Annaberg-Buchholz

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Annaberg-Buchholz ist eine Große Kreisstadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Reklamemarken und Siegelmarken

Katalog der Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Annaberg-Buchholz.

400 Jahre Annaberg

Clemens Schreiber

G.A. Biermann Nachf.

Langer & Co.

Sonstige

Frohnau (Annaberg)

Geyersdorf

Kleinrückerswalde

Geschichte

Gründung

Das damals von dichtem Wald bedeckte obere Erzgebirge wurde im 12. und 13. Jahrhundert durch fränkische Bauern besiedelt. Die ersten schriftlichen Erwähnungen der heute zur Stadt Annaberg-Buchholz gehörenden Ortschaften Frohnau, Geyersdorf und Kleinrückerswalde stammen aus dem Jahr 1397.

Für die Anfänge des Bergbaus im Gebiet von Annaberg gibt es keine Belege. Die Münzbefreiung vom 31. Juli 1492 für den Schreckenberg deutet darauf hin, dass erste Erzgänge erschürft wurden. Am 11. Februar 1493 wurde eine Bergordnung für den Schreckenberg erlassen. Ausgangspunkt für die Stadtgründung war eine Verfügung Herzog Georgs von Sachsen aus dem Jahr 1496. Der Entwurf der Anlage stammte von dem späteren Freiberger Bürgermeister und Gelehrten Ulrich Rülein von Calw. Es gibt keinen zeitgenössischen Beleg oder Nachweis, dass Ulrich Rülein von Calw etwas mit der Planung der Stadt zu tun hatte. Als Stadtphysikus von Freiberg wäre er dazu schon zeitlich nicht in der Lage gewesen. Am 28. Oktober 1497 gewährte Herzog Georg im Auftrag seines Vaters Herzog Albrecht von Sachsen der entstehenden Siedlung, der Nawenstadt bey dem Schregkenbergk, für 3 Jahre zahlreiche Privilegien. Das wird gemeinhin als die Stadtgründung interpretiert. Im Jahr 1498 wurde die Münzstätte Annaberg gegründet, die sich bis gegen Ende 1501 in Frohnau befand und 1502 nach Annaberg verlegt wurde.

Folgende Ortsnamenformen wurden gebraucht:

1492 Schregkennpergk, 1494 den gewercken der funtgruben zu Schreckenperge, 1496 St. Annabergk, 1497 In der Neustadt des Schreckenberges, 1499 umb den Schreckenberg, zu der Nawenstadt, Newenstadt ader santt Annabergk, 1509 sandt Annaberg, stat, 1535 Sant Anaberg, 1547 Annenberg, 1555 Annebergk, 1589 Schreckenberg, hernach S. Annenberg genennet worden, 1590 Annaberg, 1949 Annaberg-Buchholz.

1495 begann man auf Grünhainer Klostergebiet, unterhalb von Annaberg, eine weitere Bergbausiedlung anzulegen. St. Katharinenberg im Buchholz erhielt 1501 erste Privilegien und wurde erstmals 1539 als Städtlein bezeichnet. Die Münzstätte Buchholz wurde 1505 unter Kurfürst Friedrich III. errichtet und 1553 mit der Annaberger Münze vereinigt. Im Jahr 1558 verlegte Kurfürst August die Annaberger Münze nach Dresden.

Seit der Leipziger Teilung 1485 verlief die Landesgrenze des ernestischen und des albertinischen Sachsens im Tal der Sehma zwischen den beiden Städten Annaberg im Amt Wolkenstein und Buchholz im Amt Grünhain. Nach der Wittenberger Kapitulation 1547 kam auch Buchholz zum albertinischen Teil Sachsens, der sich seitdem Kurfürstentum Sachsen nannte.

Zentrum des Silberbergbaus

Die reiche Ausbeute des Silberbergbaus führte zu einem starken Zuzug von Bergleuten und einer raschen Vergrößerung der Einwohnerzahl. So entwickelte sich Annaberg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu der nach Freiberg zweitgrößten Stadt Sachsens. Etwa 1522 zog es Adam Ries nach Annaberg, der hier bis zu seinem Lebensende als Rechenmeister und Bergbeamter tätig war.

Während im ernestischen Sachsen, zu dem Buchholz gehörte, schon früh die Reformation eingeführt wurde, blieb Annaberg im albertinischen Sachsen katholisch. Herzog Georg war bemüht, die neue Stadt auch zu einem Zentrum des Glaubens zu entwickeln. In der St. Annenkirche wurde eine umfangreiche Reliquiensammlung zusammengetragen, die Annaberg auch zum Wallfahrtsort machte. Schon 1502 war in der Stadt ein großes Franziskanerkloster gegründet worden. Der Umstand, dass die Landesgrenze zwischen Annaberg und Buchholz zur Glaubensgrenze geworden war, führte dazu, dass zunehmend Annaberger heimlich den evangelischen Gottesdienst in der Nachbarstadt hörten. Dort predigte zum Beispiel 1524 der aus dem Annaberger Kloster geflohene Mönch und Reformator Friedrich Myconius und zog weit über 1000 Gläubige aus Annaberg an. Nach dem Tod Herzog Georgs hielt 1539, wie im gesamten albertinischen Sachsen, in Annaberg die Reformation Einzug.

Tonvorkommen am Pöhlberg begünstigten im 16. bis 18. Jahrhundert das Töpferhandwerk – wegen der Brandgefahr, die von den Brennöfen ausging, lagen die Betriebe vor den Stadttoren.[6]

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gewannen Klöppeln und Bortenwirken wirtschaftliche Bedeutung, vor allem durch die Unternehmerin Barbara Uthmann. Im 17. Jahrhundert war die Region durch den starken Rückgang der bergbaulichen Tätigkeit geprägt und mehrfach von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs betroffen.

Im 18. Jahrhundert waren Annaberg und Buchholz kleine Handwerkerstädte. 1712 besuchte Zar Peter der Große auf einer Reise nach Karlsbad Annaberg. Zwischen 1712 und 1720 kam es zu der auch international beachteten sogenannten Annaberger Krankheit (auf vermeintliche Hexerei zurückgeführte Fälle von Visionen und Anfällen), von denen 20 Personen betroffen waren.[7] 1731 vernichtete ein Stadtbrand Teile der Stadt. Während des Bayerischen Erbfolgekriegs belagerten 1778 österreichische Truppen die Stadt. Da diese die geforderten 50.000 Taler Tribut nicht aufbringen konnte, wurden der Bürgermeister und ein Kaufmann in Geiselhaft genommen, nach Ungarn verschleppt und erst ein Jahr später freigelassen.

Der Fundort „Annaberg“, genauer der Annaberger Ortsteil Frohnau, ist Namensgeber für das 1852 durch Henry James Brooke und William Hallowes Miller beschriebene Mineral Annabergit.

Industrielle Revolution

Im 19. Jahrhundert kam es zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem durch die Textilindustrie. Ausschlaggebend dafür war für die Städte Annaberg und Buchholz die Einführung der Gewerbefreiheit in Sachsen 1861 sowie die Eröffnung der Chemnitz-Annaberger Eisenbahn im Jahr 1866. Ab 1872 bestand eine direkte Eisenbahnverbindung nach Böhmen, über die vor allem die böhmische Kohle günstig importiert werden konnte.

Im Zuge der Industriellen Revolution entwickelten sich Annaberg und Buchholz Ende des 19. Jahrhunderts zu einem weltweiten Zentrum der Posamentenherstellung. Annaberger Firmen unterhielten Niederlassungen in zahlreichen Metropolen der Welt wie Paris, London und New York. In dieser Zeit arbeiteten in den beiden Städten weit über 200 größere und kleinere Manufakturen sowie selbstständige Posamentierer. Hergestellt wurden Quasten, Borten und Spitze, Produkte, deren Bedarf, bedingt durch den Zeitgeschmack in Mode und Einrichtung, rasant stieg, sowie Taschen und Posamentiermaschinen.

Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig waren Kartonagen- und Prägewerke, die Verpackungsmaterialien, Schachteln und geprägte Verzierungen herstellten. Auch diese Artikel wurden von Annaberg und Buchholz aus bis nach Übersee exportiert.

Ausdruck für die damalige wirtschaftliche Blüte und die Bedeutung des Wirtschaftsstandortes war die Einrichtung einer amerikanischen Konsularagentur in Annaberg 1879, die 1882 zu einem Konsulat erhoben wurde. Hier wurden im Wesentlichen die Ausfuhrformalitäten erzgebirgischer Waren erledigt. Als zahlreiche Annaberger Firmen dies verstärkt über ihre eigenen ausländischen Filialen abwickelten, wurde das Konsulat überflüssig und 1908 wieder geschlossen.

Auch Buchholz, das immer im Schatten seiner bedeutenderen Nachbarstadt gestanden hatte, baute sich seit dem 16. Jahrhundert mit Spitzenklöppelei und Posamentenherstellung ein wichtiges wirtschaftliches Standbein auf. 1620 zogen böhmische Exulanten zu, bevor es, ohne Stadtmauer, im Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstet wurde. 1868 wurde in der Stadt ein Herstellungsverfahren für Perlgewebe erfunden, das, als Buchholzer Monopol, zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte.

Ab 1874 war Annaberg Sitz der Amtshauptmannschaft Annaberg und ab 1939 des Landkreises Annaberg bis zu dessen Auflösung 2008.

Zeit des Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Schützenhaus, der späteren Gaststätte Erzgebirgischer Hof, ein frühes Konzentrationslager eingerichtet, in dem hunderte Mitglieder von Arbeiterorganisationen und andere Gegner des NS-Regimes interniert und misshandelt wurden. Anlässlich des Novemberpogroms 1938 ließ der Erste Bürgermeister Max Dietze die verbliebenen 16 Juden der Stadt, die bis 1935/36 den Betsaal der Israelitischen Religionsgemeinde im Hinterhaus an der Buchholzer Straße 17 benutzt hatten, vertreiben bzw. in die Vernichtungslager deportieren. Der jüdische Friedhof wurde zerstört und 1940 eingeebnet.

In Annaberg hielten sich die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in Grenzen. Buchholz hingegen wurde bei einem Bombenangriff am 14. Februar 1945 schwer getroffen. Anstelle eines vorgesehenen Angriffs auf das nahe Chemnitz schwenkten mehrere Bomber wegen zu hoher Wolken nach Süden ab, die Städte Annaberg und Buchholz wurden ausgeleuchtet. Man vermutet, dass beim Überflug über den Pöhlberg die Bomben zu spät ausgeklinkt wurden, so dass die Stadt Annaberg in dieser Nacht von Zerstörungen verschont blieb. In Buchholz hingegen wurden zahlreiche Häuser zerstört oder schwer beschädigt. Auch die Katharinenkirche wurde getroffen, Gewölbe und Pfeiler stürzten ein, nur die Umfassungsmauern blieben erhalten. Bis 1975 wurde sie wieder aufgebaut.[8]

Nachkriegszeit, DDR und politische Wende

Im Jahr 1945 wurden die beiden Städte Annaberg und Buchholz auf Anweisung des sowjetischen Stadtkommandanten vereinigt. Bis dahin hatte es bereits mehrere Versuche gegeben, die beiden vollständig zusammengewachsenen Städte auch politisch zusammenzuschließen. 1913 wurde eine Initiative seitens der Stadt Buchholz vom Annaberger Rat abgelehnt, 1919 scheiterte ein erneuter Anlauf an der Annaberger Bedingung, nur eine Eingemeindung von Buchholz, nicht aber eine Vereinigung der beiden Städte zu akzeptieren. Mehrere Anläufe zur Schaffung einer Großgemeinde unter Einbeziehung weiterer angrenzender Orte wie Frohnau oder Cunersdorf blieben in den 1920er Jahren erfolglos.

Gegen die Zwangsvereinigung durch die Besatzungsmacht regte sich 1945 besonders aus Buchholz Widerstand, örtliche Gremien protestierten und verlangten ein ordnungsgemäßes Verfahren. 1947 stimmte schließlich der Kreistag, im Jahr darauf auch der sächsische Landtag der Vereinigung zu. Auf der Grundlage des Gesetzes über den Zusammenschluss der Stadtgemeinden Annaberg und Buchholz (Landkreis Annaberg) vom 10. Dezember 1948 (Gesetze/Befehle/Bekanntmachungen/Verordnungen veröffentlicht durch die Landesregierung Sachsen 4. Jg. 1948, S. 650) fand die offizielle Vereinigung der beiden Städte statt.

Die Förderung von Uranerzen für die SAG Wismut ab 1947 und besonders in den 1950er Jahren führte zu einem Wiederaufleben des Bergbaus und zu einem starken Anstieg der Bevölkerung. Nachdem bereits Ende der 1940er Jahre größere Unternehmen enteignet worden waren, wurde 1972 ein Großteil der noch in Privatbesitz verbliebenen Firmen verstaatlicht. Nach der politischen Wende 1989/90 wurden viele Unternehmen in Privathand zurückgeführt.

Im September 1994 war Annaberg-Buchholz Ausrichter des dritten Tages der Sachsen.

Annaberg-Buchholz verweigerte zusammen mit der Partnergemeinde Staffelstein die Teilnahme an den weltweiten Festivitäten zur vermeintlichen Jahrtausendwende 1999/2000 und verwies auf die weit verbreitete fehlerhafte Zeitrechnung.[9]


Text: Wikipedia

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