadt dürfte jedoch bereits zwischen 1225 und 1250 gegründet worden sein. Begünstigt wurde die Stadtgründung durch die Lage an einer Furt durch die Spree. Die Stadt wurde mit einem geregelten Straßennetz angelegt, welches sich in großen Teilen bis heute erhalten hat. Wenige hundert Meter spreeabwärts gibt es die Alte Stadt, deren Name auf eine (wahrscheinlich slawische) Vorgängersiedlung deutet. Die Bezeichnung hat sich bis heute in einigen Straßennamen erhalten.

Den Aufstieg der Stadt zu einer der wohlhabendsten der Mark Brandenburg verdankt sie der Tatsache, dass die Spree ab hier in Richtung Osten nicht mehr schiffbar war. Die Waren von und zur nächsten Wasserstraße, der Oder, wurden auf dem Landweg verbracht. Da Fürstenwalde das Niederlagsrecht besaß, waren die Händler verpflichtet, die Waren vor Ort anzubieten, bevor sie umgeschlagen und weitertransportiert wurden.

Der falsche Woldemar

In den Auseinandersetzungen um den falschen Woldemar spielte Fürstenwalde eine wichtige Rolle. Im Jahre 1348 zog der falsche Woldemar in die Mark und versuchte, die Städte für sich zu gewinnen. Der Bischof von Lebus sprach sich für Woldemar aus. Mehrere Städte, darunter Fürstenwalde, widersetzten sich dem Bischof und hielten weiter zum wittelsbachischen Markgrafen Ludwig. In den folgenden Auseinandersetzungen zogen die Anhänger Ludwigs den Kürzeren. Fürstenwalde musste daraufhin Woldemar „ansehnliche Lieferungen“ leisten. Ende Oktober 1348 eroberte Ludwig Fürstenwalde wieder zurück und bestätigte der Stadt daraufhin ihre alten Rechte und Privilegien.[7]

Fürstenwalde wird Bischofssitz

Im Jahre 1373 erwarb Kaiser Karl IV. im Vertrag von Fürstenwalde Brandenburg von den Wittelsbachern gegen eine Entschädigung von 500.000 Gulden. Bei seinem Einzug in die Mark hatten seine Truppen auch die bischöfliche Residenz und die Stiftskirche von Lebus zerstört. Die eilends einberufene Kapitelversammlung beschloss, die gut befestigte und reiche Stadt Fürstenwalde nun zum Sitz des Bistums Lebus zu machen. Fürstenwalde gehörte damit ab 1385 – nach Bestätigung durch den Papst – neben den Städten Brandenburg an der Havel und Havelberg zu den drei historischen märkischen Domstädten und Bischofssitzen.

Nach der Brandschatzung durch die Hussiten im April 1432 begann 1446 der Neuaufbau des Doms St. Marien in seiner heutigen Gestalt. Mit seinem 68 Meter hohen Turm gehört er zu den markanten Wahrzeichen Fürstenwaldes. Aus dieser Zeit stammt auch das Rathaus Fürstenwalde. Infolge der Reformation der Mark Brandenburg wurde das Bistum Ende des 16. Jahrhunderts säkularisiert. 1557 wurde die Domkirche der lutherischen Gemeinde übergeben.

Entwicklung nach 1600

Im Jahr 1624 wurden der Rathausturm ergänzt und die Stadtbefestigung erneuert.[8] Seit dem Mittelalter genoss Fürstenwalde auch als Schulstadt einen guten Ruf. So wurde in den Pestjahren 1613, 1625 und 1656 die Universität Viadrina aus dem nahen Frankfurt (Oder) hierher verlegt.

Durch den Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals in den Jahren 1662 bis 1669, der die Oder mit der Spree verband, sank die Bedeutung Fürstenwaldes als Handels- und Warenumschlagplatz. Dennoch war die Wasseranbindung der Stadt nach Berlin und zur Nord- und Ostsee ein Ansiedlungsargument.

Industrialisierung und Stadtwachstum

Mit dem Bau der Spreemühlen 1837 und den dadurch anfallenden Gütermengen erlebte die Stadt erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch deshalb wurde die Stadt 1842 an die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn – eine der ersten deutschen Eisenbahnstrecken – angeschlossen. Der Bahnhof Fürstenwalde (Spree) ist bis heute erhalten und damit eines der ältesten Bahnhofsgebäude in Deutschland.

Im 19. Jahrhundert erblühte das örtliche Handwerk und war die Wiege der noch heute bestehenden industriellen Strukturen in einem vielfältigen Branchenmix (zum Beispiel die Eisengießerei Henry Hall). Zur Industriestadt wurde Fürstenwalde endgültig, als die Berliner Firma Pintsch[9] im Jahre 1872 einen großen Teil ihrer Produktionsanlagen nach Fürstenwalde verlegte. Während des Zweiten Weltkriegs expandierte das Unternehmen zu einem Rüstungsbetrieb mit etwa 12.000 Beschäftigten (darunter vielen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen).

Aufgrund des starken Bevölkerungsanstiegs wuchs die Stadt zunächst bis zur nördlich der Stadt verlaufenden Eisenbahnstrecke und im 20. Jahrhundert darüber hinaus. Südlich der Stadt, jenseits der Spree, liegt Ketschendorf (heute Fürstenwalde Süd). Aufgrund administrativer Gegebenheiten – Ketschendorf lag sowohl in einem anderen Landkreis als auch in einem anderen Regierungsbezirk – fand hier eine eigenständige Entwicklung statt. Größtes Unternehmen hier waren die Deutschen Kabelwerke, aus denen sich später das Reifenwerk Pneumant entwickelte. Beide Orte verwuchsen mit der Zeit, sodass die ehemalige Stadtgrenze an der Rauener Straße heute nicht mehr wahrnehmbar ist.

Zeit des Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

Bei Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurden die politischen Gegner der Nazis im Fürstenwalder Hof in der Gartenstraße 41, dem heutigen Kulturhaus, inhaftiert und gefoltert, bis sie in das frühe KZ Oranienburg überstellt wurden. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Frankfurter Straße 96 zerstört. Auch der jüdische Friedhof fiel dem Pogrom zum Opfer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1943 in der Lindenstraße 31 ein erstes Außenlager des KZ Buchenwald für bis zu 90 Häftlinge eingerichtet. 1944 wurden die Häftlinge nach Ketschendorf überstellt, wo seit 1942 ein Außenlager des KZ Sachsenhausen für 900 Häftlinge errichtet worden war, die für die Deutschen Ausrüstungswerke der SS zum Bau von Befestigungsanlagen und Bunkern eingesetzt wurden. Ihr Lager war von Stacheldraht umgeben, der mit Hochspannung geladen war. Grausamkeiten und Erschießungen waren an der Tagesordnung. Noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erklärte der deutsche Stadtkommandant Fürstenwalde zur Festung, die Stadt wurde durch Bombardierung in Schutt und Asche gelegt. Auch Dom und Rathaus wurden stark beschädigt und 80 Prozent der Wohnhäuser im Stadtzentrum dem Erdboden gleichgemacht.

Das Innenministerium der UdSSR (NKWD) richtete 1945 in einer Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke das Speziallager Ketschendorf (Speziallager Nr. 5) ein, das mit bis zu 10.000 Häftlingen belegt war, darunter vielen der Freischärlerbewegung Werwolf verdächtigten Jugendlichen, von denen zwischen 4.500 und 6.000 nicht überlebt haben.

Neugestaltung des Stadtzentrums

Die starken Zerstörungen im Zuge des Zweiten Weltkriegs betrafen vor allem die zentralen Bereiche der Stadt, während die gründerzeitlichen Erweiterungsbereiche westlich und nördlich des mittelalterlichen Stadtgebietes zu einem großen Teil erhalten blieben. Neben Wiederaufbauten und Lückenschlüssen entstanden im Stadtkern seit den 1950er Jahren mehrere großflächige Neubauareale. Sie sind ein Abbild der jeweils vorherrschenden Vorstellungen von moderner Stadtgestaltung. Östlich der Mühlenstraße wurden in den späten 1980er Jahren viele Gebäude in Plattenbauweise neu errichtet, wofür diverse noch erhalten gebliebene Gebäude abgerissen wurden.

In den 1950er und 1960er Jahren wurden viele Gebäude wiederhergestellt, und neue Wohngebiete entstanden. Fürstenwalde entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriestandort der Region mit dem Pneumant-Reifenwerk und dem Chemie- und Tankanlagenbau „Ottomar Geschke“ als den wichtigsten Betrieben.

Straßenneubauten oder -verbreiterungen führten in Teilen zur Überformung der historisch gewachsenen Stadtgestalt. So verschwand das kaum zerstörte Rosenviertel mit dem sogenannten Fürstenwalder Hosenbein für einen Straßendurchbruch (heute südliches Ende der Eisenbahnstraße). Das Hosenbein war eine Verzweigung mehrerer Gassen und ein Wahrzeichen der Stadt. Weiterhin wurden die Wassergasse und das östliche Ende der Schloßstraße stark verbreitert und zu einem durchgehenden dreistreifigen Straßenzug ausgebaut. Bis heute bestehen ungestaltete und brach gefallene Bereiche im historischen Stadtzentrum.

Seit den 1990er Jahren, nach der politischen Wende, entstanden im Zentrum verschiedene prägende Neubauten. Als erster größerer Nachwendebau wurde das Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse neben dem Bullenturm am Goetheplatz errichtet. Die politische Entscheidung, den Sitz der 1994 durch Fusion neu geschaffenen Sparkasse Oder-Spree nach Eisenhüttenstadt zu legen, führte jedoch dazu, dass ein Teil des Gebäudes dauerhaft ungenutzt blieb (Stand 2017).

1996 wurde auf einer großen Freifläche am Fuße des Domes, welche vorher als Park- und Marktplatz diente, das Rathaus-Center errichtet. Im Gebäude, welches einen kompletten Straßenblock umfasst, befindet sich neben einem Einkaufszentrum, Büros und Wohnungen auch die Stadtverwaltung Fürstenwaldes. Diese war vorher in verschiedenen Gebäuden im Stadtgebiet verteilt untergebracht. Im selben Jahr entstand das neue Kaisereck am Ottomar-Geschke-Platz. Das Haus, welches im Erdgeschoss Geschäfte und gastronomische Einrichtungen beherbergt, ist als Hotel Kaiserhof bekannt.

Als weiterer Baustein entstand im Jahr 2001 die Fürstengalerie neben dem Alten Rathaus. Dieser Gebäudekomplex schließt Geschäfte, Wohnungen, Büros und das Amtsgericht ein. Damit, und durch die Errichtung weiterer Gebäude, wurde die bauliche Verbindung zwischen der Eisenbahnstraße als Haupteinkaufsstraße der Stadt und dem historischen Zentrum rund um den Marktplatz wiederhergestellt.

Seit 1998 beteiligt sich Fürstenwalde an der Erarbeitung eines Programms zur nachhaltigen Stadtentwicklung und engagiert sich im Netzwerk Lokale Agenda 21. Am 23. September 2008 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel Ort der Vielfalt.

Militär in Fürstenwalde

Lange Zeit prägte Militär das Stadtbild. Waren es früher die Truppen Napoleons und die Ulanenregimenter der preußischen Könige, so waren bis 1994 Truppen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (ab 1991: Westgruppe der Truppen) in und um Fürstenwalde stationiert. Die NVA baute die Bunkeranlage Fuchsbau südlich der Stadt. Im 21. Jahrhundert hat Fürstenwalde keine militärischen Standorte mehr.

Aufgrund der zahlreichen Kasernen gibt es im Zuge der Konversion vielfältige neue Nutzungen: Die Kasernenkomplexe Neue Gartenstraße, Rudolf-Breitscheid-Straße und Altstadt wurden zu Wohnquartieren umgebaut. Die Standorte Berkenbrücker Chaussee, Külzstraße und Waldfrieden wurden zu Wald- bzw. Grünflächen. Andere Gelände werden als Gewerbe- und Industriestandorte genutzt, u. a. Langewahler Straße und Pionierpark. Nicht alle Gebäude konnten bis heute einer neuen Nutzung zugeführt werden, sodass sie sich in teilweise ruinösem Zustand befinden.


Text: Wikipedia

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